Wasserreiches Österreich, aber wie lange noch?

Wasserreiches Österreich, aber wie lange noch?
Österreichs Wasserversorger sind auf der Hut und bauen für Trockenzeiten vor

Auch wenn es dieses Wochenende nach langer Trockenheit heftig regnet, bleibt bei den heimischen Wasserversorgern ein mulmiges Gefühl zurück. Denn geht es mit dem Klimawandel in diesem Tempo weiter, könnte Wasser in Teilen des Landes knapp werden.

Dabei ist Österreich ein Vorzeigeland, wenn es um sauberes Wasser geht: Das gesamte Trinkwasser stammt aus Quellen oder Brunnen bester Qualität. Das ist in Mittel- und Nordeuropa nicht selbstverständlich. Deutschland etwa bezieht ein Drittel aus Flüssen oder Seen, Großbritannien sogar 72 Prozent. Das Wasser muss aufwendig aufbereitet werden.

Diesen Sommer aber sind Hausbrunnen im Wein- und Waldviertel auch hierzulande reihenweise ausgefallen und Tankwagen mussten Gemeinden mit Trinkwasser beliefern. Eine Krise sei das noch lange nicht, beruhigt Manfred Eisenhut, Bereichsleiter Wasser in der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach. Viel schlimmer sei es im Rekordsommer 2003 gewesen, sagt er. In der Folge hätten Wasserversorger das Leitungsnetz verdichtet. Im Notfall kann jetzt Wasser von regenreicheren Gebieten in Trockenzonen gepumpt werden. Locker zurücklehnen könne sich die Branche dennoch nicht. „Wir beobachten die Entwicklung sehr genau“, sagt Eisenhut. Seit 2010 habe die Vereinigung acht Studien in Auftrag gegeben, die sich mit Klimawandel und Wasserversorgung befassen.

Wasserverbrauch sinkt

Sorgen bräuchten sich die Österreicher um ihr Trinkwasser dennoch nicht zu machen. „Sie können ruhig drei Mal am Tag duschen“, sagt Eisenhut. Das Problem sei nämlich gar nicht ein zu hoher Verbrauch. „Sie können Wasser nicht sparen. Was sie nicht nutzen, fließt die Donau hinab“, so der Experte. Man könne mit der Ressource aber sorgsam umgehen.

Österreich sei in diesem Punkt vorbildhaft. 130 Liter pro Tag betrage der Durchschnittsverbrauch pro Person in Österreich – Tendenz sinkend. Andere Länder seien da viel verschwenderischer. In Kapstadt etwa verbrauchte jeder Bürger vor dem großen Wassernotstand im Juni dieses Jahres 350 Liter am Tag.

Außerdem sorge ein strenges Wasserrecht, das auch streng überprüft werde, dafür, dass niemand zu viel aus den Quellen entnehme. „Dem Nachbarn das Wasser abgraben, wie es in Südspanien gang und gäbe ist, ist in Österreich völlig ausgeschlossen“, so die Überzeugung des Wasser-Experten. Weder Kapstadt noch Spanien hätten entsprechende Wassergesetze.

Und noch etwas helfe: Die Österreicher hätten ein hohe „Wasser-Bewusstsein“. Das sei auch der Grund für den seit einigen Jahren rückläufigen Wasserverbrauch trotz Anstiegs der Bevölkerung. „Die Leute schauen beim Kauf von Waschmaschinen oder Geschirrspülern auf den Wasserverbrauch“, glaubt Eisenhut. Sogar beim Garten gießen mache sich das bemerkbar. Sprinkleranlagen mit Sensoren, die den Wasserbedarf der Pflanzen messen, waren der Verkaufshit des Sommers. Die Wasserwerke spüren dies. Der Spitzenverbrauch durchs Gießen im Sommer ist gefallen.

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