Wirtschaft

Weiter rückläufige Nachfrage nach Wohnkrediten

Kreditvergabe-Richtlinien sollen im Jänner neu verhandelt werden.

Von Anita Kiefer

29.12.22, 18:00

Wer momentan einen Kredit für die Hausbaupläne oder den Wohnungskauf aufnehmen will, hat es vor allem eins: schwer. Die Preise für Grundstücke, Materialien, Häuser und Wohnungen sind hoch, die Kreditvergaberichtlinien seit August deutlich verschärft. Beispielsweise muss jetzt Eigenkapital in Höhe von mindestens 20 Prozent vorhanden sein. „Die Leistbarkeit hat sich sehr stark verschlechtert, wir haben ein Leistbarkeitsproblem im Bereich der Immobilien“, bestätigte Gottfried Haber, Vizegouverneur der Oesterreichischen Nationalbank Ende November.

Starke Rückgänge

Die Rückgänge sind jedenfalls deutlich spürbar, wie ein KURIER-Rundruf bei einigen heimischen Banken zeigt. Wenn man nur die Neuvergabe bei Wohnbaufinanzierungen der Monate Oktober und November mit dem Vorjahreszeitraum vergleicht, beträgt der Rückgang ca. 50 Prozent“, heißt es von der Oberbank. Kumuliert von Jänner bis November liege der Rückgang bei der Neuvergabe bei Wohnbaufinanzierungen gegenüber dem Vorjahreszeitraum bei etwa 15 Prozent. Bei der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich gab es zuletzt einen Rückgang im Jahresvergleich um 56 Prozent. Bei Raiffeisen Wien. Meine Stadtbank. hätte es für September und Oktober einen Rückgang „um 30 Prozent“ gegeben. Der Grund liege vor allem bei den verschärften Kreditvergabe-Richtlinien, heißt es.

Kreditnachfrage von Privaten geht deutlich zurück

Die UniCredit Bank Austria beobachtet einen Rückgang entlang der Veränderung im Gesamtmarkt, die bei rund einem Drittel liegt. Bei der Erste Bank beträgt der Rückgang seit den neuen Kreditvergaberichtlinien ebenfalls rund ein Drittel.

Hypo NOE und Bawag wollten keine Angaben in Zahlen zu den Veränderungen machen.

Geteilte Meinungen

Hochrangige Banker haben geteilte Meinungen zu den Kreditvergaberichtlinien. Raiffeisen-Generaldirektor Erwin Hameseder hat bereits im KURIER-Interview vor einigen Monaten deren komplette Abschaffung gefordert. RLB OÖ-Chef Heinrich Schaller forderte vor Kurzem im KURIER, dass die Vergaberichtlinien überarbeitet werden sollten. Franz Gasselsberger, Chef der zur 3-Banken-Gruppe gehörenden Oberbank, bewertet das Thema gänzlich anders: Er sieht die Schuld für die zurückgehende Kreditnachfrage nicht bei den Vergaberichtlinien, sondern viel eher bei den hohen Baumaterial- und auch Lebenshaltungskosten.

Verhandlungstermin

Jedenfalls soll bei den Kreditvergaberichtlinien nachgeschärft werden. Unter anderem Vertreterinnen und Vertreter von Banken sowie der Immobilienbranche haben vor allem den Umstand kritisiert, dass vorhandene Immobilien zur Zwischenfinanzierung nicht als Eigenmittel angerechnet werden. Auch Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) hat sich für eine praxistauglichere Immobilienkredit-Vergabe ausgesprochen.

Mitte Jänner soll es einen neuen Termin geben, bei dem unter anderen Finanzmarktaufsicht (FMA) und Erste Group-Chef Willibald Cernko, der außerdem Obmann der Sparte Bank und Versicherung in der Wirtschaftskammer Österreich ist, über die Nachjustierung der Kreditvergaberichtlinien nachverhandeln werden. In Branchenkreisen herrscht Zuversicht, dass es zu einer Lösung kommen werde.