Zu alt für den Kredit? Mit 75 ist meistens Schluss

Zu alt für den Kredit? Mit 75 ist meistens Schluss
Konsumentenschützer: Beschwerden zeigen, dass es im Alter schwieriger wird, einen Kredit zu bekommen.

Sind ältere Menschen für Banken Kunden zweiter Klasse? Bei der Kreditvergabe ist jedenfalls in erster Linie das Geburtsdatum ausschlaggebend, ob jemand ein Darlehen erhält oder nicht. Ab 65 Jahren wird es schon schwierig, mit 75 Jahren ist in der Regel Schluss. Die meisten Banken bestehen sogar auf eine Kredit-Rückzahlung bis zum 75. Lebensjahr. "Tatsächlich war das Alter in allen besuchten Filialen ein zentrales Kriterium", berichtet Walter Hager, Finanzexperte beim Verein für Konsumenteninformation (VKI).

Dieser schickte eine 65-jährige Testperson mit einem Kreditwunsch in Höhe von 30.000 Euro für eine altersgerechte Wohnungssanierung zu vier heimischen Banken. Als Sicherheit gab der Kreditwerber eine vollständig bezahlte Eigentumswohnung, eine Lebensversicherung im Wert von 20.000 Euro sowie eine monatliche Pensionszahlung von 2000 Euro an. Die Sicherheiten spielten jedoch angesichts des fortgeschrittenen Alters eine untergeordnete Rolle.

Der Pensionistenverband (PVÖ) sieht in dieser Vorgehensweise eine Diskriminierung und berichtet von zahlreichen Beschwerden älterer Menschen, weil sie trotz ausreichender Bonität von ihrer Bank, bei der sie ein Leben lang guter Kunde waren, keinen Kredit bekamen. "Die Seniorinnen und Senioren empfinden das als besonders unwürdig, zumal sie durch ihre Pension über ein gesichertes Einkommen verfügen. Auch die Lebenserwartung steigt", so PVÖ-Generalsekretär Andreas Wohlmuth.

Umdenken

Es gebe bereits einen Appell an die Kreditinstitute, der gestiegenen Lebenserwartung Rechnung zu tragen, sagt Franz Rudorfer, Branchensprecher der Banken in der WKO. Gespräche mit Seniorenvertretern hätten gezeigt, dass es ein Umdenken – auch auf EU-Ebene – brauche. Er verweist aber auch auf die strengeren Risikovorschriften für die Banken.

Dass es anders geht, zeigt die Kärntner Sparkasse, die ein erstes, generationenübergreifendes Finanzierungsmodell zur Wohnungsrenovierung aufgelegt hat. "Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung werden flexible Modelle für die Generation 60 plus eine immer wichtigere Rolle spielen", glaubt VKI-Experte Hager.

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