VW-Skandal: Winterkorn hört auch bei Porsche auf

Abgang als Vorstandsvorsitzer der Porsche-Holding. Erstmals sind auch Jobs in Gefahr.

Im Strudel des Abgasskandals ist der frühere VW-Chef Martin Winterkorn nun auch noch als Vorstandsvorsitzender der Porsche-Holding PSE zurückgetreten. Auf ihn folgt mit Wirkung zum 1. November der neue VW-Aufsichtsratsvorsitzende und frühere VW-Finanzchef Hans Dieter Pötsch, wie die PSE als größter Volkswageneigner am Samstag mitteilte. Der 68 Jahre alte Winterkorn war Ende September als Folge der Affäre um manipulierte Abgaswerte als VW-Boss zurückgetreten. Er beteuerte aber seine Unschuld und erklärte, nichts von den Vorgängen gewusst zu haben.

Winterkorn war allerdings damals nicht von weiteren Chef-Funktionen abgerückt. Dazu zählten der Vorstandsvorsitz beim Volkswagen-Ankeraktionär Porsche SE sowie die Chefposten in den Aufsichtsräten der VW-Konzerntochter Audi und bei der jungen Nutzfahrzeugholding mit den Marken Scania und MAN. Auch bei der VW-Sportwagentochter Porsche AG ist Winterkorn noch Aufsichtsrat. Auf dem Papier ist die Holding Porsche SE Muttergesellschaft des Volkswagen-Konzerns und hält gut die Hälfte der stimmberichtigten VW-Aktien, mit denen die Macht steht und fällt. Der Druck auf Winterkorn, auch weitere Ämter abzugeben, war zuletzt gestiegen. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur vom Montag hatten sowohl das Land Niedersachsen als VW-Großaktionär als auch die Vertreter auf der mächtigen Arbeitnehmerseite auf eine endgültige Trennung gedrängt.

Leiharbeit

Der Abgasskandal bei Volkswagen zieht aber auch sonst immer weitere Kreise. Nun sind erstmals auch Jobs in Gefahr. Der Vorstand diskutiere über eine Reduzierung der Leiharbeit, teilte der VW-Betriebsrat am Samstag der Deutschen Presse-Agentur in Hannover mit. Ein Sprecher der Arbeitnehmervertretung sagte wörtlich: "Als Betriebsrat werden wir alle Möglichkeiten unterstützen, um die Arbeitsplätze unserer Kolleginnen und Kollegen mit Leiharbeitsverträgen zu sichern. Wir wissen, dass der Vorstand andere Szenarien diskutiert." Bei Volkswagen arbeiten tausende Leiharbeiter.

Bereits Anfang Oktober hatte der deutsche Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel bei einem Besuch im Wolfsburger Stammwerk angekündigt, dass im Zuge des Abgasskandals eine Ausweitung der Kurzarbeiterregel auch auf Leiharbeiter geprüft werde. Die Union lehnte den Vorstoß ab. Die Bild-Zeitung hatte am Samstag erneut über das Thema berichtet.

Der Betriebsratssprecher sagte dazu: "Generell halten wir es für eine gute Initiative, wenn auch Kolleginnen und Kollegen mit Leiharbeitsverträgen zur Überbrückung schwieriger Situationen einbezogen werden. Wir sind der Bundesregierung dankbar, dass sie die Arbeitnehmer bei Volkswagen im Auge behält, die diese Krise nicht verursacht haben. Wir hoffen, der VW-Vorstand ist sich dessen auch bewusst."

Größter deutscher Arbeitgeber

Der Konzern ist der größte Arbeitgeber im Land. Bisher hatte das Unternehmen auch angesichts seiner jahrelangen Erfolgsfahrt in steter Regelmäßigkeit alle paar Monate hunderte Leiharbeiter wegen der guten Auftragslage in die Stammbelegschaft übernommen. Der VW-Konzern zählt insgesamt 600.000 Mitarbeiter auf der ganzen Welt.

Angaben zur genauen Größe der aktuellen Leiharbeiterbelegschaft waren zunächst nicht zu erhalten. Ein Konzernsprecher kündigte auf Anfrage eine Reaktion an.

Mit Leiharbeit reagiert die Industrie flexibel auf Rückgänge oder Spitzen bei den Aufträgen. Welche Folgen die Abgasaffäre auf die Produktion bei VW hat, ist bisher ungewiss. In den Verkaufszahlen für September hatten sich noch keine Auswirkungen ablesen lassen - allerdings hatte der Skandal auch erst zum Ende des Monats seinen Lauf genommen. Die VW-Tochter Audi, deren Diesel zum Teil auch von der Affäre betroffen sind, hatte am Freitag erklärt, dass keine nachlassende Nachfrage zu erkennen sei: "Wir spüren bislang keine Auswirkungen bei Auslieferungen und Bestellungen."

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