Warimpex: Raus aus den Hotels, rein in Büros
Die beiden Haupteigentümer und Vorstände der Wiener Warimpex, Franz Jurkowitsch und Daniel Folian, haben sich entschlossen, das Unternehmen völlig neu aufzustellen. Der ursprüngliche Fokus, die Errichtung und Entwicklung von Hotels in Zentral- und Osteuropa, wird aufgegeben. Nun strebt Warimpex in den Büromarkt. Aber auch der ist stark im Umbruch. Warum sie das machen, erklären die beiden Vorstände im KURIER-Gespräch.
KURIER: Der Tourismus in Europa boomt. Überall werden Hotels gebaut. Warum zieht sich Warimpex gerade jetzt aus Hotels zurück?
Franz Jurkowitsch: Es sind mittlerweile sehr viele Hotels auf dem Markt. Die Konkurrenz ist enorm.
Daniel Folian: Und man darf die neuen Entwicklungen in der Hotellerie nicht vergessen. Airbnb zum Beispiel. Das gab es vor fünf Jahren noch nicht in dieser Größe wie heute.
Gut. Aber die Nachfrage ist doch da ...
Folian: Der Tourismus wächst derzeit. Aber wenn einmal auch nur eine Stagnation kommt, wird es für viele Anbieter schon problematisch.
Jurkowitsch: Und man muss bedenken, dass die Lohnkosten in der Hotellerie steigen. Das ist ein Dienstleistungsgeschäft, das sehr personalintensiv ist. Diese höheren Kosten können aber nicht an die Kunden weitergegeben werden, das Umfeld ist zu kompetitiv dafür. Ich denke, es gibt kaum einen Markt, der so transparent ist wie die Hotellerie. Jeder, der ein Smartphone bedienen kann, findet Plattformen, auf denen Hotelpreise verglichen werden. Das gibt es nicht einmal bei Lebensmitteln.
Warimpex ist vor allem in Osteuropa aktiv. Ist dort nicht noch mehr Raum für Hotels?
Jurkowitsch: Nein. Die Konkurrenz ist auch im Osten groß. Und die Löhne steigen dort noch stärker als in Westeuropa.
Folian: Warimpex war immer unter den Pionieren. Wir waren die Ersten, die aus Hotels in Prag ausgestiegen sind, wir waren die ersten in Ungarn. Wir gehören auch zu den ersten, die Büros in Sekundärstädten entwickeln, das heißt: außerhalb der Hauptstädte.
Wird Warimpex nun ein reines Büroimmobilien-Unternehmen?
Jurkowitsch: Nicht ganz. Wir behalten das Hotel Crown Plaza in St. Petersburg. Und wir haben ein Hotel in Darmstadt erworben, das wir nun umbauen.
Wieso diese beiden Hotels? Jurkowitsch: Bei beiden haben wir Grundstücke dazu erworben, auf denen wir Bürogebäude errichten. Mit den Büros kommen auch Besucher in die Unternehmen. Dadurch erwarten wir auch eine gute Auslastung in den Hotels. In St. Petersburg entwickeln wir die Airport City.
Wenn man sich in Wien umsieht, scheint es, dass es viele leer stehende Büros gibt. Ist der Büromarkt nicht auch hoch kompetitiv?
Jurkowitsch: Auch der Büromarkt ist im Umbruch. Der alte Büromarkt war geprägt von langfristigen Mietverträgen. Pensionsfonds und Versicherungen haben damit einen langfristig stabilen Mietstrom gekauft. Der neue Markt ist geprägt von Co-Working-Spaces mit kurzen Verträgen. Wir wollen 10 bis 20 Prozent der neuen Büroflächen für Co-working reservieren. Da wir aus dem Hotelbusiness kommen, kennen wir das kurzfristige Geschäft. Denn die neuen Büros sind serviceintensiver.
Wo liegen die Zukunftsmärkte für diese Büros?
Folian: Wir bleiben dort, wo wir schon gute Teams haben, in den Märkten, die wir kennen: Polen und Russland. Aber wir gehen raus aus der Hauptstadt und hinein in kleinere Städte. In Polen sind das Krakau, Lodz und Bialystok.
Die Warimpex-Aktie ist 2019 um 70 Prozent gestiegen. Gibt es noch weiteres Kurspotenzial?
Folian: Ich denke schon. Polnische Pensionsfonds, die wegen neuer Vorschriften in Polen Warimpex-Aktien verkauft hatten, beginnen jetzt wieder zuzukaufen. Zudem haben wir ein Aktienrückkaufprogramm über insgesamt zwei Millionen Aktien. 1,5 Millionen haben wir schon rückgekauft.
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