Wenn Babys zur Flasche greifen

Milupa-Österreich-Chef Mayr über die Wissenschaft, Werbe-Verbote und die Vorzüge irischer Kühe.

Christopher Mayr ist mit der demografischen Entwicklung in Österreich zufrieden. "In Österreich kommen wieder mehr Kinder auf die Welt. Jedes Jahr mehr als 80.000 und das konstant seit drei Jahren", sagt der Österreich-Chef des Babynahrungsherstellers Milupa. Das ist gut für das Geschäft.

Der Markt für Babynahrung ist in Österreich 100 Millionen Euro schwer und stark reglementiert. Ins Glas, die Packung und den Quetschbeutel darf nur, was strengen Kontrollen standhält. Mayr, selbst ausgebildeter Arzt und seit 17 Jahren bei Milupa, dazu: "Milchnahrung ist schon fast ein Hightech-Produkt, so viel wissenschaftliche Expertise steckt in den Rezepturen." Entsprechend konsolidiert ist der Markt, der von Milupa (seit 2007 Teil des französischen Joghurt-Riesens Danone), dem deutschen Familienbetrieb Hipp und der Schweizer Nestlé-Gruppe (Beba) dominiert wird.

Milupa produziert im 2016 neu eröffneten Werk im deutschen Fulda jährlich 90.000 Tonnen Säuglingsnahrung für 70 Länder, darunter auch Österreich. Das österreichische Werk in Puch bei Hallein hat der Konzern 2004 verkauft. In der ehemaligen Milupa-Fabrik bei Hallein wird aber weiterhin produziert – und zwar von der Firma Gittis, die unter anderem auch als Lohnfertiger für Milupa tätig ist.

Milupa hält auch ohne eigene Österreich-Produktion weiterhin am Standort bei Hallein fest. Mayr: "Wir feiern heuer unser 60. Jubiläum in Österreich und beschäftigen aktuell 70 Mitarbeiter, die meisten davon in der Wissenschaft." So gibt es Kooperationen mit Unikliniken oder der FH Joanneum Graz, wo unter anderem geforscht wird, welche Faktoren schon in den ersten Lebenswochen den Grundstein für spätere Gewichtsprobleme legen können. Für die Grundlagenforschung sind zudem 400 Wissenschaftler im niederländischen Utrecht zuständig.

Werbeverbote

In Österreich stillen übrigens 90 Prozent der Mütter zumindest in den ersten Wochen, jede Zweite von ihnen auch noch nach vier bis sechs Monaten. Aus Sicht der Babynahrungshersteller ist das kein Geschäft. Der Versuch, mit Werbung Stimmung fürs Milchflascherl zu machen, ist ihnen bei den Kleinsten untersagt. In der EU darf Nahrung für Babys unter sechs Monaten nicht beworben werden, in manchen Ländern gibt es sogar Werbeverbote für Produkte für Unter-Einjährige. Insbesondere in Dritte-Welt-Ländern wird das mit dem oft schlechten Trinkwasser vor Ort argumentiert.

Die Milch für die Produkte von Aptamil und Milumil kommt übrigens vor allem aus Irland. "Weil die Landwirte dort das ganze Jahr über gleichbleibende Qualität liefern können", erläutert Mayr. "Die Tiere können das ganze Jahr draußen sein, es gibt also nur Grünfutter."

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