Weniger Milch, bitte

Protestaktion der IG Milch zum Ende der Milchquote
Molkereien sollen die Milchmenge drosseln, um den Preisverfall zu stoppen. Milchdialog am 14. Juni.

Der Weltmilchtag am Mittwoch (1. Juni) soll eigentlich für mehr Milchkonsum werben. Für weniger Milchproduktion zu werben, ist in Zeiten wie diesen jedoch angesagter. Seit Auslaufen der Milchquote vor einem Jahr wird in der EU zu viel Milch produziert. Der darauf folgende Milchpreisverfall sorgt für zunehmende Existenznöte bei vielen Milchbauern. Ein Drittel der gesamten österreichischen Milchproduktion werde derzeit nicht kostendeckend "ins Ausland verramscht", sagt Ewald Grünzweil, Obmann der IG Milch, die rund 1600 Bauern vertritt.

Seit März bekommen die heimischen Milchbauern von den großen Molkereien nur noch 27 bis 29 Cent für ein Kilo konventionelle Milch, vor zwei Jahren lag der Preis noch bei rund 40 Cent. Nur für Bio-Heumilch gibt es mit rund 48 Cent mehr. Damit sich der Milchpreis wieder stabilisiert, fordert die IG Milch eine rasche Drosselung der Milchmenge. Da diese politisch schwer umsetzbar sei, müssten die Milchverarbeiter einspringen, so Grünzweil. "Die Molkereien können Mengengrenzen einfach in ihren Aufsichtsräten beschließen und für Überkapazitäten Strafen verhängen", so der IG-Milch-Obmann.

Tierwohl

Für die Bauern sei es kein Problem, die Milch-Produktion um etwa zehn Prozent zu reduzieren. Das könnte auch den Leistungsdruck von den Tieren nehmen. Grünzweil zitiert Tierärzte aus Deutschland, wonach "Hochleistungskühe" immer häufiger krank werden und Hilfsmittel benötigen.

Als erste Großmolkerei hat die Gmundner Milch kürzlich ein Bonus-Malus-System eingeführt. Je nachdem, wie viel ein Bauer im Vergleich zum Vorjahr anliefert, bekommt er mehr oder weniger für die Milch. Auch die Landwirtschaftskammer spricht sich für eine solche Drosselung aus.

Milchdialog

Große Hoffnung setzen die Milchbauern auf den am 14. Juni stattfindenden "Milchdialog" im Parlament, zu dem auch globalisierungskritische Organisationen eingeladen sind. Auf der Plattform "Wir-haben-es-satt" unterstützen u.a. die Österreichischen Berg- und KleinbäuerInnen-Vereinigung (ÖBV), FIAN, Attac oder Greenpeace das "Milch-Manifest" der IG Milch. Dieses fordert u.a. einen fairen Preis für das Lebensmittel Milch, eine Abkehr von der Exportorientierung sowie wirksame Instrumente zur Mengen- bzw. Marktregulierung. Grünzweil hofft auf "tragfähige und nachhaltige Kompromisse" beim Milchdialog, übt aber auch Kritik an der Uneinigkeit der Bauern: "Wir sind Teil des Problems."

Deutschland

In Deutschland, wo der Milchpreis schon unter 20 Cent gerutscht ist, erhalten die Bauern jetzt 100 Mio. Euro als Soforthilfe. Damit Landwirte finanzielle Engpässe überbrücken können, soll das Hilfspaket unter anderem zusätzliche Bürgschaften und steuerliche Entlastungen umfassen.

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