Warum die Pute aus Italien kommt

Nicht alle Gastronomen informieren ihre Gäste über die Herkunft der Ausgangsprodukte für die Speisen
Seit April erfahren die Konsumenten mehr über Herkunft von Schweine- und Geflügelfleisch.

Die Verkäuferin im Merkur Markt war von der Frage nach der Herkunft der Ware in der Vitrine zuerst etwas überrascht. "Ich hoffe, dass das gesamte Fleisch aus Österreich kommt." Nach einer kurzen Pause wird die Auskunft präziser. "Das gesamte Fleisch kommt aus Österreich." Auf den Kärtchen mit dem Preisen für die Ware prangt das "Ja! Natürlich" Logo. Weitere schriftliche Informationen gibt es nicht.

Präzise Angaben über die Herkunft finden sich auf verpacktem Fleisch. Die verpackte Ware kommt bei Merkur fast ausschließlich aus Österreich. Lediglich das Puten-Hackfleisch wird aus Italien importiert.

Blick auf das Etikett

Seit April muss auf dem Etikett angegeben werden, wo die Tiere aufgezogen und geschlachtet worden sind. Eine durchaus wichtige Information für die Konsumenten. Was früher nur bei Rindfleisch vorgeschrieben war, gilt nun auch für verpacktes Fleisch von Schweinen, Geflügel, Schafen und Ziegen. Ausnahmen von der Kennzeichnungspflicht gibt es für verarbeitete Produkte wie mariniertes Fleisch oder Würste.

Wie bei Merkur wird auch bei Interspar Pute verkauft, die nicht in Österreich aufgezogen und geschlachtet wurde. Die verpackte Putenbrust kommt aus Deutschland. Der Verkäufer hinter der Vitrine ist auf die Frage nach der Herkunft vom angebotenen Frischfleisch vorbereitet. "Alles kommt aus Österreich". Er verweist auf eine Liste mit Fleischproduzenten, die an der Wand hängt. "Ich kann Ihnen bei jedem Stück sagen, wo es herkommt. "

Auch die Einkäufer von Hofer sind teilweise in Deutschland aktiv. Der Schweinslungenbraten und die Truthahnbrust stammen von Tieren, die beim nördlichen Nachbarn aufgewachsen sind. Alles andere ist Fleisch aus Österreich

Beim Metro-Großmarkt, wo der Einkauf nur mit Gewerbeschein möglich ist, wird mehr aus dem Ausland importiert. Der Rostbraten etwa kommt aus Tschechien . Ein Großteil vom Hühnerfleisch wird in Slowenien hergestellt, das Kalbfleisch in den Niederlanden. Beim Schweinefleisch allerdings beweist der Nachweis am Etikett, dass die Tiere von österreichischen Bauern gemästet wurden.

Preisfrage

Der Grund, warum vor allem Pute importiert wird, ist der Preis. Die österreichischen Putenzüchter müssen deutlich strengere Vorschriften erfüllen, als ihre Kollegen im Ausland. Das gilt etwa für die Besatzdichte (Zahl der Tiere auf einer bestimmten Fläche). Daher ist das Fleisch auch teurer.

Beim Schweinefleisch ist der Preis derzeit ohnehin im Keller. Wegen des von Russland verhängten Importstopps gibt es massive Absatzprobleme.

Ausgenommen von der Kennzeichnungspflicht ist die heimische Gastronomie. In der Schweiz hingegen muss auf der Speisekarte die Herkunft angegeben werden. Bisher sind alle Versuche gescheitert , in Österreich eine ähnliche Regelung einzuführen.

Die Agrarmarkt-Austria (AMA) hat dazu eine Umfragen unter 300 Inhabern, Geschäftsführern und leitenden Angestellten von Gastronomiebetrieben durchführen lassen. Die Bereitschaft zur Kennzeichnung ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Rund 1300 Betriebe nutzen derzeit bereits das AMA-Gastrosiegel, mit dem die Herkunft der Ausgangsprodukte für die Speisen transparent gemacht wird.

Fleischkonsum

Etwa 61 Prozent vom Fleisch, das in Österreich auf den Teller kommt, ist Schweinefleisch. Der Schweine-Bestand ist von Dezember 2014 bis Juni 2015 um 3,7 Prozent auf rund 2,76 Millionen Tiere zurückgegangen. 18 Prozent des Fleischkonsums sind Rindfleisch. Der Bestand an Rindern sank um 0,6 Prozent auf 1,95 Millionen Stück. Etwa 17 Prozent ist Geflügelfleisch. Der Bioanteil ist beim Fleisch wegen des deutlich höheren Preises sehr gering. Lediglich zwischen zwei und vier Prozent sind vom Biobauern.

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