Vollzeit beschäftigt, nur Teilzeit angemeldet
Eine 40-jährige Kellnerin aus dem Burgenland bemerkte erst bei Auflösung des Dienstverhältnisses, dass sie drei Jahre lang hindurch zwar 40 Stunden gearbeitet hat, aber vom Wirtshaus nur geringfügig angemeldet wurde. Über die Arbeiterkammer (AK) klagte sie jetzt eine Nachzahlung inkl. vorenthaltener Sonderzahlungen ein. Fälle wie diese seien im heimischen Gastgewerbe gang und gäbe, klagt die AK und führt als Beweis eine Befragung von 371 Gastro-Beschäftigten an, die in die AK-Beratung kamen.
Befragung
Das Ergebnis: 168 Arbeitnehmer, also fast jeder zweite, war bei der Krankenkasse falsch angemeldet. Vor allem Teilzeit entpuppte sich häufig als Vollzeitjob, geringfügig Angemeldete mussten weit länger arbeiten als offiziell angegeben. Ein Faktum, das nicht neu ist, aber durch die Zunahme an Ausländerbeschäftigung offenbar an Brisanz gewonnen hat. So ist etwa im Burgenland schon jeder zweite Beschäftigte im Tourismus nicht aus Österreich. Während die Inländerbeschäftigung zurückgeht, suchen Tagespendler aus Ungarn vermehrt Nebenjobs in Österreich. Dass in diesen Fällen nicht immer alles korrekt angemeldet werde, liege oft durchaus im beiderseitigem Einvernehmen, gesteht auch die AK. Dadurch werde aber eine Spirale nach unten in Gang gesetzt.
„Die Arbeitskräfte werden immer billiger, und dann darf man sich nicht wundern, wenn kein Inländer mehr in der Gastronomie arbeiten möchte“, sagt AK-Burgenland-Chef Alfred Schreiner. Durch Lohnbetrug und Schwarzarbeit minimieren sich nicht nur die Arbeitslosen-, Krankengeld- und Pensionsansprüche der Arbeitnehmer, es entstehe auch ein Milliardenschaden für die Kassen. AK-Vizepräsident Rudolf Kaske fordert mehr Kontrollen sowie eine verpflichtende Anmelde-Bestätigung der Sozialversicherung auch für Arbeitnehmer.
Rekordbeschäftigung
Hans Schenner, Obmann der Sparte Tourismus in der Wirtschaftskammer, weist die Vorwürfe der AK als „politisch motivierten Rundumschlag“ zurück und verweist auf die Rekordbeschäftigung im heimischen Tourismus. Bei 425.000 Beschäftigten seien die 168 Problemfälle „eine zweifelhafte Hochrechnung“. Dass vermehrt Ausländer falsch angemeldet werden, begründet Schenner damit, dass diese vorher gar nicht angemeldet waren, also quasi legalisiert wurden.
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