Weltspartag: Vom Sparbuch hin zum Wertpapier

Ein silbernes Sparschwein steht inmitten von gestapelten Euro-Münzen.
Zum 100-jährigen Jubiläum des Weltspartags zeigt sich, dass das Sparbuch noch immer geschätzt wird. Aber es gibt steigendes Interesse an alternativen Anlagen.

Auch im digitalen Zeitalter findet er noch immer Anklang bei den Banken und ihren Kunden: Der Weltspartag. Besonders heuer. Denn er wird dieses Mal schon zum hundertsten Mal begangen. Am 31. Oktober 1925 haben die Banken erstmals dazu eingeladen, mit ihnen den Gedanken des Sparens zu feiern.

Die Idee zu diesem speziellen Tag hatte ein Jahr zuvor der Italiener Filippo Ravizza beim ersten internationalen Sparkassenkongress 1924 in Italien. Damals fanden sich Banken-Vertreter aus 27 Ländern in Mailand ein, um das „sparsame Wirtschaften“ in der Bevölkerung zu fördern. Ravizzas Idee fand in vielen Ländern regen Anklang.

Schon vor 100 Jahren wurde das Sparen mit kleinen Geschenken belohnt. Seitdem ist der Weltspartag zur Weltsparwoche geworden und die Institute legen spezielle Produkte auf, die in der Zeit um den Weltspartag gezeichnet werden können und eine etwas höhere Rendite aufweisen.

Hohe Inflation

Doch selbst mit diesen Angeboten erhalten die Sparer weniger, als die Inflationsrate in Österreich aktuell mit 3,9 Prozent ausmacht. Für Neukunden sind täglich immerhin bis zu 2,25 Prozent drin, für Bestandskunden bestenfalls 1,5 Prozent, bei einem Jahr Bindung sind es 2 Prozent (siehe Grafik). Und davon muss noch die 25-prozentige Kapitalertragssteuer abgezogen werden.

Das österreichspezifische Problem: Die Inflation liegt in der gesamten Eurozone mit etwas mehr als 2 Prozent deutlich tiefer. Eine Inflationsbekämpfung durch höhere Zinsen ist daher aus gesamteuropäischer Sicht nicht notwendig. Zwar soll die Inflation nächstes Jahr auch in Österreich unter drei Prozent sinken. Allerdings bleiben die Zinsen noch immer darunter.

Sparzinsen im Vergleich

Ein Ausweg aus dem Dilemma können Wertpapiere sein. Christoph Boschan, Chef der Wiener Börse, hat daher den „Weltinvestitionstag“ ausgerufen. „17 Prozent des österreichischen Privatvermögens sind in Aktien und Fonds veranlagt, aber 38 Prozent in Bargeld und Einlagen. Das sind 341,5 Milliarden Euro“, weist er auf Erhebungen der Nationalbank hin.

In den vergangenen zehn Jahren habe die durchschnittliche Inflation in Österreich 3 Prozent betragen. Bei der Rendite von Sparbüchern seien es nur 0,4 Prozent gewesen, heimische Bundesanleihen seien auf 1,65 Prozent gekommen und der Wiener Leitindex ATX inklusive Dividenden auf 6,77 Prozent. 

Die Dividendenrendite alleine liege im ATX aktuell bei 3,7 Prozent und damit deutlich über jener vergleichbarer Indizes in Europa (DAX 2,6 Prozent, Eurostoxx 2,8 Prozent). Im nächsten Jahr soll die Dividendenrendite im ATX 4,9 Prozent betragen.

Der Börsechef weist darauf hin, dass bei einer monatlichen Sparrate von 200 Euro in einen ATX-Fonds und einer angenommenen Gesamtrendite von 7,0 Prozent nach 50 Jahren bei einer Gesamteinzahlung 975.000 Euro herauskommen (vor Steuern). 

Bei 100 Euro Einzahlung seien es 488.000 Euro. Und dabei sei es für die Performance am Ende des Tages ziemlich egal, ob die Summe über Sparplan oder Einmalzahlung investiert werde.

Vor allem für die private Altersvorsorge sieht Boschan diese Vorgehensweise als Gebot der Stunde. „Es gibt ein großes Misstrauensvotum gegenüber dem staatlichen Vorsorgesystem. Die Bevölkerung ist da wesentlich weiter als die Politik.“

Negative Meinung

Laut einer Umfrage im Auftrag der bank99 unter 400 Personen bewerten die Befragten das Thema Sparen aktuell eher negativ. Zwei von fünf Menschen sind der Meinung, dass sich Sparen heute kaum noch lohnt. Für 45 Prozent der Befragten ist Sparen vor allem für langfristige Ziele – etwa die Altersvorsorge oder ein Eigenheim – wichtig, gerade bei jüngeren Menschen (59 Prozent der unter 30-Jährigen) stehen diese im Fokus.

Laut Erste Bank stieg in den vergangenen zehn Jahren der Anteil jener, die in Wertpapiere investieren, von 28 auf 38 Prozent. Besonders aktiv zeigt sich laut Umfrage dabei die Generation Z (Jahrgänge 1995–2009): Fast jeder Zweite setzt auf diese Anlageform. Vor allem Aktien und ETFs stünden in dieser Altersgruppe im Fokus.

Kommentare