voestalpine fährt Sparprogramm gegen die Autoflaute

voestalpine-Chef Eibensteiner
Personalabbau soll auf Leasingarbeiter beschränkt sein. Trotz des schlechten Quartals bleibt die Prognose fürs Gesamtjahr.

Der Stahlkonzern voestalpine fährt ein scharfes Sparprogramm, um das Ergebnis angesichts des schwachen wirtschaftlichen Umfeldes zu verbessern. Über ein ganzes Geschäftsjahr sollen 100 Millionen Euro an Verbesserung erzielt werden.

Dabei wird auch beim Personal angesetzt: Die 1500 Leiharbeiter in Österreich seien "der Spielraum, den wir haben", sagte Vorstandschef Herbert Eibensteiner am Mittwoch bei einer Telefonkonferenz. Konkrete Zahlen, wie viele Mitarbeiter an die Personalleasingfirmen zurückgestellt werden, sagte er nicht.

Beim Stammpersonal will Eibensteiner ohne zusätzliche Kündigungen auskommen. Hier sollen freiwerdende Stellen nicht nachbesetzt werden, die Mitarbeiter sind angehalten, offene Urlaubstage und Überstunden zu reduzieren. 

Zuletzt hatte die voestalpine im steirischen Kindberg 125 Mitarbeiter beim AMS zur Kündigung angemeldet. Für einen Teil habe man Stellen im Konzern gefunden, so Eibensteiner. Insgesamt sei der Mitarbeiterstand im Konzern mit 51.670 "nahezu konstant".

Eine Ergebnisverbesserung verspricht sich der neue CEO auch von verbesserten Einkaufsprozessen, Lagerhaltung und optimiertem "working capital".

Schweres Erbe

Eibensteiner, der erst Anfang Juli den Spitzenjob beim heimischen Stahlriesen angetreten hat, sieht sich mit einem äußerst schwierigen Umfeld konfrontiert.

Die globale Konjunktur schwächelt, die Unsicherheit wird durch den Handelskrieg USA-China und den Brexit nicht weniger. Die für die voestalpine besonders wichtige Autokonjunktur hat sich erheblich abgekühlt, aus der deutschen Industrie kommen insgesamt sehr schlechte Signale und Vorlaufindikatoren, insbesondere auch aus dem Maschinenbau.

Dazu kommen hohe Rohstoffkosten bei gleichzeitig schwachen Stahlpreisen und die massiv gestiegenen Kosten für CO2-Zertifikate. Heuer wird die voestalpine allein dafür rund 100 Millionen Euro einplanen müssen - das entspricht exakt dem geplanten Einsparungspotenzial durch die Sparprogramme. Im Vorjahr waren es nur 69 Millionen Euro, wobei nicht nur der Preis niedriger war, sondern auch eine Hochofenumstellung zu reduziertem Ausstoß geführt hatte.

Spuren in der Bilanz

Das schwierige Umfeld wirkt sich auch auf die jüngsten Quartalszahlen aus. Der Mix aus nachlassender Automobilnachfrage und höheren Rohstoffpreisen hat die Gewinne des börsennotierten Stahlkonzerns voestalpine im ersten Quartal 2019/20 schmelzen lassen. Unter dem Strich blieb zwischen April und Juni ein Nettoergebnis von 90,4 Mio. Euro - das waren um rund 60 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum (226,3 Mio. Euro), wie aus den aktuellen Unternehmenszahlen hervorgeht.

Die Weltkonjunktur habe sich infolge des internationalen Handelskonfliktes "spürbar eingetrübt" - insbesondere die Automobilkonjunktur sei "abgeflaut", wie der Konzern am Mittwoch bei der Berichtsvorlage mitteilte. In anderen wichtigen Kundensegmenten wie der Bahninfrastruktur, der Luftfahrt oder der Lager-und Schweißtechnik sei eine durchwegs positive Nachfrage verzeichnet worden. Doch auch die gestiegenen Preise für Rohstoffe wie etwa Eisenerz bei gleichzeitig niedrigeren Preisen für die Stahlprodukte hätten auf das Ergebnis gedrückt.

Größere Unsicherheit

Insgesamt gaben die Umsätze um 3,8 Prozent auf 3,34 Mrd. Euro nach. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sank der Gewinn (EBITDA) um 27,7 Prozent auf 370,9 Mio. Euro. Die EBITDA-Marge verschlechterte sich von 14,8 auf 11,1 Prozent. Das operative Ergebnis verringerte sich um 51,6 Prozent von 323,8 Mio. auf 156,7 Mio. Euro. Die EBIT-Marge halbierte sich fast von 9,5 auf 4,7 Prozent. Der Gewinn je Aktie brach von 1,21 auf 0,44 Euro ein - ein Minus von 63,6 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Am Ergebnisausblick für das Gesamtjahr hält der Linzern Konzern indes fest: Das Management arbeite weiterhin intensiv daran, im laufenden Geschäftsjahr ein EBITDA "in einer Größenordnung des vorangegangenen Jahres" zu erreichen. Allerdings seien die Unsicherheiten seit Geschäftsjahresbeginn, also seit Anfang April, größer geworden.

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