Angesicht der emotionalen Debatte drängt der Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Heinz Fassmann, darauf, „die Wissenschaft am Diskussionsprozess zu beteiligen“. Zumal sich die Grüne Gentechnik von der herkömmlichen Gentechnik unterscheidet. Zwischen einer natürlichen Züchtung und der Grünen Gentechnik lässt sich wissenschaftlich kein Unterschied feststellen, betont Hermann Bürstmayr vom Institut für Biotechnologie in der Pflanzenproduktion der Universität für Bodenkultur. Allerdings ist die Grüne Gentechnik „viel schneller als eine normale Züchtung“.
Laut Ortrun Mittelsten Scheid vom Gregor Mendel Institut für molekulare Pflanzentechnologie geht es bei der Grünen Gentechnik um Eigenschaften wie Resistenz gegen Hitze und Krankheitserreger, gute Keimfähigkeit sowie die Lagerfähigkeit der Lebensmittel. Es geht als vor allem um die Sicherung der Ernteerträge der Landwirtschaft und um die Nahrungsmittelversorgung.
In Ländern wie Argentinien, Brasilien den USA oder China setze man voll auf die neue Technologie. Mittelsten Scheid sieht die Gefahr, dass „wir den Anschluss verlieren und Wissenschafter abwandern“. Die Genschere als wichtiger Teil der neuen Grünen Gentechnik wurde in einer Forschungseinrichtung in Wien-Landstraße entwickelt. Die beiden Forscherinnen Emmanuelle Charpentier und die Jennifer Doudna haben dafür 2020 den Chemienobelpreis bekommen.
Die Anwendung von Gentechnik ist in Österreich grundsätzlich erlaubt. Etwa bei der Produktion von Impfstoffen und Medikamenten wie Insulin. Das gilt auch für die Herstellung von Aromastoffen, Vitaminen oder Nahrungsergänzungsmitteln.
Österreich importiert große Mengen von gentechnisch veränderten Soja für die Tierfütterung aus Amerika. Lediglich bei der Pflanzenzucht gibt es deutliche Einschränkungen.
Ortrun Mittelsten Scheid erinnert sich an ein Gespräch mit einer Politikerin der Grünen. Diese habe ihr gesagt, auch wenn wissenschaftliche Beweise für negative Wirkungen fehlen, „kann ich die Gentechnik meinen Wählern nicht zumuten“.
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