Wem Österreichs Firmen wirklich gehören

Manner Fabrik in Wien-Ottakring: Familienbetriebe bleiben länger in österreichischem Besitz.
Nur 7 Prozent haben ausländische Eigentümer, erzielen aber ein Viertel des Gesamtumsatzes.

Die Prophezeiung war ziemlich düster: Die von Klein- und Mittelbetrieben dominierte heimische Wirtschaft ist den internationalen Großkonzernen einfach nicht gewachsen. Der Ausverkauf der Unternehmen ans Ausland kann daher auch nicht verhindert werden.

Doch auch 20 Jahre nach dem EU-Beitritt ist eines völlig klar: Die Befürchtungen, ausländische Investoren könnten den EU-Markt nützen und sich einen beträchtlichen Teil der heimischen Unternehmen einverleiben, waren unbegründet. Rund 93 Prozent der Betriebe werden nach wie vor allein von österreichischen Eigentümern kontrolliert. "Es gibt keinen Ausverkauf", fasst Boris Recsey, Geschäftsführer der Wirtschaftsauskunftei CRIF, das Ergebnis einer aktuellen Studie über die Eigentumsverhältnisse der österreichischen Unternehmen zusammen.

Familienbetriebe

Ein Grund, warum sich die Übernahmen in Grenzen halten, sind die Eigentumsverhältnisse in Österreich. Bei Familienbetrieben ist die Bereitschaft zum Verkauf deutlich geringer.

Wem Österreichs Firmen wirklich gehören
Dazu kommt, dass die eher kleinteilige Struktur der heimischen Unternehmen für Übernahmen nicht unbedingt ideal ist. Ausländische Investoren bevorzugen größere Betriebe. Think big, lautet deren Devise. Das belegt auch die Statistik. Lediglich etwas mehr als sieben Prozent der heimischen Betriebe haben einen ausländischen Eigentümer. Der Marktanteil dieser Unternehmen beträgt allerdings fast 27 Prozent.

Interessant für die Investoren sind vor allem zwei Branchen: Den höchsten Anteil an ausländischen Eigentümern gibt es im Handel, gefolgt vom Dienstleistungssektor.

Auch die räumliche Entfernung ist bei der Entscheidung, ob ein österreichisches Unternehmen auf der Einkaufsliste steht, ein wichtiger Faktor. Im Burgenland haben mehrheitlich ungarische Unternehmen investiert, in Kärnten liegen die Italiener vorne und in Vorarlberg dominieren die Schweizer. Nur Wien ist anders. In der Bundeshauptstadt haben sich vor allem deutsche Unternehmen eingekauft.

Die Deutschen sind auch österreichweit der mit Abtand größte Investor. Das ist kein Wunder. Deutschland ist der wichtigste Handelspartner der heimischen Wirtschaft.

China fehlt

Bemerkenswert ist, dass China trotz bedeutender Einkäufe im EU-Raum in der von CRIF erstellten Statistik bisher noch keine bedeutende Rolle spielt. Aber das kann sich ja in den kommenden Jahren noch ändern.

Von der von CRIF erstellten Studie sind nicht alle österreichischen Unternehmen erfasst. Von den rund 225.000 im Firmenbuch gelisteten Betrieben konnten 219.000 eindeutig einem Eigentümer zugeordnet werden. Diese Firmen wurden berücksichtigt.

Bei 6000 Unternehmen war eine eindeutige Klärung der Eigentumsverhältnisse nicht machbar. Der Streubesitz von Aktiengesellschaften kann nicht zugeordnet werden. Auch bei einem gerade laufenden Eigentümerwechsel sind keine konkrete Angaben möglich.

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