Was Sie über die umstrittene Gas-Konferenz in Wien wissen müssen

Was Sie über die umstrittene Gas-Konferenz in Wien wissen müssen
Bis 29. März trifft sich die europäische Gaslobby auf Einladung der OMV zum Netzwerken in Wien. Die Teilnahmegebühr beträgt 5.000 Euro.

Die European Gas Conference, das jährliche Branchentreffen des "Energy Council", eines Netzwerkes von Vertretern der europäischen Öl- und Gaswirtschaft, steht heuer unter keinem guten Stern. Schon vor Beginn des nicht öffentlichen Meetings heute Montag, fanden mehrere Protestaktionen in Wien statt. Auch am Montag gingen die Aktionen der Aktivistinnen und Aktivisten weiter und sorgten für Polizeieinsatz. Worum es bei dem 3-tägigen Treffen auf Einladung der OMV überhaupt geht und wer daran teilnimmt.

Was ist das Energy Council?

Wörtlich heißt es auf der Homepage: "Die Mitgliedschaftsplattform des Energy Council hilft hochrangigen vorgelagerten Öl- und Gas-Führungskräften, die Investitionen anziehen möchten, indem sie ihnen Zugang zu qualifizierten Investoren verschafft, die sich weiterhin der Öl- und Gasindustrie widmen".

Das Council legt "großen Wert auf Networking und das Knüpfen hochwertiger Verbindungen durch strukturierte 1:1-Meetings und gesellschaftliche Zusammenkünfte das ganze Jahr über, um Ihnen zu helfen, Ihr Netzwerk zu entwickeln und zu erweitern".

Laut Attac sitzen Mitglieder in der Taskforce der Energieplattform der EU, die ausschließlich der Industrie vorbehalten ist und diese in Bezug auf neue Gaslieferungen und den Infrastrukturbedarf berät. Dank ihrer engen Beziehungen zur Kommission seien viele Infrastrukturprojekte, die aufgrund der Klimakrise als gestrichen galten, wieder auf den Tisch gelegt worden.

Worüber wird bei der Konferenz gesprochen?

Das Motto der heurigen Gaskonferenz in Wien lautet: "Förderung des Dialoges zwischen Europa und seinen wichtigsten Lieferanten". Inhaltlich geht es also um zentrale Zukunftsfragen der europäische Energiewirtschaft. Auf der Agenda stehen etwa die Rolle von Gas für die künftige Versorgungssicherheit, der künftige Energiemix sowie die Diversifizierung der Lieferketten, sprich Ersatz von Gas aus Russland. Dazu zählt auch Fracking-Gas aus den USA.

Am dritten Tag findet die Europäische Wasserstoffkonferenz statt, um "die realistischen Zeitpläne und den Umfang der Wasserstoffwirtschaft" festzulegen, wie es heißt. Attac weist darauf hin, dass 99 Prozent des Wasserstoffs aus fossilen Brennstoffen, vor allem Gas selbst, besteht. Es sei zu erwarten, dass der staatliche norwegische Öl- und Gaskonzern Equinor als Sponsor des Events eine Grundsatzrede dazu nutzen werde, fossilen Wasserstoff als "sauber" zu bezeichnen.

Genaue Details zu den einzelnen Vorträgen sind nur für die registrierten Teilnehmenden verfügbar. Neben der offiziellen Konferenz finden laut Veranstaltungsseite auch 100 "private Treffen", also Networking-Termine statt. 

Was Sie über die umstrittene Gas-Konferenz in Wien wissen müssen

OMV-Petron-CEO Christina Verchere

Wer nimmt an der EGC teil?

Mehr als 250 Teilnehmende aus 35 Ländern sind zur Konferenz angemeldet. 85 Fachreferenten, vor allem internationale EnergieexpertInnen, InvestorInnen und ÖkonomInnen, halten Vorträge zu bestimmten Energiethemen.

Unter den politischen Vertretern finden sich z.B. Matthäus Baldwin, stellvertretender Generaldirektor, GD Energie, der Europäische Kommission. Von der OMV spricht Christina Verchere, Vorstandsvorsitzende und Präsidentin der OMV Petrom. Auch Vertreter der italienische Pipelinegesellschaft Snam und der Transadriatic Pipeline (TAP) finden sich auf der Rednerliste.

Was kostet die Teilnahme?

Der 3-Tages-"Goldpass" für die Konferenz inklusive Concierge-Service und "3 x vorab vereinbarte Treffen" kostet 5.099 Euro. Der Silver-Pass kostet 4.500 Euro, der Bronze-Pass 3.900 Euro. 

Was Sie über die umstrittene Gas-Konferenz in Wien wissen müssen

Aktivisten blockierten die Zufahrt zum Privatjet-Terminal am Flughafen Wien

Was fordern die Protestierenden?

Der Protest richtet sich sowohl gegen den Inhalt - Fokus auf Gas - als auch gegen die mangelnde Transparenz des Treffens. Mit den Protestaktionen werde "ein Ende der klimaschädlichen, undemokratischen und anti-sozialen Entscheidungen hinter verschlossenen Türen" gefordert, hieß es in einer Aussendung des internationalen Bündnisses "BlockGas". 

Für Global 2000 ist so eine Konferenz "völlig aus der Zeit gefallen und völlig deplatziert.  Statt das Problem durch den Ausbau der Gasinfrastruktur noch größer zu machen braucht es jetzt Ansätze um den Energieverbrauch zu reduzieren und den Ausbau erneuerbarer Energien voranzutreiben um so endlich einen Weg aus der Gasabhängigkeit zu finden“, sagte Global-2000-Energiesprecher Johannes Wahlmüller.

Attac und weitere Organisationen riefen schon am Wochenende zur "Gegenkonferenz", zu der rund 500 Teilnehmende kamen. Diskutiert wurde u.a. darüber, wie  die Energieversorgung und Entscheidungen  darüber demokratisiert werden können. Am 28. März ist am Wiener Stephansplatz für 17.30 eine Demo "Stoppt die Gaslobby" angesetzt. 

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OMV-CEO Alfred Stern

Was sagt die OMV dazu?

OMV-Chef Alfred Stern zeigte am Montag Verständnis für die Forderung nach einem raschen Ausstieg aus der Nutzung von Erdgas. "Tatsache ist, dass wir in der Transformation unseres Energiesystems zu langsam sind", sagte Stern am Montag zur APA. Aber der Ausstieg könne nicht von heute auf morgen erfolgen, bevor nicht ein neues, nachhaltigeres Energiesystem aufgestellt sei, sagte Stern.

Proteste von Umweltaktivisten müssten in einer Demokratie möglich sein, "solange sie rechtskonform abgehalten werden, ist es Teil unserer Meinungsvielfalt, die wir in einer Demokratie leben und alle schätzen", so Stern. "Aber Fortschritt wird durch Kooperation und nicht durch Eskalation erzeugt, und auch nicht durch Emotionen."

Er verwies auch darauf, dass die Energieunternehmen für die Transformation enorme Investitionen benötigen würden. "Dabei geht es nicht nur um das Geld, sondern um die praktische Umsetzung von solchen Projekten. Es gibt auf der Welt nicht so viele Firmen, die die Kompetenz und die Ressourcen haben, um das zu tun."

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