Weniger Geld für gute Ernte

Die Anbaufläche für Getreide ist in Österreich gestiegen. Dafür wird weniger Mais angebaut.
Sorge um Erträge wegen des Verbots von Pflanzenschutzmitteln.

Seit zwei Jahren bekommen die Bauern weniger Geld für ihr Getreide. Das wird sich auch so bald nicht ändern. "Die Börsennotierungen sind leider zurückgegangen", ist Otto Auer, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Niederösterreich, mit der Marktentwicklung unzufrieden.

Die Erzeugerpreise hängen von der weltweiten Produktionsmenge ab. Ein steigendes Angebot am Weltmarkt sorgt für sinkende Preise. "Weltweit sind die Ernteprognosen für Getreide und Ölsaaten aktuell gut und das globale Angebot dürfte nur leicht unter der Rekorderntemenge aus dem vergangenen Jahr liegen", analysiert Ernst Gauhs, Bereichsleiter der Raiffeisen Ware Austria (RWA), die Lage am Lebensmittelmarkt. Die Lagerbestände werden daher steigen.

Voraussetzung dafür ist, dass sich die Rahmenbedingungen nicht plötzlich verändern. So hat etwa die Ukraine-Krise im Frühjahr zu einer zwar nur kurzfristigen, aber dafür deutlichen Preissteigerung geführt.

Für die Bauern ist entscheidend, dass bei sinkenden Erzeugerpreisen nicht auch noch die Erntemengen abnehmen. Weniger Ertrag und ein niedrigerer Erzeugerpreis schmälern die Einkommen der Bauern deutlich.

Mehr Getreide

Weniger Geld für gute Ernte
Laut aktuellen Prognosen wird die heurige Getreideernte mit 2,99 Millionen Tonnen um drei Prozent über der des Vorjahres liegen. Der Grund dafür ist nicht die Steigerung der Hektarerträge, sondern die Ausweitung der Anbaufläche. Wegen des Verbots von Pflanzenschutzmitteln bauen Landwirte weniger Mais an. In der Steiermark etwa sank die Anbaufläche um 12 Prozent. Dafür gab es bei anderen Getreidesorten eine Steigerung um 21 Prozent.

Viele Bauern befürchten wegen des Verbots von Neonicotinoiden deutliche Ertragseinbußen. Umweltorganisationen machen Neonicotinoide für das Bienen sterben verantwortlich. Derzeit wird geprüft, ob das der Wahrheit entspricht.

Nicht nur beim Maisanbau geht wegen des Verbots von Pflanzenschutzmitteln die Angst vor Ertragseinbußen um. Der Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, Hermann Schultes, drängt auf eine rasche Lösung für den Anbau von Kartoffeln, Raps und Soja.

Weniger Soja

Bei Soja gibt es nach wie vor Bemühungen, die Anbaufläche deutlich auszuweiten. Derzeit werden große Mengen an gentechnisch verändertem Soja für die Tierfütterung aus Südamerika importiert. Die Umstellung auf gentechnikfreies Soja aus der EU wird nur funktionieren, wenn die Erträge hoch sind. Das ist ohne Pflanzenschutzmitteln nicht realistisch. "Es wird sehr schwer werden, die Produktion aufrecht zu erhalten", befürchtet Stefan Hautzinger, Präsident der Landwirtschaftskammer Burgenland.

Da Österreich nur ein kleiner Markt ist, rentieren sich teure Zulassungsverfahren für die Hersteller von Spritzmitteln oft nicht. Es gibt daher Pflanzenschutzmittel, die in Deutschland erlaubt und in Österreich verboten sind. Das ist auch ein Grund, warum die Hektarerträge in Deutschland höher sind. Die Landwirtschaftskammer drängt daher auf einfachere Zulassungsverfahren. Mittel, die in Deutschland erlaubt sind, sollten auch in Österreich zugelassen werden.

Auch wenn Österreichs Bauern schon seit Wochen Tomaten, Melanzani oder Paprika ernten, liegt in den Regalen vieler Supermärkte noch auffallend viel Ware aus Spanien oder Italien. Sehr zum Ärger von LGV Frischgemüse, des größten Gemüseproduzenten in Österreich. "Unsere Handelspartner fordern möglichst früh regionales und saisonal produziertes Gemüse und werben damit auch beim Konsumenten. Wenn dann in der Realität ausländisches Gemüse im Regal liegt, steht die Glaubwürdigkeit des Konzepts am Prüfstand", ärgert sich Robert Fitzthum, LGV-Aufsichtsratschef. Das genossenschaftlich organisierte Unternehmen wird von mehr als 100 Gärtnerfamilien aus Wien und Niederösterreich beliefert.

Der LGV-Umsatz hinke bereits hinter den Erwartungen her. Das Preisdumping ausländischer Anbieter, die heuer aufgrund des milden Winters besonders viel geerntet haben, habe auch das Preisniveau der heimischen Ernte gedrückt. Zudem haben Händler lieber billige Ware aus Italien und Spanien gekauft, als die Ernte aus Österreich, erläutert LGV-Vorstand Gerald König. Bleibt die regionale Ernte in den Lagerhallen liegen, muss sie zu einem weit niedrigerem Preis exportiert werden. Das LGV-Umsatzminus zur Jahresmitte liegt bei sechs Prozent. Fitzthum fordert daher Regelungen für regionale Lebensmittel hinsichtlich Werbung, Platzierung im Regal und Kennzeichnung sowie Transparenz über die ganze Wertschöpfungskette hinweg. "Wenn es so weitergeht, steht die Versorgungssicherheit mit regionalen Produkten auf der Kippe."

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