Volksbanken-Chef: "Wir verdienen viel zu wenig"

Gerald Fleischmann, Chef der Volksbank Wien, verordnet dem Sektor neuen Sparkurs
Österreichs Volksbanken haben eine riesige Fusionswelle hinter sich.

Die erste Rosskur haben die österreichischen Volksbanken soeben hinter sich gebracht: Innerhalb von zwei Jahren wurden die 58 regional selbstständigen Volksbanken auf 13 Banken fusioniert. In zwei Monaten soll die Zahl auf den geplanten Endstand von acht Volksbanken plus ein Spezialinstitut, die Ärzte- und Apothekerbank, reduziert werden. Die größere der noch bevorstehenden Fusionen ist jene der gewerkschaftsnahen Sparda Bank mit der Volksbank Wien.

Und schon steht dem Sektor, der nach der Pleite des ehemaligen Spitzeninstituts Österreichische Volksbanken AG (ÖVAG) in Nöte geriet, die nächste Rosskur bevor: "Wir verdienen viel zu wenig", sagt Gerald Fleischmann, Chef der Sektor-Spitze Volksbank Wien. Der Ertrag bewege sich im niedrigen zweistelligen Millionenbereich. "Bei unserer Größe müsste er dreistellig sein", betont Fleischmann. Das Problem: Die Kosten seien zu hoch. Das Verhältnis von Kosten zu Erträgen liege bei 80 Prozent und soll bis 2020 auf 60 Prozent gedrückt werden. Sparen will Fleischmann vor allem bei der IT, die effizienter werden müsse. Kostensenkungen sollen zudem durch Bündelung von Produkten erreicht werden. Geld einbringen soll weiters der Verkauf von nach den Fusionen leer stehenden Gebäuden.

Eine Milliarde bei EZB

Auf die Erträge drückt auch die "Überliquidität": "Die Kunden legen so viel Geld auf Sparbücher, so viele Kredite können wir gar nicht vergeben", erklärt Fleischmann. Die überschüssigen Mittel werden bei der Europäischen Zentralbank (EZB) geparkt. Rund eine Milliarde Euro sind das derzeit. Und dafür müssen die Volksbanken 0,4 Prozent Zinsen zahlen. "Dieses Problem haben alle Banken. Daher ist der Wettbewerb bei Krediten so hoch", sagt Fleischmann. Auch Wohnbaukredite seien sehr gefragt.

An den Staat wollen die Volksbanken heuer 60 Millionen Euro zurück zahlen. Die Schulden beim Staat sinken damit auf 240 Millionen Euro.

Kommentare