Volksbanken wollen mit mehr Firmenkrediten am Aufschwung teilhaben

Volksbanken wollen mit mehr Firmenkrediten am Aufschwung teilhaben
Generaldirektor Fleischmann: Stehen "Gewehr bei Fuß" für Kreditoffensive im Kommerzbereich

Trotz der anhaltenden Coronapandemie und einer möglichen vierten Infektionswelle sieht der Generaldirektor der Volksbanken Wien und des Volksbanken Verbundes, Gerald Fleischmann, für heuer einen deutlichen wirtschaftlichen Aufschwung in Österreich. An diesem will die Bank mit einer verstärkten Kreditvergabe im Unternehmensbereich teilhaben. Im Privatkundenbereich wird der Fokus indessen vor allem auf das Wertpapiergeschäft gerichtet.

Die Kommerzkunden haben die Krise gut überstanden, die Auftragsbücher seien gut gefüllt. Wenn es nach der Pandemie wieder in die wirtschaftliche Expansion gehe, wolle die Bank daher mit verstärkter Kreditvergabe im Geschäftskundenbereich "Gewehr bei Fuß" stehen. "Wir merken, wie stark der Aufschwung ist und den wollen wir durch Kreditvergabe unterstützen", sagte Fleischmann im Gespräch mit der APA. Die Vergabe solle dann über alle Branchen hinweg erfolgen.

Keine Pleitewelle befürchtet

Sorgen um vermehrte Firmeninsolvenzen im Zuge einer vierten Infektionswelle hat Fleischmann nicht. "Wir sehen keinen Klippeneffekt. Wir kennen ja die Auftragsbücher unserer Kunden." Zum Ende des ersten Halbjahres lag die Kreditausfallsquote (NPL/non performing loans) des Volksbanken Verbund bei 1,8 Prozent, im Halbjahr des Vorjahres waren es 2,1 Prozent.

Insgesamt sieht der Bankchef für das heurige Geschäftsjahr kein erhöhtes Kreditrisiko. Nach den Rückstellungen im Jahr 2020 seien heuer wieder Vorsorgen aufgelöst worden. Die Kreditvorsorgen des Volksbanken Verbundes für das erste Halbjahr 2021 lagen mit 31,7 Mio. Euro im positiven Bereich, nach minus 48,7 Mio. Euro in der Vorjahresperiode. Das wirkte auch positiv auf den Gewinn, der mit 92,6 Mio. Euro drei Mal so hoch war wie 2020 mit 30,3 Mio. Euro.

Fokus auf Nachhaltigkeit

Neben der Kreditoffensive im Kommerzbereich will sich die Bank im Privatkundenbereich stärker auf das Wertpapiergeschäft und hier vor allem auf das Thema Nachhaltigkeit konzentrieren. "Wir merken, das wird nachgefragt", so Fleischmann. Im ersten Halbjahr sei vor allem das Fondssparen bei den Kunden sehr beliebt gewesen.

Bei Privatkundenkrediten sei zudem die Nachfrage nach Wohnkrediten ungebrochen. Im aktuellen Niedrigzinsumfeld sind Kredite billig. "Das merkt jede Bank", sagte der Bankchef. Der Umstand laste jedoch auf Zinsseite auf den Ergebnissen der Volksbanken. In den ersten sechs Monaten ging der Zinsüberschuss von 210,9 Mio. Euro im Vorjahr auf 198,4 Mio. Euro zurück.

Das Wertpapiergeschäft und steigende Kreditprovisionen stützten dagegen den Provisionsüberschuss, der von 117,4 Mio. auf 127,9 Mio. Euro anstieg. Das Kundenkreditvolumen stand im Halbjahr 2021 bei rund 21,2 Mrd. Euro (Halbjahr 2020: 21,3 Mrd. Euro).

Schlechter entwickelten sich dagegen die Einnahmen aus Kreditkartengebühren. Da die Leute wegen des Lockdowns nicht auf Urlaub gefahren seien, seien die Gebühren sehr niedrig gewesen, sagte Fleischmann. Der in der Pandemie deutlich gestiegene Online-Handel habe die Einbußen nicht aufwiegen können.

Organisches Wachstum

Künftiges Wachstum will die Bank rein organisch erzielen, Zukäufe seien nicht geplant. Neben den großen Branchentrends Digitalisierung und Nachhaltigkeit lege die Bank besonderen Wert auf ihr Image als "Beraterbank". Man wolle den direkten Kontakt zu Kunden und die Beraterfunktion weiter betonen und ausbauen.

Die umfangreiche Restrukturierung der Bankengruppe ist seit dem letzten Jahr im Grunde abgeschlossen. Bis 2023 müssen allerdings noch Rückzahlungen an die Republik Österreich getätigt werden. Aktuell sind noch 225 Mio. Euro (von ursprünglich 300 Mio. Euro an Staatsgeldern) ausständig. Ende des Jahres sollen laut dem Bankchef 125 Mio. Euro zurückgezahlt werden, danach folgen die übrigen 100 Mio. Euro. "Wir werden ausreichend kapitalisiert sein", so Fleischmann.

Zum Ende des ersten Halbjahres hatte der Volksbanken Verbund rund 2,2 Mrd. Euro Kernkapital und 2,7 Mrd. Euro an Eigenmitteln. Die harte Kernkapitalquote lag bei 14,5 Prozent, die Eigenmittelquote bei 19,6 Prozent.

Bei der Volksbank Wien, der größten der Volksbanken, stand im 1. Halbjahr 2021 unterm Strich ein Periodenergebnis von 53 Mio. Euro, nach 28,1 Mio. Euro im Halbjahr des Vorjahres. Der Zinsüberschuss stieg von 61,4 Mio. Euro auf 69,7 Mio. Euro, der Provisionsüberschuss stieg leicht auf 29,5 Mio. Euro. Wie beim gesamten Verbund drehten auch bei der Volksbank Wien die Risikovorsorgen von minus 11,6 Mio. auf plus 2,2 Mio. Euro. Die harte Kernkapitalquote lag bei 18,5 Prozent.

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