Johann Schlederer, Chef der Österreichischen Schweinebörse, glaubt nicht an einen Lenkungseffekt. „Jeder zweite Konsument weiß nicht konkret, wie viel ein Kilo Fleisch kostet“, so Schlederer. Das sei auch nicht weiter verwunderlich, schließlich gebe es das Kilo Schweinefleisch um vier Euro oder auch um das Vierfache dieses Preises. „Dazu kommt, dass wir aufgrund der Marktgegebenheiten jährlich Preisschwankungen von plus/minus 20 Prozent haben. Kommt eine Steuer von zehn Prozent oben drauf, wird das am Konsumverhalten also genau gar nichts ändern“, ist Schlederer überzeugt. Gehe es der Politik und Umweltschützern tatsächlich um die Reduktion der CO2-Emissionen, müsse der Hebel woanders angesetzt werden, findet er: beim Verkehr.
Dieser Meinung ist auch der Bauernbund, der europaweite -Zölle auf Fleisch-Importe fordert. „Wir würden damit der heimischen Landwirtschaft, die Rindfleisch viel umweltfreundlicher produziert als etwa Brasilien, eine ehrliche Perspektive geben“, meint Bauernbund-Präsident Georg Strasser. „Während ein Kilo Rindfleisch aus Brasilien einen Treibhausgas-Ausstoß von 80 Kilogramm verursacht, liegt der Treibhausgas-Ausstoß für ein Kilo Rindfleisch in Österreich bei nur 14 Kilogramm.“
Auch die Hagelversicherung appelliert, regional einzukaufen. Fleisch aus Brasilien sei im Durchschnitt 10.000 Kilometer gereist, bis es bei uns auf dem Teller landet, jenes aus Österreich habe etwa 100 Transportkilometer hinter sich, rechnet Kurt Weinberger, Chef der Österreichischen Hagelversicherung, vor: „Wer einkauft, hat die Macht, über die Höhe von CO2-Emissionen zu entscheiden.“
Michael Wurzer, Geschäftsführer der ARGE Geflügelwirtschaft, sieht die größte Hebelwirkung in der Gemeinschaftsverpflegung, also etwa in Krankenhäusern, Heimen oder Schulen. „In deren Küchen werden täglich mehr als zwei Millionen Menschen verköstigt, hier hat die öffentliche Hand Verantwortung“, so Wurzer. Ihn ärgert, dass der Gesetzgeber einerseits im internationalen Vergleich hohe Tierschutzbestimmungen vorschreibt, die die heimische Produktion verteuern, aber gleichzeitig für seine Kantinen oft Billigfleisch aus dem Ausland einkauft. Es wird also nach dem Billigstbieter- und nicht nach dem Bestbieterprinzip eingekauft. Wurzer: „Die Küchen haben oft pro Person nicht mehr als fünf Euro für alle Mahlzeiten am Tag zur Verfügung. In diesem Betrag ist schon alles inkludiert – vom Frühstückskaffee bis zum Semmerl.“
Währenddessen fordert Sebastian Theissing-Matei, Landwirtschaftsexperte von Greenpeace, einen Bio-Anteil von 60 Prozent in öffentlichen Einrichtungen. Aus seiner Sicht sollte der Anteil der Bio-Flächen zudem von 25 auf 35 Prozent erhöht werden.
Bleibt die Frage, ob die Konsumenten überhaupt Interesse an mehr Bio-Ware haben. „Schweinefleisch wird derzeit nur zu zwei Prozent in Bio-Qualität gekauft. Die Preise sind zwei bis drei Mal so hoch wie in der herkömmlichen Produktion. Das wollen nicht viele Konsumenten bezahlen“, kommentiert Schlederer.
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