Immer mehr Stadtbewohner kaufen sich einen Wald
Heute ist der Internationale Tag des Waldes. Wie steht es eigentlich um Österreichs Wälder – und Waldbesitzer?
Die gute Nachricht zuerst: Österreichs Wald wächst. Seit 1961 hat sich die Waldfläche hierzulande von 3,7 Millionen auf mehr als 4 Millionen Hektar vergrößert. Experten warnen trotzdem vor der Gefahr, die der Klimawandel für die heimischen Bäume darstellt.
Die Fichte ist mit Abstand die dominierende Baumart in Österreich, gefolgt von der Buche. Einer Studie der Wissenschafts- und Wirtschaftskooperation Teaming Up 4 Forests zufolge sind gerade diese beiden Arten stark gefährdet.
Fichte unter Druck
„Fichte und Buche gehören zu jenen Arten, die insbesondere bei Trockenheit am stärksten unter Druck geraten“, erklärt Studienautor Dr. Manfred Lexer von der Universität für Bodenkultur in Wien. Je nach Klimawandel-Szenario soll europaweit die geeignete Waldfläche für Fichten in den nächsten Jahren um bis zu 50 Prozent abnehmen.
Aber auch Schädlinge wie etwa der Borkenkäfer gefährden die heimischen Bäume. Sie befallen Wälder besonders dann, wenn diese nicht fachgerecht gepflegt werden – und das kommt immer häufiger vor.
Laut Martin Höbarth, Geschäftsführer des Waldverbandes Österreich, ist der Anteil an öffentlichen Waldflächen und solchen in Privatbesitz zwar in den letzten Jahren etwa gleich geblieben, jedoch hat sich die Art der Privatbesitzer verändert.
Heute gehören immer weniger Wälder Land- und Forstwirten – stattdessen leben immer mehr Waldbesitzer in Städten.
Das liegt daran, dass viele Erben land- und forstwirtschaftlicher Höfe diese nicht betreiben möchten. Diese Entwicklung ist Höbarth zufolge anhaltend und führt häufig dazu, dass die Wälder verkauft werden. Mittlerweile gehören einige Wälder Besitzern aus Wien oder dem urbanen Bereich, die den Wald meistens einfach nur besitzen wollen.
Nicht von Forstwirtschaft abhängig
Viele von ihnen bewirtschaften ihn aber nicht, weil sie einer anderen Arbeit nachgehen und finanziell nicht von der Forstwirtschaft abhängig sind. Die Folge sind verwahrloste Wälder mit einem hohen Schädlingsrisiko.
„Ein nicht gepflegter Wald ist das Schadholz von morgen“, sagt Andrea Kaltenegger, Sprecherin der Österreichischen Bundesforste, dem KURIER. Deswegen müssten Waldbesitzer etwa regelmäßige Durchforstungen durchführen.
99 Prozent vom privaten Waldbesitz gehört Kleinwaldbesitzern (Wälder bis zu 200 Hektar).
15 Prozent der heimischen Wälder gehören zu den Österreichischen Bundesforsten.
80-84 Prozent der Waldflächen werden bewirtschaftet.
300.000 Menschen beziehen ihr Einkommen aus der Forst- und Holzwirtschaft.
Eine gesetzliche Verpflichtung, dass ein Wald bewirtschaftet werden muss, gibt es aber nicht. Nur wenn eine Vermehrung von Schädlingen droht, müssten Waldbesitzer diese Vermehrung verhindern, erklärt Höbarth.
Weiters müssten sie entlang von Forststraßen oder Wanderwegen für die Verkehrssicherheit sorgen, sodass beispielsweise keine Bäume oder Äste herabfallen und Personen verletzen.
Keine Zwangsbewirtschaftung
Dass es keine „Zwangsbewirtschaftung“ gibt, findet Höbarth gut. Er setzt auf Aufklärungsarbeit, um Waldbesitzer zur richtigen Forstpflege zu informieren und zu motivieren.
Dabei konterkariert laut Höbarth aber die Europäische Union mit ihrer Verordnung über entwaldungsfreie Lieferketten seine Mühen. Die Verordnung sollte die Abholzung des Regenwaldes verhindern. Im Inland führe sie aber dazu, dass Forstwirte „überschießender Bürokratie“ ausgesetzt sind, so Höbarth.
„Für jeden Baum, den ich bei der Waldpflege umschneide und auf den Markt bringe, muss ich nun nachweisen, dass dieser nicht aus Entwaldung stammt“, erklärt Höbarth dem KURIER, und sagt weiter: „Die Vorgabe nimmt Waldbesitzern die Motivation, ihren Wald zu pflegen.“
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