Warum Käfigeier aus der Ukraine auf der Skihütte landen
Häferlkaffee mit Kaiserschmarrn – so ein Angebot auf einer österreichischen Skihütte hat Hannes Royer von der Initiative „Land schafft Leben“ auf die Palme gebracht. Schuld waren die Eier im Kaiserschmarrn – sie kamen aus ukrainischer Käfighaltung. Kein Einzelfall, ist Royer überzeugt. „Österreich importiert 1,8 Millionen Käfigeier aus der Ukraine und Polen – am Tag“, sagt er bei einer Podiumsdiskussion beim Kongress der Österreichische Hoteliersvereinigung (ÖHV) in Villach.
Vom viel zitierten Regionalitätstrend ist in der realen Gastroszene tatsächlich oft wenig übrig. Das liegt laut Royer schon am Begriff an sich, der streng genommen gar nicht definiert ist. „Für die meisten endet Regionalität zwei Ortschaften weiter. Ist ein Lebensmittel in diesem kleinen Umkreis nicht verfügbar, macht man sofort die Tür zur weiten Welt auf.“ Etwa zu Fleisch aus Argentinien, Brasilien, Thailand. „Ein Schladminger Wirt sieht Putenfleisch aus Kärnten schon gar nicht mehr als regional an. Er kauft es gleich als Import-Ware aus Übersee im Großmarkt.“
Das Preisargument lässt Royer nicht gelten: „Bei einem Schweinsschnitzel aus Österreich liegen die Mehrkosten im Einkauf bei zehn Cent, bei Rindsschnitzel bei 20, bei Huhn bei 50 und bei Pute bei 70 Cent pro Schnitzel.“ Die paar Cent könne der Wirt doch locker auf den Schnitzelpreis draufschlagen, findet der Gründer des Vereins „Land schafft Leben“, der mehr Transparenz in die österreichische Lebensmittelproduktion bringen will. Man müsse dem Gast den Mehrwert der regionalen Lebensmittel nur erklären.
Dem Hotelier Sepp Schellhorn platzt bei solchen Ansagen fast der Kragen. Auf Skihütten (er betreibt selbst zwei mit insgesamt 1500 Sitzplätzen) sei es schlicht nicht möglich, nur regionale Ware zu servieren. „Es scheitert schon an der Verfügbarkeit, mehr als 50 Prozent gehen sich niemals aus. Lügen wir uns doch bitte nicht selbst an.“
Für Hütten ungeeignet
In seinem Hotel Seehof in Goldegg hat der Hotelier und Neos-Abgeordnete dagegen so gut wie hundert Prozent auf regionale Lebensmittel umgestellt. „Ich habe regional mit einem Radius von 120 Kilometer definiert. Wir backen unser Brot selbst, bauen auf 1,3 Hektar Gemüse an, weil es in Salzburg nicht genug gibt.“ Das Konzept funktioniere, weil er es dem Gast erkläre. „Das geht bei einem so kleinen Betrieb und mit geschulten Mitarbeitern.“ Anders sei die Situation bei einer Skihütte. Diese müsse mindestens 200 Sitzplätze haben, die drei Mal am Tag besetzt sind – sonst sei das kein Geschäft.
Essen in „Touristika“
Thomas Guggenberger von der HBLFA Raumberg-Gumpenstein hat sich angeschaut, ob Wirte in Tourismusregionen in der Lage wären, genug Lebensmittel aus der Region aufzustellen, um alle Gäste satt zu bekommen. Dafür hat er ein fiktives 10. Bundesland namens „Touristika“ erfunden, das ganz Tirol und Salzburg, weite Teile Vorarlbergs und Kärntens, kleinere Teile von Oberösterreich und der Steiermark sowie Wien beinhaltet. Sprich, die großen Tourismusregionen des Landes, die für insgesamt 123 Millionen Nächtigungen oder 85 Prozent der Tourismusleistung Österreichs stehen.
Fazit seiner Berechnungen: Tourismushochburgen wie Kitzbühel, Schladming oder Lech am Arlberg haben keine Chance, sich selbst mit Lebensmitteln zu versorgen. Dagegen ist ausgerechnet Wien gut aufgestellt – dank der Marchfelder Ernte.
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