Wetterextreme gefährden Österreichs Stromversorgung

Wetterextreme gefährden Österreichs Stromversorgung
Österreichs E-Wirtschaft muss neue Möglichkeiten finden, um lange Hitze- und Kälteperioden zu überdauern.

Das Thema Versorgungssicherheit hält die österreichische Energiewirtschaft auf Trab. Die zunehmenden Wetterextreme, die lange Kälte- oder Hitzeperioden mit sich bringen, erschweren eine konstante Energieversorgung. Das Jahr 2017 war in dieser Hinsicht extrem, 2018 etwas besser. Trockene und heiße Sommer lassen die Flusspegel sinken, was auf Kosten der Wasserkraft geht. Winter mit extremen Schneefällen und wenig Sonne sind zum Beispiel der Fotovoltaik nicht zuträglich, abgesehen davon leidet die gesamten Infrastruktur.

Die Suche nach Ausweichmöglichkeiten laufen auf Hochtouren. Wenn Wasserkraft, Wind und Sonne auslassen, dann braucht man Ersatz, sagt Johannes Mayer, Leiter der volkswirtschaftlichen Abteilung beim österreichischen Energieregulator E-Control: „Kurzfristig kann man auf Pumpspeicherkraftwerke zurückgreifen.“ Solcher gäbe es in Österreich einige, auch seien deren Kapazitäten beträchtlich. Über mehrere Wochen würden sie aber nicht durchhalten. In Europa werden mittlerweile auch Batterie- und Pressluftspeicher zum Speichern von Energie verwendet, doch würde sich das für Österreich nicht rechnen.

Drei Alternativen

Mayer sieht derzeit drei langfristige Alternativen. „Zum einen könnten Gaskraftwerke, die freie Kapazitäten haben, einspringen.“ Noch mehr Möglichkeiten sieht er aber auf der Nachfrageseite. Wer sagt, dass ein Kunde immer so viel Strom verbrauchen kann, wie er will? Statt ständig unbegrenzte Energieversorgung zu garantieren, könnte diese auf das eben verfügbare Maß limitiert werden. „Bei der Industrie gibt es das schon. Unternehmen haben eine gewisse Bandbreite an Energie zur Verfügung, davon abzuweichen wird sehr teuer“, sagt Mayer.

Ähnliches wäre für Haushalte denkbar. Diese sollten zwar weiterhin die Möglichkeit haben, den Grundbedarf zu decken und Kühlschränke, Waschmaschinen, Licht, etc. zu betreiben. Es werde aber in Zukunft nötig sein, dass man nicht alles gleichzeitig verwenden könne. „Man wird darüber diskutieren müssen, ob die Nachfrage nicht flexibler werden muss und der Verbrauch besser verteilt oder gesenkt wird“, so der Experte.

Eine dritte Möglichkeit wäre es, die grenzüberschreitenden Leitungen zu verstärken, schließlich würde in der gesamten EU fast nie das gleiche Wetter herrschen. Eine Kombination aus den drei Varianten sollte für die Zukunft reichen, meint Mayer.

Größere Abhängigkeit

Auf die Frage, ob Österreich als Land mit einem hohen Anteil an erneuerbarer Energie durch Wetterextreme stärker als andere Länder betroffen sein wird, antwortet Mayer mit „Jein“. Bei der kurzfristigen Versorgung ist Österreich besser aufgestellt als andere Länder, bei der langfristigen nicht. Österreich könne bei voller Kapazitätsauslastung doppelt so viel Strom erzeugen, als es verbrauche. Es seien aber oft nicht alle Kapazitäten voll verfügbar.

Länder, bei denen der Anteil kalorischer Energie bei 80 Prozent oder mehr liege, seien freilich weniger vom Wetter abhängig. Wenn dort allerdings zwei Kraftwerke ausfallen würden, hätten sie sofort ein Problem und keine kurzfristigen Reserven wie eben die Pumpspeicherkraftwerke. In Summe seien diese Länder dennoch stabiler, hätten aber weniger Überschuss. In Österreich sei es genau umgekehrt.

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