Warum wir oft nicht wissen, woher das Hühnerschnitzel kommt

Warum wir oft nicht wissen, woher das Hühnerschnitzel kommt
Ein rot-weiß-rotes Mascherl allein sagt noch nichts über die Herkunft des Fleisches aus.

„Man glaubt gar nicht, wie weit Hühner fliegen können“, sagt Geflügelhalter Markus Lukas. „12.000 Kilometer von Chile bis zu uns.“

Gemeint sind freilich die Transportkilometer, die manche Schnitzel auf dem Buckel haben. Woher das Fleisch auf dem Teller kommt, ist für Kunden aber oft gar nicht ersichtlich, zeigt ein Marktcheck der Österreichischen Geflügelwirtschaft in Zusammenarbeit mit den Landwirtschaftskammern.

Warum eigentlich, Michael Wurzer

Das Ergebnis: Bei Convenience-Produkten, also etwa mariniertem Fleisch, Spießen oder fertigem Paprikahendl, kamen drei Viertel der untersuchten 270 Artikel „mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht aus Österreich“. „Es gab Paprikahendl mit rot-weiß-rotem Herz auf der Packung und dem Hinweis ’hergestellt in Österreich’. Doch das Fleisch war aus Polen“, ärgert sich Lukas, der auch Obmann der Geflügelmastgenossenschaft GGÖ ist. Rot-weiß-rote Fähnchen und Banner gab es immer wieder auf Importware.

Den Bauern fliegt die Billigware aus dem Ausland förmlich um die Ohren. Der Grund ist schnell erklärt: In Österreichs Ställen gelten so hohe Tierschutzstandards wie in kaum einem anderen Land. „Die Tiere haben mehr Platz, Licht, Luft und Bewegung“, sagt Lukas, der selbst 50.000 Hühner hält. In Österreich gilt eine Besatzdichte von maximal 30 Kilo pro Quadratmeter, in der EU sind es 42 Kilo. Das heißt, Masthühner in Österreich haben um 40 Prozent mehr Platz. Das ist gut für die Tiergesundheit und den Antibiotikaeinsatz, der binnen sechs Jahren um 50 Prozent gesunken ist. Doch im Preiswettbewerb ist die heimische Produktion damit unterlegen.

Weit geflogenes Huhn

Speziell in der Gastronomie und in Kantinen. Allein in der Gemeinschaftsverpflegung werden täglich fast zwei Millionen Mahlzeiten ausgegeben. Ferdinand Lembacher, Generalsekretär der Landwirtschaftskammer Österreich, fordert die öffentliche Hand daher einmal mehr auf, bei Ausschreibungen auf Lebensmittel aus Österreich zu setzen. Es könne nicht sein, dass die Politik hohe Standards in den Ställen setzt, auf diese aber im Einkauf pfeife. Laut Lukas kommt in öffentlichen Kantinen – von Kindergärten über Krankenhäuser bis hin zu Ämtern – bis zu 80 Prozent der Hendl aus dem Ausland.

Der typische Österreicher isst laut Marktforschern der RollAma jährlich knapp 13 Kilo Geflügel im Jahr, um vier Kilo mehr als noch 1995. Allein im Einzelhandel wurden im Vorjahr landesweit 36.000 Tonnen Hendl- und Putenfleisch im Wert von 268 Millionen Euro verkauft. Parallel dazu steigt der Außer-Haus-Konsum.

Wer beim Fleisch-Einkauf sicher gehen will, dass das Tier in Österreich geboren, aufgezogen und geschlachtet wurde, solle aufs Ama-Gütesiegel achten, betonen die Landwirtschaftsvertreter.

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