Wie kleine Zimmer Profit bringen
"Mit Robotern als Hotellerie-Mitarbeiter ist es wie mit den selbstfahrenden Autos. Sie kommen sicher, die Frage ist nur wann", sagt Dieter Müller, Gründer und Chef der Münchener Budget-Hotel-Gruppe Motel One. Er kann sich gut vorstellen, dass auch in seinen Hotels Roboter arbeiten werden, so wie es etwa in kalifornischen Betrieben schon der Fall ist: Als Unterstützung am Frühstücksbuffet, im Zimmerservice oder als Abservierer an der Bar. "Aus heutiger Sicht klingt das witzig, aber in Kombination mit dem Personalmangel, den wir in der Branche haben, könnte das ein Thema werden." Derzeit sind die Roboter aber noch zu teuer – deswegen wartet Müller erst einmal ab.
Müller ist ein Rechner. Von vielen Sternen an der Hoteltür, einem Restaurant im Erdgeschoß und einem Pool samt Saunalandschaft am Dach, hält er gar nichts. Er will mit seinen Häusern Geld verdienen – das kann er am besten, wenn die Fixkosten gering sind. Bei Budgethotels könne man von einer Rendite zwischen acht und zwölf Prozent der investierten Summe ausgehen, im Luxussegment seien bestenfalls vier Prozent drin, rechnet der Experte vor.
Bloß kein Firlefanz
Seiner Meinung nach legen die wenigsten Städtereisende auf Schnickschnack – wie eine Minibar – Wert. Genauso wenig würden sie jemals ein Hotel-Fitnesscenter von innen sehen. Aber sie wollen zentral wohnen und ein gutes Bett, meint Müller. Und das für möglichst wenig Geld.
Auf diesen Erkenntnissen hat der ehemalige Accor-Manager seine Münchener Hotelkette Motel One hochgezogen, zu der mittlerweile 51 Hotels mit insgesamt knapp 14.000 Zimmern gehören. Es waren auch schon einmal mehr Häuser. Die ersten neun Betriebe, eröffnet vor gut 15 Jahren, hat Müller voriges Jahr verkauft. Die Lagen haben ihm nicht mehr gefallen – zu weit weg vom Zentrum.
In Österreich betreibt Motel One in einem Joint Venture mit dem Verkehrsbüro vier Hotels in Wien – allein das Motel One am Hauptbahnhof hat 533 Zimmer – und zwei weitere in Salzburg. Als Nächstes will Müller in Innsbruck und Linz an den Start gehen. Noch sei nix fix, aber in spätestens drei Jahren könnte es so weit sein, sagt er im KURIER-Gespräch.
Die Konkurrenz schläft nicht. Selbst die IKEA-Gruppe hat erkannt, dass sich mit stylischen Hotels im leistbaren Preissegment Geld verdienen lässt. Moxy heißt die neue IKEA-Billighotelkette, die von dem US-Hotel-Spezialisten Marriott betrieben wird und 2017 auch am Wiener Flughafen eröffnet. Der Schein, dass der Hotelmarkt fest in Händen der großen Ketten ist, trügt aber, sagt Müller. "Sogar in New York entfällt die Hälfte des Angebotes auf unabhängige Häuser. In Europa ist der Prozentsatz noch viel höher. Die Ketten machen nur viel Werbung und sind so sichtbarer."
Ein zumindest in Europa noch relativ neuer Konkurrent ist der Online-Zimmervermittler Airbnb, der vor allem im Städtetourismus am Vormarsch ist. In Berlin wird der Anteil von Airbnb an den gesamten Gästenächtigungen bereits auf rund 20 Prozent geschätzt. "Dennoch entwickelt sich auch die Hotellerie gut – es scheint, als wäre eine Koexistenz gut möglich", meint Müller. Dass es viele schwarze Schafe gibt, die privaten Wohnraum zweckentfremden und an der Steuer vorbei vermieten, sei aber natürlich ein Ärgernis.
Ein Haus, 700 Zimmer
Müller lässt derzeit ein weiteres Motel One mit mehr als 700 Zimmern am Berliner Alexanderplatz hochziehen. Es ist das neunte in der Stadt und soll Anfang 2018 eröffnen.
Derzeit schätzen Experten den Marktanteil von sogenannten Budget-Häusern in der Stadthotellerie auf rund zehn Prozent. Mit Potenzial auf bis zu 40 Prozent.
Motel One hat 2015 neun kleinere Häuser in Gewerbegebieten verkauft und dafür sechs deutlich größere Hotels mit insgesamt 1800 Zimmern in zentralen Lagen eröffnet. Unter dem Strich gehören nun 51 Standorte in sechs Ländern (Deutschland, Österreich, Belgien, UK, Niederlande, Tschechien) zur Gruppe. Die durchschnittliche Auslastung der Häuser liegt bei 75,3 Prozent (2014: 74,8 Prozent).
Aktuell sind 24 Standorte mit insgesamt mehr als 7000 Zimmern in Planung. Damit hat sich Firmenboss Dieter Müller das Wachstum seiner Gruppe auf 75 Hotels mit insgesamt 21.600 Zimmern gesichert.
Der geplante Start in New York liegt derzeit auf Eis, ist aber noch nicht vom Tisch. Im Gegensatz zu einem Börsengang, über den lange spekuliert wurde. Firmenboss Müller: „Mittlerweile gibt es ganz andere Möglichkeiten der Finanzierung, ein IPO wäre die aufwendigste Variante von allen.“
Im Vorjahr hat Motel One mit 2000 Mitarbeitern den Umsatz um 26 Prozent auf 322 Millionen Euro gesteigert. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) stieg um 19 Prozent auf 97 Millionen Euro.
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