VTA-Chef Kubinger: „Green Deal ist ein Schritt in die richtige Richtung“

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Ulrich Kubinger, Gründer des Wasseraufbereiters VTA, und seine Tochter sehen in Umwelt-Technologien große Chancen für das Land.

Ulrich Kubinger hat 1992 den weltweit tätigen Wasseraufbereiter VTA gegründet. Mit Tochter Marlen, seit dem Vorjahr Prokuristin bei VTA, erklärt er im KURIER-Interview, warum Österreich der ideale Geschäftsstandort ist.

KURIER: Sie nennen sauberes Wasser ein wirtschaftliches Schlüsselthema und dass die EU dies im Rahmen des Green Deals erkannt habe. Jetzt gibt es aber viel Kritik am Green Deal, weil er zu viel Bürokratie verursache und die Kosten für Unternehmen in die Höhe treibe.

Ulrich Kubinger: Ich teile diese Kritik nur zu einem geringen Teil, weil wenn wir nicht jetzt wach werden und uns für die Umwelt wirklich bemühen, dann wird es irgendwann zu spät sein. Der Green Deal ist sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung. Wir sehen es als eine richtige Vorgehensweise, aufzuzeigen, was wir für die Umwelt bereit sein müssen, zu geben. Ich denke, dass der Green Deal eine gute Absicht hat.

Sie selbst sind positiv betroffen, weil bei Kläranlagen die sogenannte vierte Reinigungsstufe eingeführt wird. Das bedeutet zusätzliche Klärbecken und Anlagen, die die Kosten für Kommunen in die Höhe treiben. VTA bietet aber eine Alternative an.

Ulrich Kubinger: Die Menschen setzen immer mehr Chemie ein, immer mehr Medikamente, immer mehr Schadstoffe, die durch Kläranlagen gar nicht abgebaut werden können. Wir von VTA haben ein anderes System. Wir brauchen im Prinzip weder Energie noch Zusatz-Chemikalien. Wenn wir in Österreich nur die Hälfte der Kläranlagen auf die vierte Reinigungsstufe ausbauen würden, dann braucht man so viel Energie zur Versorgung wie Salzburg und Innsbruck zusammen. Wir können das ohne Baumaßnahmen durchführen, was für Anwender eine enorme Kostenersparnis bringt. Für ganz Österreich alleine sind das circa neun Milliarden Euro.

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Aber viele Unternehmen klagen bezüglich Green Deal über die Bürokratie.

Ulrich Kubinger: Die Bürokratie würde ich trennen von Umweltschutz. Überbordende Bürokratie bringt für die Umwelt gar nichts. Da müsste man nicht päpstlicher als der Papst sein, der Meinung bin ich auch. Aber ist es unabdingbar notwendig, der Umwelt den Vorrang zu geben. Ohne Umwelt gibt es keine Menschen.

Marlen Kubinger: Es ist sehr wichtig, auch auf die Umwelt zu achten. Genau das, was wir auch hier leben, das Prinzip sauberes Wasser für die Welt zu schaffen. Und genau da setzt VTA an. Wo die Chemie aufhört, an ihre Grenzen stößt, setzen wir mit biophysikalischen Prozessen an, um das Wasser nachhaltig sauber zu gestalten.

VTA ist weltweit in 65 Ländern tätig. Wie wichtig ist da Österreich noch als Geschäftsfeld?

Ulrich Kubinger: Österreich ist unser Heimatland. Österreich ist uns enorm wichtig. Weil unser eigenes Land zu schützen, das ist, glaube ich, für jeden Staatsbürger die oberste Pflicht.

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Durch die globale Aufstellung sehen Sie, was in anderen Ländern vor sich geht. Wie steht Österreich da?

Ulrich Kubinger: Wir leben nach wie vor auf einer Insel der Seligen. Wenn ich heute in die Welt reise, bin ich immer wieder froh, wenn ich nach Hause darf. Österreich ist ein sauberes Land, ein  gutes Land. Wir haben hier tüchtige, fleißige Menschen. Ich finde bei uns sehr viele Vorteile. Alleine, wenn wir das Wasser aus der Leitung trinken können. Wir nehmen es sogar für die Toilettenspülung her. Woanders würden sich die Menschen um dieses Wasser streiten. Wir wissen gar nicht, wie gut wir es hier haben und nehmen alles als selbstverständlich.

Ihre Firma macht ja einiges dafür, dass das Wasser weiterhin so gut ist, wie es jetzt ist. Fühlen Sie sich trotzdem als Unternehmer immer wertgeschätzt in dem Land?

Ulrich Kubinger: Die Wertschätzung, die meine Tochter mir gibt, ist das Allerhöchste. Damit verhallt jede andere Kritik. Meine Brennstäbe bestehen aus Ehrgeiz und bei meiner Tochter ist es ähnlich. Dieser Ehrgeiz, etwas Gutes tun zu dürfen, der treibt uns an, jeden Tag einen Schritt weiterzugehen. Es ist oft nicht einfach, sicher gibt es da und dort Rückschläge. Dann gehen wir miteinander spazieren und reden über die ganze Sache. Man fühlt sich wieder leichter, wir fassen Mut, wir glauben an Gott, wir sind sehr gläubig und das hilft uns. Wir haben den Zuspruch von vielen, vielen tausenden Kläranlagenbetreibern, die immer wieder mit uns zusammenarbeiten. Das ist ein Zuspruch, der wunderschön ist. Wir haben noch nie eine Krise gekannt. Bei uns gibt es das nicht. Weder 2008 noch Corona noch jetzt.

Sie sprechen es gerade an. Wir haben zwei Rezessionen hinter uns, jetzt ist es ein bisschen stabiler geworden, aber die Lage ist trotzdem nicht so prickelnd wie sie einmal war. Wie geht es Ihnen damit als Unternehmen?

Ulrich Kubinger: Wir sehen, dass diese Krise hauptsächlich Deutschland und Österreich betrifft. Die Krise beunruhigt uns, aber wir sollten uns viel mehr in Österreich mit Innovationen beschäftigen. Wir werden den Wettbewerb mit der Welt ohne Innovationen nicht schaffen. Wenn wir innovativ sind so wie die VTA, dann werden wir auch mit höheren Löhnen weiterkommen. Für Firmen, die das übersehen oder verschlafen haben, kommt das Aus. So leid es mir tut.

Also weniger Fertigung, dafür mehr Forschung?

Ulrich Kubinger: Nein, wir fertigen ja auch. Forschung, Entwicklung plus Fertigung, das hat alles Platz. Aber natürlich ein bisschen mit Köpfchen. Also das heißt, wenn ich Schrauben jetzt blau anmale, dann ist das nicht innovativ. Innovation ist, wenn man ein Alleinstellungsmerkmal hat.

Glauben Sie, dass der Lebensstandard in Österreich noch steigerbar ist?

Ulrich Kubinger: Wir müssen aufpassen, dass wir Menschen, die jetzt in Not geraten sind, nicht übersehen. Wir müssen auch aufpassen, dass man die Menschen, die ein Leben lang gearbeitet haben, respektiert. Und es ist zu hoffen, dass wir in der Wirtschaft Erleichterungen bekommen, um wieder wettbewerbsfähiger zu werden; sei es durch weniger Bürokratie oder durch gewisse steuerliche Entlastungen.

Schaut derzeit aber nicht danach aus, oder?

Ulrich Kubinger: Zurzeit glaube ich nicht, dass es heuer noch besser wird und Anfang nächsten Jahres auch nicht. Ich bin kein Schwarzmaler, um Gottes Willen, aber die Signale aus der Wirtschaft … Betriebe gehen weg. Warum? Bei uns kostet ein Schlosser einige tausend Euro, in Osteuropa 400 Euro. In China ist es noch billiger. Die Welt ist ein gemeinsamer Markt geworden.

Aber Sie bleiben?

Ulrich Kubinger: Ich habe keine Schwierigkeiten. Wir haben viel investiert in Rottenbach und wir bleiben hier sehr gerne. Wir haben hier unser Zuhause. Wir haben zwar jetzt in Deutschland zugekauft, aber ich investiere auch in Österreich. Ich bin noch ein alter konservativer österreichischer Unternehmer. Ich haue nicht ab, ich bleibe im Land, zahle meine Steuern. Wäre schön, wenn ich weniger zahlen müsste, aber es ist mal so. Gib Gott, was Gott gebührt und dem Kaiser, was dem Kaiser gebührt, an das halte ich mich.

Wie sieht Ihre Herangehensweise aus, Frau Kubinger?

Marlen Kubinger: Natürlich teile und vertrete ich die Werte, für die mein Vater steht. Ich habe den besten Lehrmeister. Und wir bleiben ein Familienunternehmen.

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