Wie Job-Integration von Flüchtlingen gelingen kann

Ahmad Shah Mujadid flüchtete vor acht Jahren ohne Eltern aus Afghanistan nach Österreich. Die Lehre zum Einzelhandelskaufmann bei T-Mobile schloss er mit Auszeichnung ab.
Firmen wie T-Mobile, Rewe, ÖBB oder Porr engagieren sich - und ernten dafür nicht nur Lob.

Vor acht Jahren aus Afghanistan geflüchtet, heute Verkäufer im T-Mobile-Shop in der SCS: Als einer der Jahrgangsbesten schloss Ahmad Shah Mujadidi vor zwei Jahren seine Lehre als Einzelhandelskaufmann ab und ist seither fix bei T-Mobile beschäftigt. Er ist nicht das einzige ehemalige Flüchtlingskind dort.

Der Mobilfunk-Betreiber besetzt jährlich zehn Prozent seiner Lehrstellen mit jungen Flüchtlingen. Warum eigentlich? "Engagement und zusätzliche Sprachkenntnisse sind eine Bereicherung für uns, nicht zuletzt kommt auch ein Teil unserer Kunden aus diesen Sprachräumen", begründet T-Mobile-Sprecher Helmut Spudich. "Heuer im Herbst haben wir drei Flüchtlinge aufgenommen, bei knapp unter 40 Lehrlingen, in den Jahren davor waren es jeweils vier bei über 40 Lehrlingen", erzählt Spudich. Sechs dieser Lehrlinge hätten teils mit sehr gutem Erfolg abgeschlossen, sieben würden sich derzeit in Ausbildung befinden. "Die meisten sind nach der Ausbildung bei T-Mobile geblieben."

T-Mobile kooperiert in Sachen Lehrlingsausbildung mit dem privaten Verein Lobby16, der unbegleitete jugendliche Flüchtlinge betreut. Auch wenn die Job-Integration mühsam und vor allem langwierig ist: Es gibt Unternehmen, die keine Berührungsängste haben und aktiv handeln. Insbesondere mit jungen Menschen. Der Handelskonzern Rewe (Billa, Merkur, Bipa) will noch heuer 20 bis 30 Lehrstellen für Flüchtlinge schaffen und hat über alle seine Handelsfirmen hinweg ein eigenes Ausbildungsprogramm auf die Bedürfnisse der Jugendlichen abgestimmt.

Der Baukonzern Porr bietet ebenfalls zehn zusätzliche Lehrstellen für Flüchtlinge an. Konzernchef Karl-Heinz Strauss hadert aber mit der Bürokratie: "Es zeigt sich, dass das gar nicht so einfach ist", sagt Strauss. Vor allem außerhalb Wiens gebe es keine klare Kompetenzverteilung. "Wir werden von einer Stelle an die nächste verwiesen, zumal die Lehrlinge ja anerkannte Flüchtlinge sein müssen." Die ÖBB haben im Rahmen der integrativen Lehrausbildung bereits viele junge Flüchtlinge aufgenommen. Aktuell befinden sich 50 unbegleitete Flüchtlinge, vornehmlich aus Afghanistan, bei den ÖBB in Lehre.

Job-Allianz

Der Zeitarbeits-Konzern Trenkwalder startete schon im Vorjahr eine eigene Job-Initiative für schwer vermittelbare Arbeitsuchende, darunter auch Flüchtlinge. Das Ziel: 10.000 Arbeitsuchenden bis 2017 einen längerfristigen Job zu verschaffen. Fast 30 Betriebe, darunter die Wiener Städtische oder Casinos Austria seien bereits Teil dieser Allianz, berichtet Trenkwalder-International-Chef Károly Pataki. Die ersten 1500 Personen konnten so schon vermittelt werden. Pataki sieht Zeitarbeitsfirmen auch als wichtige Drehscheibe für die Job-Integration, daher werde eng mit dem AMS kooperiert. Für das Engagement gebe es aber auch viel Kritik, ja sogar Anfeindungen, sagt Pataki. Er verstehe daher, dass sich viele Betriebe gar nicht öffentlich äußern wollen, wenn sie Flüchtlinge einstellen. Letztlich führe an einer raschen Job-Integration aber kein Weg vorbei.

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