Wie Bipa mit Partys in die schwarzen Zahlen kommen will

Noch kaufen die Österreicher vor allem im Geschäft ein
Die Drogeriemartkette hofft auf Krankenpflegeprodukte und Schminkpartys als neuen Umsatzturbo.

Auf knapp fünf Milliarden Euro schätzen Experten die jährlichen Einnahmen der Drogerie- und Parfümeriemärkte in Österreich, Putzmittel, Tierfutter und Fotoartikel inklusive. Im Markt herrscht ein erbitterter Machtkampf. Die deutsche Drogeriehandelskette Müller hat ihren Marktanteil zügig ausgebaut, dm verteidigt mit seinen knapp 400 Standorten die Marktführerschaft und weist damit den Konkurrenten Bipa in die Schranken.

Das neue Bipa-Management-Duo, Thomas Lichtblau und Michael Paterno, hat sich daher auf die Suche nach neuen Wachstumsfeldern gemacht und glaubt, fündig geworden zu sein: in der Altenpflege. „1,4 Millionen Menschen in Österreich sind vom Thema betroffen, 450.000 Menschen im Land pflegebedürftig“, rechnet Lichtblau vor. Er will dieses Geschäftsfeld nicht länger Fachgeschäften wie bständig sowie internationalen Onlineriesen wie Amazon überlassen. Deswegen schlichten Bipa-Mitarbeiter seit einigen Wochen 200 zusätzliche Artikel in die Regale. Von Medikamentenboxen und Verbandszeug bis zu Windeln für Erwachsene und Bettauflagen.

Also Artikel, die sonst gern diskret im Internet gekauft werden, was sich auch in den Online-Verkaufszahlen von Bipa widerspiegelt. „Ein Viertel dieser Produkte wird im Webshop gekauft“, beobachtet Michael Paterno, der das Bipa-Online-Geschäft verantwortet. Zum Vergleich: Über das gesamte Sortiment hinweg wird nur rund ein Prozent der Ware per Mausklick bestellt. Gerade einmal 130.000 Bestellungen sind im Vorjahr beim Bipa-Shop eingegangen.

Schmink-Partys

Die Drogeriemarkt-Chefs wollen künftig nicht nur Pakete an die Wohnadressen der Kunden schicken, sondern auch ihre ausgebildeten Visagisten, die in den Filialen arbeiten. Diese sollen dort Styling-Partys veranstalten, die nach dem Tupper-Party-Prinzip funktionieren. Sprich, Kundinnen laden Freundinnen ein und probieren dann zum Beispiel gemeinsam Gesichtsmasken aus. Oder den ultimativen Look für das bevorstehende Hochzeitsfest, diverse Geschäftsessen oder den coolen Auftritt im Büro. Die dafür nötigen Schmink-Utensilien können dann gleich vor Ort erworben oder bestellt werden, so das Verkaufskonzept. Ziel der Bipa-Chefs sind um die 1000 Styling-Partys im Jahr – die Testläufe im Vorjahr seien vielversprechend gewesen, heißt es.

Wie Bipa mit Partys in die schwarzen Zahlen kommen will

Setzen auf Styling-Partys: Bipa-Chefs Michael Paterno und Thomas Lichtblau

„Der Markt für Beauty-Produkte wächst und wird von Innovationen angetrieben“, sagt Lichtblau. Allerdings verschwinden viele Neuheiten wieder so schnell von der Bildfläche wie sie aufgetaucht sind. Nach zwölf Monaten sind 20 Prozent der Produkte schon wieder Geschichte.

Bis die Drogeriemarktkette mit aktuell 588 Standorten wieder schwarze Zahlen schreibt, wird es aber noch dauern. Dieses Jahr investiert der Mutterkonzern Rewe (Billa, Merkur, Penny, Adeg) mehr als sieben Millionen Euro in die Modernisierung der Filialen. Etwa noch einmal so viel wird 2020 nötig sein, um alle Märkte auf den neuesten Stand zu bringen, heißt es aus dem Management. Mit Gewinnen ist damit frühestens übernächstes Jahr zu rechnen.

Neue Kundenkarte

Neuigkeiten gibt es auch für die mehr als drei Millionen Bipa-Kundenkarten-Besitzer. Die Karte wird ab 2. Mai in das jö-Club-Programm integriert, bei dem neben Rewe unter anderem OMV-Tankstellen oder Libro- und Pagro-Filialen mitmachen. Die Punkte können bei allen teilnehmenden Betrieben gesammelt und eingelöst werden. Die Bipa-Chefs, die mit dem Slogan „Weil ich ein Mädchen bin“ werben, hoffen so auch auf mehr Kunden aus der Männerwelt, die Kunden der Partnerbetriebe sind. Die Österreicher sind übrigens traditionell Rabatt- und Bonuspunktesammler. Laut Umfragen haben sie im Durchschnitt 14 Kundenkarten.

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