Walstead Leykam schließt Druckerei in St. Pölten: Rund 90 Jobs betroffen

Walstead Leykam schließt Druckerei in St. Pölten: Rund 90 Jobs betroffen
Walstead hatte NP Druck in St. Pölten 2018 vom Niederösterreichischen Pressehaus übernommen.

"Walstead Leykam Druck ist führend im Rollenoffsetdruck in Europa. Zu den Top 3 gehörend sind wir als eine der leistungsstärksten Druckereien in der Champions League zu Hause", heißt es auf der Firmen-Homepage. "Wir sind Marktführer in Österreich, Tschechien und Slowenien. Deutschland, Kroatien, Ungarn, die Slowakei und die Schweiz zählen zu unseren weiteren Hauptmärkten."

Jetzt gibt es für die Beschäftigten am Druckerei-Standort St. Pölten eine schlechte Nachricht. Die Rollenoffset-Druckerei Walstead Leykam schließt voraussichtlich bis Jahresende ihren Standort in der niederösterreichischen Landeshauptstadt. 

Laut Michael Pieber von der Gewerkschaft GPA sind 72 Beschäftigte beim Frühwarnsystem des AMS zur Kündigung angemeldet worden, dazu kommen aber noch rund 20 Leiharbeiter

"Die Schließung des Standortes ist das Ergebnis grundlegender Veränderungen in der Druckindustrie in Europa in den letzten Jahren, darunter Marktveränderungen, steigende Kostenbelastungen und infolgedessen mangelnde Rentabilität", wurde am Mittwoch per Aussendung mitgeteilt.

Schließung von Walstead Leykam Druck

Die Entscheidung "wurde nach einer gründlichen Analyse der aktuellen Marktsituation und einer sorgfältigen Prüfung aller verfügbaren Optionen getroffen", hieß es. Der Vorstand der Walstead Leykam & CE, dem mitteleuropäischen Geschäftsbereich der Walstead Gruppe, ist mit den Betriebsräten und einem GPA-Sekretär am Standort St. Pölten "in Beratungsgespräche getreten". Thema sei dabei auch ein Sozialplan. Das Unternehmen wolle seine "Position als führender Anbieter von Druckleistungen, deren Weiterverarbeitung und POS-Solutions in Europa" halten. "Um diese Ziele zu erreichen und die höchsten Servicestandards aufrechtzuerhalten, müssen manchmal schwierige Entscheidungen getroffen werden", teilte das Unternehmen mit.

Vor sieben Jahren hat Walstead die früher mehrheitlich im Kircheneigentum stehende Druckerei NP Druck mit 160 Mitarbeitern in St. Pölten übernommen. Ein weiterer Interessent, der kürzlich verstorbene Unternehmer Josef Taus und seine Herold-Druck, hatten damals das Nachsehen.  

2019 strich das Unternehmen Stellen in Österreich. Die Walstead Leykam Druck Gruppe hat ihren Hauptsitz in Neudörfl (Bezirk Mattersburg) im Burgenland, produziert wurde bisher hierzulande auch in St. Pölten. Weiters verfügt das Unternehmen über Druckstandorte in Slowenien und Tschechien. 

Der konsolidierte Umsatz der Walstead Leykam & CE Group (Let' s Print Holding AG) betrug im Jahr 2023 rund 353 Millionen Euro, beschäftigt wurden um die 1.992 Mitarbeiter.

"Möglichst gute Abfindung"

"Ab sofort laufen Sozialplan-Verhandlungen und wir werden versuchen, für die Kollegen eine möglichst gute Abfindung zu bekommen, weil es aus unserer Sicht kein rein wirtschaftliches Thema ist, sondern eine strategische Entscheidung des Unternehmens“, sagt GPA-Gewerkschafter Pieber zum KURIER. „Vor zwei Jahren ist bereits der Standort in Müllendorf geschlossen worden.“  Der Rollendruck (Magazine, Kataloge, Prospekte) sei in Österreich „knapp vor Ende des Bestehens“. Es gebe nur noch Let’s Print in 

"Branche leidet aktuell sehr"

Das Aus für die Druckerei sorgt auch für Reaktionen seitens der Politik. "Der österreichische Trend setzt sich leider fort. Nach Kika/Leiner gibt es nun einen weiteren Traditionsstandort, der schließen muss. Wir sind betroffen, hoffen jedoch, dass es insbesondere für die Mitarbeiter eine nachhaltige Lösung gefunden wird. Gerade diese einst sehr angesehene Branche leidet aktuell sehr", betont St. Pöltens Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ).

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