Salzburg startet Ende des Jahres. Niederösterreich beginnt Anfang 2020. In Wien wurden bisher 40.000 Smart Meter eingebaut. „Es wird keine revolutionäre, sondern eine evolutionäre Entwicklung geben“, lautet die Einschätzung des Energieexperten Stefan Uher, Leiter des Energiesektors bei EY Österreich. Die einst überzogenen Erwartungen sind einer realistischen Einschätzung gewichen. „Das Einsparungspotenzial bei den Haushalten ist überschaubar“, weiß Uher. „Wir reden nicht von großen Beträgen.“
Immerhin sind neue Geschäftsmodelle möglich. Laut Studie bieten derzeit erst 10 bis 15 Prozent der Energieanbieter ihren Kunden Smart-Meter-basierte Angebote an. „Mit der Smart-Meter-Einführung werden enorme Datenmengen verfügbar sein, die genutzt werden können, um Kundenverhalten zu analysieren und gegebenenfalls zu steuern“, heißt es in der Studie. Als Partner für Geschäftsmodelle wird etwa die Wohnungswirtschaft genannt.
Eine Steuerung des Kundenverhaltens erfolgt über den Preis. Die Anbieter verkaufen den Strom dann an die Kunden, wenn er billig ist. Die Smart Meter messen den Verbrauch alle 15 Minuten. Dadurch sind speziell auf Kundenbedürfnisse zugeschnittene Tarife möglich.
Der KURIER hat bei der Energie AG OÖ nachgefragt, welche speziellen Angebote für Haushalte mit Smart Meter es bereits gibt. Denn in Oberösterreich beträgt der Versorgungsgrad mit Smart Metern bereits 95,5 Prozent. „Wir haben Tarife für smarte Wärmepumpen oder für Kunden, die vor allem am Wochenende Strom verbrauchen“, weiß Pressesprecher Michael Frostel.
Smart Meter sind für jene Haushalte interessant, die eine Photovoltaikanlage auf dem Dach haben oder ihr Elektroauto aufladen wollen. Da sind nach dem Stromangebot wechselnde Tarife interessant.
Für die meisten Haushalte in den Ballungsgebieten bringt der Smart Meter aber vor allem zusätzliche Kosten für das Gerät. Berater EY hat im Auftrag des deutschen Wirtschaftsministeriums eine Studie erstellt. Smart Meter rentieren sich ab einem Jahresstromverbrauch von 6.000 Kilowattstunden (kWh). Der durchschnittliche Haushalt verbraucht aber jährlich nur etwa 3500 kWh.
Auch bei der Steuerung des Kundenverhaltens gibt es Grenzen. Wenn sich in einer Wohnhausanlage um drei Uhr früh die Waschmaschinen einschalten, weil der Strom um diese Zeit billig ist, dann wird es massive Beschwerden jener geben, deren Schlaf gestört wird.
Profitieren werden von der Umstellung auf Smart Meter die Hersteller der Geräte und die Netzbetreiber. Die alten, analogen Stromzähler halten etwa 40 Jahre. Bei Smart Metern soll die Lebensdauer weniger als die Hälfte betragen. Die Netzbetreiber bekommen Informationen zur Stabilisierung der Netze.
Umstritten ist die Fernabschaltung. Smart Meter bieten die Möglichkeit, die Stromzufuhr der Haushalte aus der Zentrale des Netzbetreibers abzuschalten. Hacker könnten ganzen Städten den Strom abdrehen und für die Wiederherstellung der Versorgung die Überweisung einer höheren Summe Bitcoins verlangen.
„Wir bemühen uns um größtmögliche Sicherheit“, betont Stefan Zach, Pressesprecher der EVN-Tochter Netz Niederösterreich. Smart Meter sollen daher mit einem eigenen Code ausgestattet werden, um unerwünschte Massenabschaltungen zu verhindern.
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