Weihnachtseinkauf: Der Wettkampf der Zustelldienste

Weihnachtseinkauf: Der Wettkampf der Zustelldienste
Amazon nimmt die Lieferung selbst in die Hand, die Post will ab 2019 an den Lieferungen der Konkurrenz mitnaschen.

Je mehr Österreicher online einkaufen, desto mehr Pakete werden transportiert. Das zeigt sich in den Daten der österreichischen Kommunikationsbehörde RTR. „Im Inlandsversand werden wir heuer im vierten Quartal allem Anschein nach erstmals die Marke von 30 Millionen Paketen unter zehn Kilogramm überschreiten“, sagt Johannes Gungl, Geschäftsführer der RTR. Der Weg zum neuen Rekordwert zeichnete sich ab: Im zweiten Quartal wurden 26 Millionen kleine Pakete verschickt, ein Plus von 9,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Aber nicht nur Post und Paketdienste buhlen um die Gunst der Kunden: Amazon nimmt das Thema selbst in die Hand. Die Dienstleister versuchen, mit neuen Angeboten und Technologien zu punkten, kämpfen zugleich aber mit zahlreichen Problemen. Der KURIER hat die wichtigsten Themen in der Branche erfragt.

Amazon startet als neuer Anbieter in Österreich

Anfang Oktober hat Amazon in Großebersdorf sein erstes österreichischen Verteilzentrum eröffnet. Es misst knapp 10.000 Quadratmeter und hat laut Ralf Kleber, Geschäftsführer von Amazon Deutschland, „einige Millionen“ gekostet. 150 Menschen sollen hier arbeiten.

Bei der Konkurrenz reagiert man gelassen auf Amazons Vorpreschen und verweist auf das allgemein starke Wachstum im Paketmarkt. Von der Österreichischen Post heißt es etwa, dass Amazon trotz der Eigenzustellung weiterhin einer der größten Kunden bleiben wird und dass wegen des allgemein wachsenden Paketwachstums auch die Menge der von der Post transportierten Amazon-Pakete steigen wird. „Wir spüren die Präsenz von Amazon, wachsen aber dennoch“, sagt Kathrin Schrammel, Pressesprecherin der Österreichischen Post.

Beim Paketdienst DPD erwartet man kaum Auswirkungen, da die Amazon-Paketmenge dort nicht so groß ist wie bei der Konkurrenz. „Was aber spürbar sein wird, ist der Fahrermangel, der sich durch einen weiteren Marktteilnehmer verstärken wird“, sagt Rainer Schwarz, Geschäftsführer von DPD Austria. Axel , General Manager von GLS Österreich, erwartet einen härteren Konkurrenzkampf, jedoch erst nächstes Jahr. „Jetzt zu Weihnachten hat zwar jeder viel zu tun, nach Weihnachten wird der Druck aber stärker.“

Österreichische Post will alle Angebote bündeln

Eine Neuerung bringt der Dienst „AllesPost“, der im Frühjahr 2019 starten soll: Mit diesem werden Pakete auf jeden Fall von der Österreichischen Post zugestellt, auch wenn man beim Onlinehändler eine andere Versandart wählen musste. So kann man die Infrastruktur der Post, wie etwa die Empfangsboxen in Wohnhäusern, nutzen. Das Service wird bereits jetzt mit Pilotkunden getestet. Zu den Kosten macht die Post auf Anfrage noch keine Angaben, verweist aber auf die Möglichkeit eines kostenlosen, dreimonatigen Probezeitraums.

Die Konkurrenten sehen noch einige ungelöste Probleme. „Für uns sind einige Fragen offen – vor allem, was Haftung und ein durchgängiges Track und Trace der Pakete anbelangt“, sagt Schwarz. Spörl verweist darauf, dass der Gesamtpreis der Zustellung eine Mischung aus den Kosten der Post und des Paketdienstes sein wird: „Wie hoch ist die Bereitschaft der Kunden, für eine Zustellung zwei Mal zu zahlen?“, fragt er.

„Wir werden unsere Preise dafür nicht senken, und die Preise der Post kommen noch hinzu.“ Zugleich verweisen die Paketdienste auf den Ausbau ihrer eigenen Angebote: DHL betont etwa, dass man flächendeckend auch samstags zustellt. Zudem verweisen die Anbieter auf Live-Tracking und die Weiterleitung an alternative Adressen oder Paketshops.

Drohnen bleiben weiterhin Zukunftsmusik

Vor genau fünf Jahren hat Amazon-Chef Jeff Bezos verkündet, dass „in vier bis fünf Jahren“ Drohnen die Pakete in die Gärten der Kunden fliegen würden. Diese Prognose hat sich nicht bewahrheitet. Allerdings hat Amazon das Thema noch nicht abgeschrieben: Neben Projekten in den USA, Frankreich, Israel und Großbritannien forscht Amazon auch in der Steiermark an der Technologie. Hier wird unter anderem am „Sense and avoid“-System gearbeitet, mit dem die Drohnen diversen Hindernissen ausweichen sollen. Neben technischen gibt es auch regulatorische Herausforderungen und Bedenken in Sachen Datenschutz.

Die Post hat bei Tests

mit Drohnen und autonomen Fahrzeugen festgestellt, dass die technische Umsetzung bereits gut funktioniert. Hier sieht man die Massen-Belieferung per Drohne in nächster Zeit aber nicht als realistisch: „Stellen Sie sich nur den Drohnenverkehr vor bei 90.000 Paketen täglich alleine in Wien“, sagt Schrammel: In Nischenbereichen wie dem Transport von Medikamenten könne dies aber künftig sinnvoll sein.

Hilfe bei Problemen mit der Zustellung

Trotz der ganzen Zukunftsmusik: Es bleiben die alten Probleme, dass Pakete nicht zugestellt werden oder beschädigt sind. Bis 30. September verzeichnete die Schlichtungsstelle der RTR 139 Verfahren wegen Paketsendungen. Die RTR vermittelt bei entsprechenden Problemen. Details zum Ablauf des Verfahrens finden Sie hier.

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