Wie Gazprom König Fußball als Türöffner zu Politik und Wirtschaft nützt

In den Aufsichtsräten der Fußballclubs sitzen in der Regel mächtige Menschen.

Derzeit macht die mehrheitlich staatliche russische Gazprom mit dem Gerede über einen möglichen Tausch von Vermögenswerten mit der OMV Schlagzeilen. Der Energiekonzern macht abseits der Wirtschaftsmeldungen aber auch als Sponsor diverser Fußballclubs auf sich aufmerksam.

Zenit St. Petersburg – der russische Meister von 2007, 2010, 2012 und 2015 – machte nur den Anfang der sportlichen Partnerschaften. Seit 2007 ist Gazprom Partner von Schalke 04, seit 2010 zudem von Roter Stern Belgrad, und seit der Saison 2012/’13 sind die Russen auch Sponsoren von FC Chelsea sowie seit 2012/’13 offizieller Partner der Champions League.

Woher die Liebe des Konzerns zum Fußball kommt, ist umstritten. Aus Sicht des deutschen Buchautors Jürgen Roth ("Gazprom – das unheimliche Imperium. Wie wir Verbraucher betrogen und Staaten erpresst werden", Piper-Verlag), gibt es im Wesentlichen zwei Gründe. Erstens will Gazprom sein lädiertes Image aufpolieren. Der Konzern will sich mit der Banden- und Trikotwerbung "als neutrales Energieunternehmen in Szene setzen, das nichts mit Korruption und Beziehungen zur organisierten Kriminalität zu tun hat und keine politische Waffe von Putin ist", sagt Jürgen Roth im KURIER-Gespräch. Mittel- und langfristig erklärtes Ziel der Gazprom ist der Ausbau des Zugangs zu den Märkten der EU. Ein besseres Image – auch dank Fußball – soll helfen, den Weg dorthin zu ebnen.

Politische Netzwerke

Unmittelbar vielleicht noch wichtiger sind die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen, die die Gazprom-Manager über den Fußball knüpfen wollen. Roth: "In den Aufsichtsräten der Clubs sitzen in der Regel auch Politiker, deshalb waren die Clubs – nicht nur im Fußball – schon immer auch Beziehungssysteme."

In Deutschland, dem wichtigsten Abnehmer von russischem Gas, ist Gazprom gut vernetzt. Der deutsche Ex-Kanzler Gerhard Schröder ist Aufsichtsrat des Gaspipeline Nord Stream, die zu 51 Prozent der Gazprom gehört. Vor Kurzem war Schröder zu Gast in Wien – bei den OMV-Energiegesprächen.

Kommentare