Wahlkarten-Druckerei kbprintcom.at 2014/15 mit Verlust

Eine Wahlkarte
Die Firma gehört zur DPI Holding. Zu den Produktionsfehlern gibt es keine Stellungnahme.

Für die Druckerei kbprintcom.at ist es auch abseits des Wahlkarten-Debakels zuletzt nicht ganz rund gelaufen. Wie aus dem "FirmenCompass" hervorgeht, schrieb die Firma im Geschäftsjahr 2014/15, das bis 31. Jänner 2015 ging, einen Verlust von 840.000 Euro. Im Jahr davor war das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) mit rund 200.000 Euro positiv. Aktuellere Zahlen sind nicht verfügbar.

Das Familienunternehmen mit Sitz in Vöcklabruck in Oberösterreich und Niederlassung in Wien hat 2015 knapp 350 Mitarbeiter beschäftigt und 2014/15 einen Umsatz von 45 Mio. Euro geschrieben, nach 40,6 Mio. Euro 2013/14. Den bisher höchsten Gewinn im vergangenem Jahrzehnt gab es 2006/07 mit knapp einer Million Euro.

Zuletzt betrug das Eigenkapital 382.000 Euro. Bei einer Bilanzsumme von 14,9 Mio. Euro ergibt das eine Eigenkapitalquote von weniger als 2,6 Prozent. In der DPI Holding GmbH, zur der kbprintcom.at zu 100 Prozent gehört, war das Eigenkapital per 31. Jänner 2015 mit 3,3 Mio. Euro sogar negativ. Eine insolvenzrechtliche Überschuldung liegt aber dennoch nicht vor, da es eine nachrangige 15 Mio. Euro schwere Anleihe gibt und diese zum Eigenkapital zählt, wie es in den Erläuterungen zur Bilanz heißt.

Auch die DPI-Gruppe mit Sitz in Wien hat 2014/15, zu der neben kbprintcom.at weitere Druckereien und Firmenbeteiligungen gehören, einen Verlust geschrieben. Das EGT betrug minus 990.000 Euro, nach plus 760.000 Euro 2013/14. Der Gruppenumsatz machte 55,3 Mio. Euro aus, nach 60,7 Mio. Euro. Geschäftsführer von kbprintcom.at und DPI sind Martin Kroiss und Arnold Bichler-Tautermann. Insgesamt wurden seit 2005 in der Unternehmensgruppe rund hundert der damals 516 Stellen eingespart.

Familienunternehmen kbprintcom.at

Der Name kbprintcom.at geht auf die beiden Eigentümerfamilien Kroiss und Bichler zurück, die laut "FirmenCompass" über die Print Holding GmbH gemeinsam 54 Prozent der DPI-Anteile halten. Der Rest gehört weiteren Personen, einen Minderheitsanteil von fünf Prozent hält die Austro Holding um den Sanierer Erhard Grossnig.

kbprintcom.at ist auf Endlospapiere, Bürodrucksachen und Behördendrucksorten spezialisiert und hat laut Standard rund 7.000 Kunden. Das Geschäftssegment Behördendruck wurde infolge der Privatisierung der Staatsdruckerei von dieser erworben und umfasst etwa auch Formulare für Volksbefragungen und Volksbegehren.

Patent auf Wahlkarten

Die Wahlkarten, auf die die Druckerei ein Patent hat, werden seit 2003 in Vöcklabruck hergestellt, bisher ohne Probleme. Der aktuelle Vertrag mit dem Innenministerium läuft noch bis Ende 2016.

Seit dem Auftauchen der Produktionsfehler hat sich die Firmenleitung nicht öffentlich geäußert. Mit der Wahlbehörde ist man laut Innenministerium aber in Kontakt. Das Bundeskriminalamt führt unterdessen seit Freitag forensische Untersuchungen an den Kuverts durch, um herauszufinden, warum der Kleber versagt. Auch ein externes Institut ist eingeschaltet.

ÖVP-Minister Wolfgang Sobotka hat bereits betont, dass das Unternehmen für mögliche Verluste aufkommen werde. Auch SPÖ-Kanzleramtsminister Thomas Drozda sieht kbprintcom.at in der Verantwortung. Schadenersatzansprüche seien zu prüfen.

Kommentare