Weichenstellung für die Zukunft der Landwirtschaft

Weichenstellung für die Zukunft der Landwirtschaft
Wissenschafter wollen bei neuer EU-Richtlinie über die Grüne Gentechnik mitreden

In den kommenden Monaten wird die EU-Kommission ihren Vorschlag für eine neue Gentechnik-Richtlinie vorlegen. Es geht dabei vor allem um die Frage ob die Grüne Gentechnik künftig in der EU zugelassen wird.

Die Kommission ist der Ansicht, dass die Grüne Gentechnik „zu einem nachhaltigeren Lebensmittelsystem beitragen kann“. Die für Gesundheitsfragen zuständige EU-Kommissarin Stella Kyriakides befürwortet den Einsatz der Grünen Gentechnik. Die Pflanzenzüchter können mit der neuen Technologie Sorten anbieten, die besser an den Klimawandel angepasst sind.

Doch die Grünen und die Umweltorganisationen wollen die Neuregelung der Gentechnikverordnung verhindern. Im Dezember haben Global 2000 und Bio Austria eine Petition für eine strenge Regulierung der Grünen Gentechnik eingebracht.

Emotionale Debatte

Angesicht der emotionalen Debatte drängt der Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Heinz Fassmann, darauf, „die Wissenschaft am Diskussionsprozess zu beteiligen“. Zumal sich die Grüne Gentechnik von der herkömmlichen Gentechnik unterscheidet. Zwischen einer natürlichen Züchtung und der Grünen Gentechnik lässt sich wissenschaftlich kein Unterschied feststellen, betont Hermann Bürstmayr vom Institut für Biotechnologie in der Pflanzenproduktion der Universität für Bodenkultur. Allerdings ist die Grüne Gentechnik „viel schneller als eine normale Züchtung“.

Laut Ortrun Mittelsten Scheid vom Gregor Mendel Institut für molekulare Pflanzentechnologie geht es bei der Grünen Gentechnik um Eigenschaften wie Resistenz gegen Hitze und Krankheitserreger, gute Keimfähigkeit sowie die Lagerfähigkeit der Lebensmittel. Es geht als vor allem um die Sicherung der Ernteerträge der Landwirtschaft und um die Nahrungsmittelversorgung.

In Ländern wie Argentinien, Brasilien den USA oder China setze man voll auf die neue Technologie. Mittelsten Scheid sieht die Gefahr, dass „wir den Anschluss verlieren und Wissenschafter abwandern“. Die Genschere als wichtiger Teil der neuen Grünen Gentechnik wurde in einer Forschungseinrichtung in Wien-Landstraße entwickelt. Die beiden Forscherinnen Emmanuelle Charpentier und die Jennifer Doudna haben dafür 2020 den Chemienobelpreis bekommen.

Die Anwendung von Gentechnik ist in Österreich grundsätzlich erlaubt. Etwa bei der Produktion von Impfstoffen und Medikamenten wie Insulin. Das gilt auch für die Herstellung von Aromastoffen, Vitaminen oder Nahrungsergänzungsmitteln.

Gentechnik-Importe

Österreich importiert große Mengen von gentechnisch veränderten Soja für die Tierfütterung aus Amerika. Lediglich bei der Pflanzenzucht gibt es deutliche Einschränkungen.

Ortrun Mittelsten Scheid erinnert sich an ein Gespräch mit einer Politikerin der Grünen. Diese habe ihr gesagt, auch wenn wissenschaftliche Beweise für negative Wirkungen fehlen, „kann ich die Gentechnik meinen Wählern nicht zumuten“.

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