Was heißt... Geldkreislauf

Was heißt... Geldkreislauf
Ohne Geld würde unsere Wirtschaft nicht funktionieren. Doch wer sorgt dafür, dass es genügend davon gibt? Und warum haben Währungen einen bestimmten Wert?

Geld muss fließen so wie das Blut in den Adern. Nur wenn der Kreislauf reibungslos funktioniert, ist man gesund. Das gilt für die Menschen ebenso wie für unsere Wirtschaft. Geld erhält die Wirtschaft am Leben.

Stimmt diese landläufige Behauptung? Nicht ganz. Denn genau genommen ist es das Vertrauen der Bürger in ihre Währung, das sicherstellt, dass der Geldkreislauf in Schwung bleibt. Alle vertrauen nämlich darauf, dass eine gewisse Geldsumme von allen anderen als Gegenwert für Waren und Dienstleistungen akzeptiert wird.

Die Währungshüter und Banker wissen, wie gefährlich es ist, dieses Vertrauen zu erschüttern. Das kann dem Wirtschaftssystem, so wie wir es heute kennen, das Fundament entziehen und einen Total-Crash auslösen.

Im Herbst 2008 ist die Welt nur knapp daran vorbeigeschrammt. Der Auslöser war die Pleite einer bei den meisten Europäern damals unbekannten amerikanischen Investmentbank: Lehman Brothers. Diese hatte – von vielen unbemerkt – weltweit massenhaft Garantien für Bank- und Sparprodukte übernommen. Und diese Garantien waren plötzlich wertlos. Da aber keine Bank genau wusste, wie viel dieser Garantie-Produkte eine andere Bank hatte, regierte Misstrauen statt Vertrauen. Die Folge: Banken liehen sich untereinander kein Geld mehr, Bürger begannen, Geld von Banken abzuziehen: Kurzschluss im Geldkreislauf, das Finanzsystem drohte zu kollabieren.

Die Gelddrucker

In dieser Notlage demonstrierten die Zentralbanken, was sie können: Sie sind die Einzigen, die Geld drucken dürfen, sie haben gesetzlich das Monopol darauf – und sie alle warfen die Notenpresse an. Milliarden pumpten sie in die Banken, die das Geld an Private und Unternehmen weiter vergaben, der Kreislauf kam wieder in Schwung. Banknoten und Münzen waren aber nur ein Bruchteil dieser frischen Liquidität. Das meiste "neue Geld" kommt in Form einer Buchung in den Bilanzen der Notenbanken und einer entsprechenden Gegenbuchung in den Bilanzen der Banken zustande. Dabei fließt kein Bargeld. Wöchentlich bietet die Europäische Zentralbank den Banken "Liquidität" in unbegrenzter Menge an: Die Banken nehmen, was sie brauchen, zahlen dafür derzeit fast keine Zinsen, hinterlegen aber Sicherheiten bei der Zentralbank. Das können etwa Pfandbriefe oder auch Kredite an Unternehmen sein.

Direkt von der Zentralbank leihen sich nicht alle Banken Geld, sondern nur die großen. Diese wiederum geben die Mittel an andere Banken weiter. Wenn etwa ein Unternehmen die Löhne auszahlt, braucht es kurzfristig mehr Liquidität. Seine Hausbank nimmt dann im Interbankenmarkt kurzfristig mehr Geld auf. Dieser Teil des Kreislaufes von der Notenbank über die Bank zum Unternehmer und aufs Konto der Arbeitnehmer ist rein virtuell, er wird nur über Buchungen in den Bilanzen sichtlich. Erst wenn Menschen Geld am Bankomat oder von ihren Konten abheben, wird es zum Bargeld.

Die Geldschöpfer

Der Großteil des Geldumlaufs ist nicht Bargeld (nur fünf Prozent des Umlaufs), sondern Bankeinlagen, und diese werden großteils von den Banken selbst geschaffen – geschöpft im Fachjargon. Das geht so: Wenn eine Bank einem Häuslbauer einen Kredit gewährt, zahlt sie ihm nicht 300.000 Euro in bar aus, sondern bucht die Summe auf das Bankkonto des Kunden. Die Bank macht also eine Einlage. Damit schafft sie neues Geld. Der Kunden kann von diesem Einlagenkonto die Rechnungen der Handwerker bezahlen, das Geld wandert auf ein Einlagenkonto bei einer anderen Bank. Man könnte auch sagen, der Häuslbauer gibt einen Schuldschein seiner Bank an die Bank des Handwerkers weiter. Weil all diese Schuldscheine als Geld akzeptiert werden und Vertrauen in dessen Wert besteht, funktioniert das. Diese Geldschöpfung hat aber Grenzen. Dabei haben die Zentralbanken ein Wörtchen mitzureden. Sie bestimmen die Zinsen, und von diesen hängt die Kreditnachfrage ab. Limitiert ist die Kreditvergabe zudem durch das Eigenkapital der Banken.

Weiterführende Links

113 Milliarden Stück Euro-Münzen und 17,9 Milliarden Banknoten sind derzeit im Umlauf. Doch wer entscheidet, wie viele Euros geprägt und gedruckt werden? Dieser Beschluss fällt im Rat der Europäischen Zentralbank, in dem alle nationalen Notenbanken der Euroländer vertreten sind.

Kalkuliert wird jeweils ein Jahresbedarf an Euro. Dieser wird einerseits von den nationalen Notenbanken auf Basis ihrer Daten und Meldungen von den Banken im Inland ermittelt. Andererseits berechnet die EZB selbst den Münzen- und Notenbedarf für das Eurosystem. In Arbeitsgruppe werden die beiden Ergebnisse in Einklang gebracht, letztlich entscheidet der EZB-Rat die Produktionsmenge.

Diese wird dann auf die nationalen Notenbanken je nach Größe, Bevölkerung etc. aufgeteilt. In Österreich sind die Münze Österreich und die Banknoten- und Sicherheitsdruckerei der Notenbank für die Produktion der Euro zuständig. Nicht jede nationale Gelddruckerei produziert jede Stückelung von Euro. So werden hier zu Lande vor allem die Zehner gedruckt, in Spanien und Portugal vermehrt die Fünfer, aber auch die 50er. Deutschland druckt die großen Scheine – 100er und 200er.

Transport

Da nicht alle Länder alle Stückelungen erzeugen, ist es nötig, das Bargeld über die Grenzen zu den Notenbanken anderer Eurostaaten zu liefern. Das passiert regelmäßig „ad-hoc“, wie die Notenbanker sagen, und vor allem geheim. Naturgemäß ist den Zentralbankern kein Wörtchen über die Transportwege zu entlocken. Sicher ist, dass nicht alles per Lkw geliefert wird, auch Flugzeuge werden eingesetzt. Euro-Transporte sind nicht nur wegen der unterschiedlichen Produktionen in den Ländern nötig. Auch mit Zahlungen von Unternehmen, mit Touristen, Pendlern und Migranten wird Euro-Bargeld verschoben. Notenbanken transportieren gewisse Stückelungen dann wieder in Herkunftsländer zurück.

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