Warum es heuer besonders viele Last-Minute-Angebote gibt

Warum es heuer besonders viele Last-Minute-Angebote gibt
Veranstalter versprechen Preisnachlässe von bis zu 50 Prozent, Billigflieger haben Wien als ihren Kampfplatz auserkoren.

Wer spontan gleich nächste Woche wegfliegen will und das um möglichst wenig Geld, hat derzeit so viele Möglichkeiten wie schon lange nicht mehr. Da Veranstalter kurz vor Ferienbeginn noch auf unverkauften Kontingenten sitzen, werfen sie Last-Minute-Angebote auf den Markt, wie ein Blick auf die Webseiten der Reiseveranstalter oder ein Besuch im Reisebüro zeigt. Eine Woche Türkei gibt es zum Beispiel unter 300 Euro.

Die TUI wirbt zum Beispiel mit Preisnachlässen von bis zu 50 Prozent für jene, die noch bis Ende Juli buchen. Dass das ein großes Werbe-Versprechen ist, dass letztlich nur bei wenigen Hotels eingelöst werden kann, weist TUI-Sprecherin Kathrin Limpel entschieden zurück. „Das könnten wir uns gar nicht leisten, da hätten wir ja lauter verärgerte Kunden in den Reisebüros.“

Warum es heuer besonders viele Last-Minute-Angebote gibt

Die TUI hat heuer um 350 Prozent mehr Türkei-Reisen im Angebot als vergangenen Sommer

Limpel spricht von Angeboten für 1000 Hotels, jede Woche werde es einen neuen Länderschwerpunkt geben, aktuell ist es Spanien. „Wir schauen, wo wir freie Kapazitäten haben, die wir mit Preisaktionen noch füllen können.“ Ähnliches ist vom Verkehrsbüro und der Rewe Touristik zu hören, die beide Preisnachlässe von bis zu 40 Prozent versprechen, abhängig vom Abreisezeitpunkt und der Destination. Billa Reisen, ein Schwester-Unternehmen des gleichnamigen Handelskonzerns, verteilt zudem an 1000 Reisende Billa-Gutscheine im Wert von 200 Euro.

Helga Freund, Verkehrsbüro

Verkehrsbüro-Chefin Helga Freund: „Es hat in den vergangenen drei Jahren nie so viele Überkapazitäten am Markt gegeben“

Offenbar sind die Veranstalter derzeit etwas nervös. „Es hat in den vergangenen drei Jahren nie so viele Überkapazitäten am Markt gegeben wie jetzt“, bestätigt Helga Freund, Vorstand des Verkehrsbüros. „Die Billigflieger haben Wien als ihren neuen Kampfplatz auserkoren“, formuliert es Martin Fast, Geschäftsführer der Rewe-Touristik-Austria. Ob Wizzair, Vueling oder Easyjet – so viele Billigflüge ab Wien gab es noch nie. „Schon gar nicht in die Ferienregionen, früher waren Billigflieger eher ein städtisches Phänomen“, erläutert Helga Freund. Wer mit einem Billigflieger abhebt und in Eigenregie ein Hotelzimmer bucht, fällt vorerst als Pauschaltourist aus. Mit ein Grund, warum Veranstalter heuer auf Kontingenten sitzen geblieben sind. Außerdem haben sich die Reiseströme nicht so entwickelt, wie viele dachten.

Das Chaos am Flughimmel infolge von Airline-Pleiten und Streiks hat vorigen Sommer viele Urlauber dazu veranlasst, mit ihrem eigenen Auto zu verreisen. Das hat zu Gästerekorden an der Oberen Adria geführt – und dazu, dass Hoteliers in Kroatien die Preise erhöht haben.

Neue Reiserouten

Für Tourismusmanager war damit klar, dass heuer viele einen Bogen um Kroatien machen werden und stattdessen wieder in einen Flieger steigen werden. Die Kontingente wurden aufgestockt. Nach Spanien, Griechenland wie auch in die zuletzt weniger gefragten Badedestinationen der Türkei. Allein die TUI hat die Kapazitäten in die Türkei im Vergleich zum Vorjahr um 350 Prozent erhöht. Wöchentlich hat der Veranstalter nun 48 Türkei-Flüge, Last-Minute-Angebote inklusive.

Dass Reisen heuer billiger sind, ist amtlich. Die Statistik weist Flugtickets (-9,1 Prozent) sowie Flugpauschalreisen (-3,1 Prozent) bei der Mai-Inflation dezidiert als Preisdämpfer aus.

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