Wie der Verbund seinen Gewinn aufpolstert

Speicherkraftwerke wie hier in Kaprun springen ein, wenn Windräder still stehen
Der Vorstand ist mit dem höheren Gewinn zufrieden - sein Gehalt steigt. Weniger froh sind die Aktionäre.

Im Vergleich zu große deutsche Konkurrenten wie E.ON, die Milliardenverluste schreiben, hat Österreichs Wasserkraft-Konzern Verbund 2015 gut abgeschnitten. Das Konzernergebnis stieg um 64,7 Prozent auf 207,7 Millionen Euro. Das bringt Bares für die Chefs: Insgesamt 4,144 Millionen Euro nach 3,81 Millionen erhalten die vier Mitglieder des Vorstands. Die Aktionäre sind weniger zufrieden: Die Verbund-Titel haben am Mittwoch an der Börse 2,31 Prozent verloren. Warum das?

Wenig Dividende Den Hauptgrund für den Rückgang des Aktienkurses sieht Erste-Group-Analyst Petr Bartek in der niedrigen Dividende: 30 Cent je Aktie gibt es nach 29 Cent für 2014. Versprochen wurde, dass die Hälfte des bereinigten Konzernergebnisses ausgeschüttet werden. Tatsächlich sind es jetzt nur 38,8 Prozent. Die Reduktion dürfte in letzter Sekunde erfolgt sein. Denn im Geschäftsbericht steht noch 35 Cent Ausschüttung je Aktie. Das trifft auch den Staat, der 51 Prozent am Verbund hält.

Nutzen von Ökostrom-Lücke 150 Millionen Euro an Ergebnis lukrierte der Verbund damit, dass er Lieferlücken von Sonnen- und Windenergieanlagen mit seinen Kraftwerken gefüllt hat. Für diesen "Regelenergie-Strom" bekommt der Verbund viel mehr pro Megawattstunde bezahlt als für den normalen Stromverkauf. Die Öko-Branche hat mehrfach beklagt, dass der Verbund den Regelenergiemarkt dominiere und die Preise zu hoch seien.

Sondererträge In Summe 61 Millionen Euro brachte dem Verbund im Vorjahr das Auflösen von Rückstellungen für einen Rechtsstreit und für Sozialleistungen, die nicht gebraucht wurden.

Sparprogramm Wegen des weiteren Strompreisverfalls 2015 wurde das Kostensenkungsprogramm verschärft. 177 Millionen Euro statt geplanter 130 Millionen Euro wurden eingespart. Die Zahl der Mitarbeiter sank um 156 auf 3089.

Weniger Investitionen Nur 269 Millionen Euro, um 150 Millionen Euro weniger als 2014, wurden im Vorjahr investiert.

Düsterer Ausblick Die Großhandelsstrompreise dürften weiter fallen. 2016/’17 müssen weitere "Vorkehrungen" getroffen werden. Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber will mit neuen, digitalen Stromgeschäften punkten.

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