Waagner-Biro-Chef will von Politik endlich Taten sehen

Interview mit Waagner-Biro-Chef Thomas Jost
Hauptsache, es bewegt sich was, sagt Thomas Jost. Im Ausland machen dem Stahlbauer die vielen Konflikte zu schaffen.

Von der neuen Mitte-rechts-Regierung erwartet sich Thomas Jost, Vorstandsvorsitzender und Miteigentümer des traditionsreichen österreichischen Stahlbau-Unternehmens Waagner Biro, vor allem eines: "Dass wieder entschieden wird." Es sei fast egal, was entschieden werde; Hauptsache, es geschehe etwas. Zuvor habe acht Jahre lang Stillstand geherrscht, es sei jetzt fünf nach und nicht fünf vor zwölf.

Die großen Themen wie Verwaltungs- oder Bildungsreform seien hinlänglich bekannt. Darüber hinaus fordert er für Unternehmer "mehr Raum zum Atmen". Es müsse Schluss damit sein, Unternehmen zu Tode zu administrieren. Jost hofft, dass ÖVP und FPÖ in diesem Sinne einen gemeinsamen Weg finden. Die gute Wirtschaftslage und die höheren Steuereinnahmen sollten dazu Möglichkeiten bieten.

Außerhalb Österreichs sind die Rahmenbedingungen für Waagner Biro nicht einfach. Die vielen internationalen Konflikte hat das Unternehmen stark gespürt. So habe sich die Umsetzung des Museumsumbaus in Ägypten um drei Jahre verzögert, die Unsicherheit im Jemen spüre man eins zu eins im Geschäft mit dem Oman und die Ukraine-Krise schlage sich auf dem wichtigen russischen Markt nieder. Seitdem US-Präsident Trump Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkennen wollte, probe der arabische Raum den Aufstand.

Mehr EU-Kooperation

All das seien Chancen: " Europa muss sich emanzipieren, wir haben viel Know-how", sagt Jost. Würden die EU-Länder stärker kooperieren, könnte sich Europa besser entwickeln als in der Vergangenheit. 2017 habe sich der Umsatz von Waagner Biro mit 200 Millionen Euro und der Ertrag mit 10,2 Millionen Euro seitwärts entwickelt, sagt Jost. Damit liege man im Rahmen der Erwartungen. Die Gruppe bewege sich stabil, in einzelnen Geschäftsbereichen gebe es jedoch starke Schwankungen.

Großprojekte – wie derzeit in einem Theater in St. Petersburg – nehme er nur in kleinen Dosen an, da diese immer risikoreicher werden. Der Fokus richte sich vermehrt auf Kleinprojekte. Wegen eines guten Auftragsstands rechnet er 2018 mit einer Steigerung um je zehn Prozent, bereits im letzten Quartal 2017 erlebte er eine größere Nachfrage.

"Die Projekte werden anspruchsvoller", sagt Jost. "Was technisch möglich ist, wird verlangt." Sei zum Beispiel Glas früher dafür verwendet worden, Kälte und Wärme innerhalb oder außerhalb eines Gebäudes zu halten, so werde es heute als tragendes Element eingesetzt.

Langeweile in Wien

In Manchester hat Waagner Biro ein Verbindungselement mit einem Stahldach nur auf Glas errichtet. "Vor ein paar Jahren wäre es unmöglich gewesen, das umzusetzen", sagt Jost. Mutlosigkeit sieht er dagegen bei vielen Bauvorhaben in Wien, oft werde langweilig gebaut. "Es geht weniger ums Geld, das ist eher ein kulturelles Thema." Für spektakuläre Projekte gebe es wenig Animo und wenn man es tue, stehe man stark in der Kritik. Wien definiere sich über seinen historischen Stadtkern, es gebe wenig Mut für spannende Architektur.

Waagner Biro machte sich mit Großprojekten wie der Kuppel des deutschen Reichstags, der Überdachung des British Museum oder dem Dach des Sony Center in Berlin einen Namen. Aktuelle Großprojekte sind der Louvre Abu Dhabi, der Glazes Link in Manchester und der Umbau der Oper in Sydney.

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