Was der Handwerkerbonus gebracht hat

Was der Handwerkerbonus gebracht hat
Finanzminister Schelling dreht die Förderung mit Jahresende ab. Die Bilanz fällt zwiespältig aus.

Der Staat gibt’s, der Staat nimmt’s. Nur einen Tag nach Fixierung des neuen Beschäftigungs-Bonus kam das Aus für den Handwerkerbonus. Finanzminister Hans Jörg Schelling will den 600-Euro-Zuschuss für versteuerte Tischler-, Maler- oder Bodenlegerarbeiten mit Jahresende abdrehen. Begründung: Die Wirtschaft wachse heuer mehr als 1,5 Prozent, daher sei die gesetzliche Voraussetzung nicht mehr gegeben. Basta. Die Wirtschaftskammer (WKO) tobt, sie forderte erst kürzlich eine Erhöhung der Förderung auf 6000 Euro.

Aber was hat der Handwerkerbonus bisher gebracht?

Weniger Pfusch Der Linzer Ökonom Friedrich Schneider ist fest davon überzeugt, dass der Bonus die Schwarzarbeit zurückdrängt. Weil es für die Vergütung nötig ist, die Arbeiten auf Rechnung zu machen, hätte der Pfusch bisher um 200 Mio. bis 250 Mio. Euro reduziert werden können, schätzt Schneider. Schelling bestreitet den Rückgang beim Pfusch nicht, befürchtet andererseits aber auch keinen neuerlichen Anstieg nach Wegfall der Prämie.

Mehr Jobs Für 2014 errechnete Schneider einen Anstieg der Beschäftigung um 761 Arbeitsplätze. Das Institut für Höhere Studien (IHS) verglich die Gesamtbeschäftigung, etwa in der Baubranche. Hier gab es zwischen 2014 und 2015 ein leichtes Minus. Die WKO verweist auf Umfragen, wonach 23 Prozent der Betriebe, die Aufträge mit dem Handwerkerbonus abwickelten, dadurch Mitarbeiter im Betrieb halten konnten, weitere 10 Prozent stellten zusätzlich Personal ein.

Leistbarkeit Die Förderung macht Handwerkerarbeiten für Privathaushalte billiger. Profitiert hätten davon laut Pensionistenverband vor allem einkommensschwache Senioren.

Mitnahme-Effekte Viele Antragsteller hätten die Arbeiten auch ohne Bonus legal beauftragt. Dadurch habe ein größerer Personenkreis profitiert als beabsichtigt, heißt es in einer Analyse des parlamentarischen Budgetdienstes. Auch das IHS sieht die Mitnahme-Effekte kritisch. Für Schneider sind sie verkraftbar. Schon bei einer Pfuschreduktion von 22,6 Prozent würde sich der Bonus für die Finanz rechnen.

Kaum Impulse Die Konjunktur zieht zwar an, aber das Handwerk hinkt hinterher. In den ersten drei Quartalen 2016 schrumpften die Umsätze von Gewerbe und Handwerk um 1,1 Prozent, während Handel und Dienstleistungssektor ganz ohne Förderung um 0,8 bzw. 1,9 Prozent zulegten. Für einen spürbaren Impuls müsste die Förderung viel höher sein und der Themenkreis erweitert werden.

Klima und Energie Die Grünen kritisieren, dass der Bonus keine Impulse in Richtung Energiesparen oder Klimaschutz brachte und fordern stattdessen eine Umsatzsteuersenkung für Sanierungsarbeiten. Die Freiheitlichen bezeichneten den Bonus zuletzt als "Bürokratiemonster der Sonderklasse". So dauere es acht bis zwölf Wochen, bis ein Antrag genehmigt werde.

Wer sich den Bonus noch holen möchte, sollte rasch handeln. Von den für heuer budgetierten 20 Millionen Euro sind schon 4,2 Millionen vergeben. Bis zum Sommer könnte der Topf leer sein.

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