Warum Nestlé auf Starbucks setzt

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Der Schweizer Lebensmittel-Riese vermarktet künftig Starbucks-Bohnen in Supermärkten

Die Vermarktung von Starbucks-Bohnen ist jetzt der Kaffee der Nestlé-Manager. Der Schweizer Lebensmittelriese übernimmt die globale Vermarktung von Konsum- und Gastronomieprodukten der US-Kaffeehauskette. Die mehr als 28.000 Starbucks-Kaffeehäuser rund um den Erdball bleiben vom Deal aber ausgeklammert. Das Supermarkt-Geschäft von Starbucks ist Milliarden schwer. Die Nummer eins im US-Kaffeegeschäft hat mit dem Vertrieb von Bohnen und gemahlenem Kaffee zuletzt zwei Milliarden Dollar (1,7 Mrd. Euro) umgesetzt.

Nestlé (Nespresso, Nescafé) sind die Vermarktungsrechte im Handel knapp sechs Milliarden Euro wert. Ein Preis, der laut Analysten keinesfalls überzogen ist. „Das Geschäft gibt Nestlé kritische Masse in den USA, dort waren sie bisher unterrepräsentiert“, sagt etwa ein Analyst des Finanzdienstleisters Kepler Cheuvreux. „Es hat großes Potenzial, Starbucks-Produkte über die Distributionskanäle von Nestlé zu vertreiben.“

Nestlé dominiert Markt

Den Aktionären scheint der Deal zu gefallen. Die Nestlé-Aktie zog am Montag an der Zürcher Börse um ein Prozent an (sie hat allerdings seit Jänner um neun Prozent verloren), jene von Starbucks legte im vorbörslichen US-Handel um knapp drei Prozent zu.

Das Geschäft mit den Bohnen ist längst in Händen von Großkonzernen wie Nestlé, Kraft, Sara Lee oder Tchibo. Laut dem Kaffeebericht von Fairtrade beherrscht eine Handvoll Konzerne gemeinsam 45 Prozent des Weltmarktes. Nestlé ist schon heute die klare Nummer eins weltweit, wenn es um den Verkauf warmer Getränke geht. Laut Analysten macht der Konzern in diesem Segment mehr Geschäft als seine vier größten Mitbewerber zusammengenommen. Auch wenn hierzulande viele die Nase rümpfen, wenn sie einen Löskaffee vorgesetzt bekommen, werden jede Sekunde allein 5500 Tassen Nescafé rund um den Erdball getrunken. Speziell die Asiaten kommen auf den Instant-Kaffee-Geschmack.

Alles für die Bohne

Nestlé-Chef Mark Schneider hat bei seinem Amtsantritt Anfang 2017 die Devise ausgegeben, das Kaffeegeschäft zügig voran zu treiben. Im September 2017 sind die Schweizer dann bei einem amerikanischen Edel-Röster eingestiegen, im November bei einem Spezialisten für kalt gebrauten Kaffee und im Dezember wurde die Kriegskasse mit dem Verkauf des weniger gut laufenden US-Teegeschäfts offenbar wieder aufgefüllt. Jetzt folgt die bisher größte Übernahme des früheren Frisenius-Managers: Schneider fügt die Marken Nespresso (weltweit 600 Geschäfte), Nescafé und Starbucks zusammen. Bereits nächstes Jahr soll die neu geschmiedete Kooperation zur Gewinnsteigerung beitragen.

Aber auch die Konkurrenz schläft nicht. So brachte die Beteiligungsgesellschaft JAB Holdings der deutschen Milliardärsfamilie Reimann mit einer ganzen Reihe von Übernahmen wie Douwe Egberts, Peet’s Coffee & Tea und Keurig Green Mountain eine Konsolidierungswelle ins Rollen, die laut Experten noch nicht abebbt. Die Multis entdecken ihre Liebe zu den kleinen Marken, die in der Gunst der Konsumenten immer weiter oben stehen. Damit sind sie auch ein hochpreisiges und margenstarkes Geschäft, wissen Branchenkenner.

Aber selbst wenn in den Szenevierteln ein Kaffeeröster nach dem anderen eröffnet, bleibt das große Geschäft in Händen der Weltkonzerne.

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