Wie Huawei um Österreich rittert

Umstrittener Konzern startet mit einem Forschungs- und Entwicklungszentrum in Wien, 5G-Chef Stargast bei Darwin’s Circle

Der chinesische Digital-Riese Huawei verstärkt seinen Fokus auf Österreich. Die Dimensionen des Geschäftes mit der 5G-Technologie in der Alpenrepublik sind auch für einen der größten Konzerne weltweit keine Peanuts. AD Little schätzte immerhin, dass der 5G-Ausbau die heimische Telekom-Branche rund drei Milliarden Euro kosten wird.

Auftakt ist die Digitalkonferenz „Darwin’s Circle“ am 19. September in Wien. Die internationale Veranstaltung wird von ChaoBin Yang eröffnet, dem Konzern-Vorstand von Huawei für 5G.

Der Huwaei-Spitzenmanager tritt erstmals im deutschsprachigen Raum auf. Er wird als Keynote-Speaker über die aktuellen technischen Entwicklungen im 5G-Bereich und die Möglichkeiten für Konsumenten und Unternehmen referieren.

Darwin’s Circle“ gilt als eine der exklusivsten IT-Veranstaltungen in Zentraleuropa. Im Vorjahr stand Wirecard-Chef Markus Braun als Keynoter auf der Bühne.

Es sei ihm eine Ehre, sich bei einer Top-Konferenz wie „Darwin’s Circle“ „mit den klügsten Köpfen der Welt auszutauschen“, schickt Yang chinesische Höflichkeiten nach Wien. Und betont den „offenen und wettbewerbsfähigen Markt in Europa“.

Gebeutelt vom Handelskrieg zwischen China und den USA erklärt Huawei Europa zu seinen Kernmärkten. Nach dem Auftritt des 5G-Chefs will der politisch umstrittene Konzern in Wien den nächsten Schritt setzen. Wie zu hören ist, soll im Oktober ein R&D-Center (Research and Development) eröffnet werden. Offiziell hüten sich die Chinesen über dieses Zentrum für Forschung und Entwicklung (F&E) noch in Schweigen, als ob es um ein Staatsgeheimnis ginge. Huawei hat derzeit rund 100 Mitarbeiter in Österreich.

Im September des Vorjahres hatte Huawei Rotating Chairman Guo Ping bei einem Besuch beim damaligen Bundeskanzler Sebastian Kurz angekündigt, die Zusammenarbeit mit Österreich bei Forschung und Entwicklung zu forcieren.

In Europa betreibt Huawei derzeit in 14 Staaten insgesamt 23 Forschungszentren, von Deutschland bis Russland. Das europäische Zentrum ist in Brüssel. Von den 12.200 Mitarbeitern in Europa arbeiten 2500 in Forschung und Entwicklung.

Bei der Telekom Austria ist der Zug für Huawei in Sachen 5G allerdings schon abgefahren. Die teilstaatliche Telekom hat sich für Nokia als 5G-Partner entschieden. Die Politik habe dabei aber keine Rolle gespielt, beteuert man im Unternehmen. „Die politische Diskussion um Huawei sollten Politiker führen. Für uns ist die Technologie eines Lieferanten entscheidend und eine Auswahl in der Lieferkette“, betont Telekom-Chef Thomas Arnoldner.

Konkurrent Drei hat sich noch nicht entschieden und will derzeit keinen Netzwerkausstatter ausschließen. „Eine Welt des Protektionismus funktioniert nicht“, sagt Drei-Chef Jan Trionow. „Ohne chinesische Hardware, ohne amerikanische Software können wir im großen Konzert nicht mitspielen“. Mauern hochzuziehen sei sicher der falsche Weg. Drei kooperierte bei 4G mit dem chinesischen Huawei-Konkurrenten ZTE, der vermutlich auch der 5G-Partner wird.

Gute Chancen werden Huawei in der Branche jedoch bei Magenta (vormals T-Mobile) attestiert. „Wir haben bis dato noch keine Entscheidung getroffen, grundsätzlich verfolgen wir eine Multi-Vendor Strategie“, erklärt Magenta-Boss Andreas Bierwirth. Derzeit werde die Beschaffungsstrategie neu bewertet, daher könne man keine Aussagen treffen, wo im Netz welche Bauteile von welchem Hersteller genutzt würden. Man setze aber weiterhin auf mehrere Hersteller. andrea.hodoschek

Wie Huawei um Österreich rittert

ChaoBin Yang, 5G-Chef  von Huawei, kommt nach Wien

Wirtschaftskrieg

Huawei (sprich: wah-wei) ist mit 180.000 Mitarbeitern der größte  private Konzern Chinas. Erst vor drei Jahrzehnten gegründet, spielt Huawei weltweit eine  Schlüsselrolle bei der Digitalisierung und ist  einer der Technologieführer im 5G-Bereich. Die Konzernzentrale ist in Shenzhen.
Der Telekom-Ausrüster und Smartphone-Riese geriet mitten in den Wirtschaftskrieg zwischen den USA und China. US-Präsident Donald Trump warf Huawei vor,  mit seiner Technik für den chinesischen Staat zu spionieren. Beweise dafür blieben die Amerikaner bis dato schuldig. Doch schon bevor der  Handelskrieg ausbrach und bevor Huawei auf der Sanktionenliste der USA landete, gab es einen Konflikt mit der US-Regierung. Der US-Kongress bezeichnete Geräte von Huawei und des chinesischen Mitbewerbers ZTE als Risiko für die nationale Sicherheit.
Vergangenes Wochenende kündigte Trump an, US-Unternehmen würden wieder Geschäfte mit Huawei erlaubt. Doch die überraschende Meldung wurde, wie berichtet, umgehend eingeschränkt. Die US-Regierung lockerte die Sperre lediglich etwas.

Festnahme

Meng Wanzhou, die  Tochter von Huawei-Gründer Ren Zhengfei, wurde im Vorjahr in Kanada festgenommen. Ihr wurde vorgeworfen, sie habe als Finanzchefin des Konzerns gewusst, dass Huawei Geschäfte mit dem Iran gemacht  habe.
Zhengfei, 74, war Soldat der Volksbefreiungsarmee. Bis heute ist unklar, welche Rolle der Staat bei Huawei tatsächlich spielt. Offiziell gehört der IT-Riese knapp 100.000 Mitarbeitern.

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