Warum Schnitzel und Schinken nach Ostern teurer werden sollen
Wurst und Schinken müssen teurer werden – und zwar gleich nach Ostern und um zumindest acht bis zehn Prozent. Dieser Meinung ist Karl Schmiedbauer, Obmann der Fleischwarenindustrie und Senior-Chef des Wiener Wurstverarbeiters Wiesbauer. Die Preise würden seit Monaten explodieren, „seit Jahresanfang sind sie um 30 Prozent gestiegen“, rechnet Schmiedbauer vor. Schuld daran sei die Afrikanische Schweinepest in China, wegen der rund eine Million Tiere geschlachtet wurden. Weil die notgeschlachteten Tiere nun am Markt fehlen, saugt China nun verstärkt Ware aus Europa ab. Die Folge: Die Preise schießen in die Höhe, auch in Österreich.
Eine Million gekeilte Tiere in China – das klingt nach einer immensen Zahl. Johann Schlederer, Chef der österreichischen Schweinebörse relativiert aber: „China hat einen Bestand von 350 Millionen Tieren.“ Global betrachtet steht damit jedes zweite Schwein auf der Welt in einem chinesischen Stall. „Wenn in China 20 Prozent der Tiere abgehen, ist das schon eine besorgniserregende Entwicklung, das würde nämlich bedeuten, das am Weltmarkt zehn Prozent fehlen.“ Die offizielle Million an gekeulten Tieren hat laut Schlederer überraschend schnell zu Preisausschlägen nach oben geführt. Man müsse aber auch den Gesamtkontext beachten, sagt der Experte. Das Preisniveau sei zuvor aus Bauernsicht unterirdisch niedrig gewesen – was natürlich die Industrie gefreut hat, die billig eingekauft hat. Damit sei jetzt vorläufig Schluss. Schlederer: „Jetzt normalisieren sich die Preise wieder.“
Ein Mäster würde aktuell 175 Euro pro Schwein bekommen und damit um 25 Euro mehr als noch im Jänner. Dass sich die Preissteigerungen in den nächsten Wochen fortsetzen werden, ist für die Experten klar. Schlederer: „Ich glaube aber nicht, dass es in dieser Dimension weitergehen wird.“
Schnitzerl soll nach Ostern teurer werden
Wie der Schweinezyklus funktioniert
Preisausschläge nach oben und unten sind in der Branche nichts Neues, sie sind Alltag und haben sogar einen Namen – Schweinezyklus. Dieser dauert von Spitze zu Spitze rund vier Jahre und ist relativ schnell erklärt: Stehen zu viele Schweine in den Ställen, kommt es zu einem Überangebot am Markt, die Preise sinken, mit ihnen die Verdienstaussichten der Bauern. Die Mäster reagieren mit einer Reduktion des Bestandes, womit das Angebot am Markt sinkt, es kommt zu einer Verknappung. Die Preise steigen wieder, Bauern mästen wieder mehr Tiere. Allerdings hinkt Angebot immer hinter der Marktentwicklung hinterher, da eine Sau 115 Tage trächtig ist und es entsprechend lange dauert, bis wieder genügend Zucht- und Masttiere im Stall stehen. „Wir sind nicht die Opec, die den Ölhahn schell auf und zudrehen kann“, sagt Schlederer.
Dieses Jahr gab es übrigens erstmals seit Jahren wieder ein Minus in der europäischen Schweineproduktion, das heißt, der Preisanstieg war schon programmiert. Die Afrikanische Schweinepest ist nun das sprichwörtliche Tüpfelchen auf dem i, sagen die Experten.
Dass es weltweit zu einer Verknappung des Angebotes kommt, sei aber nicht zu befürchten. Große Produzentenländer in Süd- und Nordamerika können ihre Produktion noch deutlich steigern, auch in Europa ist noch Luft nach oben. Auch weil am Alten Kontinent infolge der hohen Umwelt- und Tierschutzbestimmungen nicht so leicht mehr die Produktionszahl erhöht
werden kann.
Die Europäische Union hat bei Schweinefleisch übrigens einen Selbstversorgungsgrad von 115 bis 120 Prozent. Anders formuliert geht etwa jedes sechste Schwein geht in den Export. Größtes Produktionsland ist Deutschland, zu den großen Exporteuren Richtung Asien gehören zudem die großen Mastbetriebe aus Holland und Spanien.
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