Semperit-Chef Martin Füllenbach legte seinen Job mit sofortiger Wirkung zurück. Auch er hat eine gute Performance. Zwar basiert der Erfolg des Gummiverarbeiters (Handschuhe etc.) teilweise auf dem Geschäft mit der Pandemie, doch auch die anderen Sparten bringen schöne Ergebnisse.
Innerhalb von drei Wochen verliert Österreichs zweitgrößte Industrieholding also die erfolgreichen Vorstandsvorsitzenden ihrer zwei größten Beteiligungen. Sowohl Lenzing als auch Semperit gehören zu den Top-Performern im ATX. Ein schwerer Schlag für die börsenotierten Unternehmen und die Holding.
Wenig Freiraum
Hofer versuche, die CEOs der Beteiligungsunternehmen an die kurze Leine zu nehmen und lasse ihnen als Vorstände, die gemäß Aktiengesetz unabhängig wären, wenig Freiraum, berichten Insider. Das gehe sogar so weit, dass Hofer die CEOs übergehe und direkt auf Abteilungsleiter zugreife, wird kolportiert. Was sich starke, selbstbewusste Vorstandsvorsitzende auf Dauer nicht gefallen lassen.
Mit Doboczky dürfte es zu Diskussionen über die strategische Ausrichtung des oberösterreichischen Weltmarktführers für Zellulosefasern gekommen sein. Lenzing erwartet für heuer ein Ergebnis besser als vor Corona.
Die häufig wechselnden Geschäftsführer der Holding seien de facto nur Sekretäre, berichtet ein Ex-Manager. Das spricht sich herum, so sei es schwierig gewesen, einen Nachfolger für den 2020 gegangenen Holding-Geschäftsführer Patrick Prügger zu finden. Potenzielle Kandidaten hätten schon vor Gesprächen abgewunken.
Doboczky und Füllenbach hätten sich aus unterschiedlichen persönlichen Gründen entschieden, andere berufliche Herausforderungen anzunehmen, lässt Hofer gegenüber dem KURIER ausrichten. Man bedaure deren Ausscheiden, es gebe aber „keinerlei inhaltliche Verbindung, auch die zeitliche Nähe ist Zufall“. Die hervorragende Entwicklung beider Unternehmen sei zum großen Teil auf die jeweiligen Vorstände zurückzuführen. Hofer dementiert, dass er in die Unternehmen hinein regiere und mit Abteilungsleitern kommuniziere.
In der Holding stünden keine personellen Abgänge bevor, man denke angesichts des Wachstums des Beteiligungsportfolios vielmehr über eine Erweiterung des Managements nach. Der Lenzing-Aufsichtsratsvorsitzende (und ehemalige B&C-Manager) Peter Edelmann bleibe im Amt, so Hofer.
Jetzt wird in Wirtschaftskreisen schon spekuliert, ob Doboczky oder Füllenbach womöglich bei Swarovski andocken. Dort sind gerade zwei Jobs frei geworden.
Das B&C-Imperium
Eigentümerin der B&C-Industrieholding ist die gleichnamige Stiftung, die auf die Industriebeteiligungen von Bank Austria und Creditanstalt zurück geht. Die B&C-Holding ist Mehrheitseigentümerin von Lenzing, Semperit und Austria Metall und hält zehn Prozent an der Vamed sowie kleinere Beteiligungen. Insgesamt arbeiten in der Gruppe weltweit 15.600 Mitarbeiter, der Umsatz lag 2020 bei knapp 3,5 Milliarden Euro. Nach der Staatsholding ÖBAG ist B&C die zweitgrößte Industrieholding des Landes. Der Holding ist anzurechnen, dass die Beteiligungen in Österreich gehalten werden konnten.
Kommentare