Warum es Pauschaltouristen aufs Schiff statt an den Strand zieht

Viele Österreicher sind heuer einfach zu Hause geblieben. "Man sieht, dass Familien weniger Geld haben und sparsamer buchen", sagt Helga Freund, Vorstandsdirektorin der Verkehrsbüro-Gruppe. Vor allem im Mittelpreissegment gebe es immer weniger Nachfrage, die Schere geht also immer weiter auf.

Manche haben mit der Buchung aber auch schlicht so lange gewartet, bis es keine freien Plätze mehr gegeben hat, sagen Reiseveranstalter. Der Grund: Bei Familien steht traditionell ein Cluburlaub in der Türkei hoch im Kurs – es sei denn, es gibt Sicherheitsbedenken, so wie in diesem Jahr. Mehr als 40 Prozent der Türkei-Touristen blieben aus, als Ausweichquartier haben viele Spanien auserkoren – nicht nur in Österreich, sondern in halb Europa.

Reiseveranstalter stocken ihre Kontingente auf, spanische Hoteliers nutzen die gestiegene Nachfrage aus und schrauben die Preise um bis zu zehn Prozent in die Höhe. Bei Pauschalreisen wird sich das Plus mit drei, vier Prozent aber in Grenzen halten, schätzt Freund. Sinkende Flugpreise federn die Erhöhungen ab.

Das Verkehrsbüro will klassische Türkei-Urlauber verstärkt für Schiffsreisen begeistern. "Dort gibt es auch ein All-inclusive-Angebot, Animation, Abendshows, zig Bars und Rutschen für die Kinder", wirbt Walter Krahl, Geschäftsführer der Verkehrsbüro-Ruefa-Reisen. Im Vorjahr haben 130.000 Österreicher eine Kreuzfahrt gebucht, Tendenz steigend.

"Pauschaltouristen weichen aufs Schiff aus", sagt Krahl. Die Vorausbuchungen für 2017 würden bereits 17 Prozent über dem Niveau des Vorjahres liegen. Oft steht das Schiffskonzept im Vordergrund und gar nicht mehr die Reiseroute. So gibt es mittlerweile Slow-Food-Schiffe (die auch länger in den Destinationen anlegen), Schiffe die auf Familien ausgerichtet sind oder Programme für Volksmusikfans. Wer lieber gar keine Unterhaltung hat, wird auch bedient – etwa auf einem Postschiff auf der Hurtigroute entlang der norwegischen Küste. Da das Schiff primär Post zustellt, gibt es keine Animation an Deck.

Sonne statt Schnee

Laut Freund laufen die Buchungen für den Winter gut an. Der Umsatz liegt bereits sechs Prozent über dem Vorjahresniveau. Auf der Mittelstrecke bleibt Spanien die Nummer eins, auf der Fernstrecke liegen die Malediven, Thailand und Mauritius vorne. Reiseveranstalter hoffen, dass die Österreicher 2017 wieder mehr für Reisen ausgeben. Nach dem Motto: Voriges Jahr sind wir eh zu Hause geblieben, heuer leisten wir uns was.