Wenn der Chef abends anruft: EU-Parlament pocht auf Recht zum Abschalten

Arbeiten im Homeoffice: Die Grenzen zwischen Job und Privatem verschwimmen
40 Prozent der Österreicher haben 2020 im Homeoffice gearbeitet – wo sich viele verpflichtet fühlen, stets erreichbar zu sein

Die Mails nach Dienstschluss. Die spätabendliche Whatsapp-Nachricht eines Kollegen, der seinen Dienst tauschen möchte. Oder der Anruf aus der Chefetage, nachdem der Laptop schon längst zugeklappt ist: Schluss damit, fordert das Europaparlament: Es müsse ein Recht geben, sich außerhalb der regulären Arbeitszeiten digital auszuklinken – und das ohne Konsequenzen vonseiten des Arbeitgebers. Niemand soll nach getaner Arbeit grenzenlos erreichbar sein müssen.

Heute, Mittwoch, bringen die EU-Abgeordneten in Brüssel einen Initiativantrag ein, bei dessen Abstimmung morgen im Plenum des Parlaments eine Mehrheit sicher scheint. Das „Recht auf Nichterreichbarkeit“ soll in Europa ein Grundrecht werden.

Das Coronajahr 2020 hat es noch sichtbarer gemacht: An die 40 Prozent der Österreicher haben überwiegend oder teilweise im Homeoffice gearbeitet.

„Beim Arbeiten daheim hat sich noch einmal eine ganz eigene Dynamik entwickelt“, schildert Arbeitspsychologin Ruth Freund. Die Grenzen zwischen Arbeitszeit und Privatem verschwimmen, für viele fühlt sich ihre Zuständigkeit plötzlich wie „Dienst von früh bis spät“ an.

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