Kammerer: "Rauchergesetz ist so was von dämlich"
Wein-&-Co-Gründer Heinz Kammerer ärgert sich über "feige und haltungslose" Politiker, das "dämliche" Rauchergesetz und die Sektsteuer, "die mehr kostet, als sie bringt". Derzeit plant er den Start in Deutschland und verhandelt mit Hawesko, dem größten Weinhändler Europas, über eine Kooperation.
KURIER: Schmeckt Ihnen Sekt noch, seit es die Sektsteuer wieder gibt?
Heinz Kammerer: Ein Ärgernis. Die Sektsteuer haben sie nur eingeführt, um die Sozialisten mit ihren Reichensteuern zu beruhigen. Das ist eine dumme Steuer, die wir schon einmal gehabt und abgeschafft haben, weil die Eintreibung der Steuer mehr kostet als jene 45 Millionen Euro, die sie einbringt.
Und mit dem Rauchergesetz haben Sie sich in der Zwischenzeit angefreundet?
Das Rauchergesetz ist so was von dämlich. Da wird entschieden, dass ein Nichtraucher nicht durch den Raucherbereich aufs Klo gehen darf. Dann gibt es wieder einen neuen Entscheid, und in drei Jahren wird wieder alles anders ausschauen. Dieser komatöse Pfründestaat ist nicht in der Lage, eine klare Entscheidung zu treffen.
Wie die Italiener?
Was für ein Gesetz würden Sie sich wünschen?
Ein klares. Entweder ein generelles Rauchverbot in Lokalen, oder jeder Lokalbesitzer kann das Thema handhaben, wie er will. Jetzt ist es so, dass in kleinen Lokalen ohne gescheite Lüftung geraucht werden darf, aber in meinen Lokalen mit der guten Lüftung nicht.
Sind Sie selbst Raucher?
Nein. Ich geh’ nirgends hin, wo geraucht wird.
Wieso haben Sie dann nicht nur Nichtraucher-Lokale?
Hab’ ich ja versucht. Aber der Umsatz ist um 20 Prozent eingebrochen. Das hält eine Bar nicht aus.
An den Gerüchten, dass Sie Wein & Co verkaufen wollen, ist nichts dran?
Nein, gar nichts. Ich will nicht verkaufen.
Die Rede ist davon, dass Sie intensiv mit der deutschen Hawesko-Gruppe verhandeln.
Ja, aber nur wegen der Kooperation für die Expansion nach Deutschland und nicht, weil ich verkaufen will. Hawesko ist als größter Weinhändler Europas ein seriöser Anwärter. Das ist ein börsenotierter, sehr ertragreicher Konzern. Das ist schon ziemlich spruchreif, aber wir verhandeln noch mit zwei, drei anderen Interessenten.
Woran spießt es sich?
Ich will möglichst die Autonomie erhalten. Möchte Deutschland separat sehen und keine Beteiligung an der Österreich-Gesellschaft. Ich habe ein profitables Geschäft und keinen Druck. Ich bin 65 Jahre alt. Wenn ich nicht in Deutschland starte, ist das auch gut. Dann soll das halt mein Sohn in fünf Jahren machen.
Wann soll eine Entscheidung fallen?
Ich möchte das nach dem Sommer entschieden haben.
Die Deutschen werden nicht weniger auf den Preis schauen, nur weil wir nach Deutschland kommen. Hier bieten wir zu 60 Prozent österreichische Weine an, in Deutschland werden es höchstens 20 Prozent sein. Die Deutschen haben jetzt auch den Chauvinismus entdeckt. Sie machen selbst sehr gute Weine zu guten Preisen.
Soll das heißen, dass Österreich ein Preisproblem hat?
In manchen österreichischen Gegenden muss viel händisch gearbeitet werden. Das kostet Geld. Aber es gibt natürlich auch Winzer, die glauben, sie können den Preis verdoppeln, nur weil zwei Jahrgänge gut waren.
Derzeit haben Sie 23 Standorte in Österreich. Wie viele sollen noch dazu kommen?
Drei oder vier. Zudem planen wir 20 Standorte in Merkur-Filialen.
In welchem Zeithorizont?
Das hängt von den Umbauaktivitäten von Merkur ab.
Aber wie viele wollen Sie heuer noch eröffnen?
Bis zu fünf Standorte. Wir müssen natürlich auch schauen, dass wir uns nicht selbst konkurrenzieren. Deswegen werden wir in den Bundesländern in Merkur-Märkte ziehen, nicht aber in Wien. Obwohl, da gibt es Ausnahmen – eine Merkur-Filiale im zehnten Bezirk wäre für uns zum Beispiel interessant. Die Bundesländer erreichen wir überwiegend über das Internet – das sehen wir auch an den guten Zuwachsraten des Webshops.
Kammerer springt auf, um einen Herren zu begrüßen und vorzustellen ...
"Das ist der Winzer F. X. Pichler. Mit seinen Dopplerflaschen bin ich aufgezogen worden, unsere Väter waren befreundet ..."
Weinhändler: 51,5 Mio. Euro Umsatz
1993 hat Heinz Kammerer Wein & Co gegründet, 2012 hat er sich aus dem operativen Geschäft zurückgezogen. Wein & Co hat im abgelaufenen Geschäftsjahr den Umsatz um drei Prozent auf 51,5 Mio. Euro gesteigert. 15 Prozent des Umsatzes kommen aus dem Webhandel, Tendenz steigend.
Derzeit hat das Unternehmen 23 Standorte in Österreich und beschäftigt 300 Mitarbeiter. Kammerer hat zuvor mit Teppichen und Fliesen (Ikera) gehandelt.
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