Wie die Maus Verkaufsflächen wegfrisst

Wie die Maus Verkaufsflächen wegfrisst
Vor allem im Mode- und Möbelhandel werden die Geschäfte zusammenschrumpfen, prognostizieren Experten.

Der typische Österreicher ist in Sachen Einkaufsmöglichkeiten verwöhnt, zeigt die Statistik. 1,7 Quadratmeter Verkaufsfläche kommen auf jeden Einwohner, so viel wie in kaum einem anderen Land. Es wird sich aber viel ändern, sind sich Experten einig.

Die aufstrebenden Onlinehändler hinterlassen ihre Spuren in den Einkaufsstraßen. Schon seit 2013 schrumpfen die Verkaufsflächen in Österreich, was auch an Großpleiten wie jener von Schlecker im Jahr 2013 liegt. „Der Wegfall der Drogeriemarktkette konnte nicht kompensiert werden, weil viele Standorte in B- und C-Lagen waren“, sagt Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes. Also in Lagen, um die die meisten Handelsketten lieber einen großen Bogen machen. Wo es nicht genug Frequenz gibt, verwaisen die Geschäfte zunehmend. „Vor allem im Mode- und Einrichtungshandel müssen wir uns auf weniger Verkaufsflächen einstellen“, prognostiziert Will.

Modehändler bremsen

Jeder zweite Österreicher gibt an, Kleidung im Internet zu bestellen. Glaubt man den Hochrechnungen von CBRE, werden die Online-Umsätze der Textilhändler bis zum Jahr 2023 um ein Drittel steigen. Nicht umsonst stehen die Konzernmanager bei der Flächenexpansion längst auf der Bremse. Ihre Umsätze in den Geschäften werden bis 2023 unter dem Strich um 7,5 Prozent zurückgehen, prognostiziert eine Studie der CBRE. Dass in der Folge Geschäfte geschlossen werden, ist vorprogrammiert. Will appelliert: „Wird ein Geschäft mit 100 Quadratmetern geschossen, sind mindestens zehn Arbeitsplätze betroffen.“

Ganz auseinanderdividieren lassen sich die Online-Umsätze und jene in den Läden aber nicht. Die Erfahrung der Branchenkenner zeigt, dass ein Webshop deutlich mehr Bestellungen aus einer Region bekommt, wenn in dieser gerade ein Geschäft eröffnet hat. Wölfler: „Wir reden hier von einer Größenordnung von 25 bis 30 Prozent.“ Wenn ein Geschäft in der Region schließt, geht der Umsatz aber auch im selben Ausmaß runter.

In Österreich werden über alle Branchen hinweg bereits 6,7 Prozent der Einkäufe online erledigt (siehe Grafik). Im Europavergleich ist das ein unterdurchschnittlicher Wert. In Großbritannien, wo viele Web-Shops aufgrund einer ausgeklügelten Logistik eine Lieferung noch am selben Tag garantieren, sei die Quote schon bei 17 Prozent. In Tschechien liegt sie bei knapp zwölf Prozent, was auch den günstigen Webzugängen geschuldet ist, sagt Wölfler.

Wie die Maus Verkaufsflächen wegfrisst

Einkaufswagerl bleibt

Wann die Österreicher den Wocheneinkauf nicht mehr mit dem Einkaufswagerl sondern mit dem Tablet oder Smartphone in der Hand erledigen werden, steht derweil noch in den Sternen. Die Manager der CBRE prognostizieren ein Umsatzplus von 118 Prozent bis zum Jahr 2023. Klingt viel, ist aber in absoluten Zahlen relativ bescheiden. Derzeit läuft nur rund ein Prozent der Lebensmitteleinkäufe über Web-Shops.

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