Viele tragen echten Pelz – und wissen es gar nicht

Ob der Pelz echt ist, ist für Konsumenten oft nicht ersichtlich
Ausgerechnet Billigmode wird mit Billigpelz aufgemotzt. Am Etikett wird das gerne verschwiegen.

Im Winter tauchen sie auf Westen, Pullis, Mantelkrägen oder als Bommel auf Mützen auf: Pelze. "Beim Kauf machen sich die meisten Konsumenten gar keine Gedanken, woher die Pelz-Deko auf der Kleidung kommt. Viele gehen davon aus, dass es sich um Kunstfell handelt", sagt Irina Fronescu, von der Tierschutzorganisation Vier Pfoten.

Tatsächlich sind es aber oft echte Felle von Marderhunden und Kaninchen. Fronescu: "Sie werden in China unter schlechten Bedingungen gehalten. So wird um bis zu zehn Mal billiger produziert als in Europa." Ein gut gemachter Kunstpelz kann damit sogar teurer sein als ein Echtpelz.

Eine Untersuchung von Vier Pfoten zeigt, dass speziell billige No-Name-Produkte mit echten Fellen aufgeputzt werden, ohne dass der Konsument das am Etikett erkennt. Fast jedes zweite Kleidungsstück, das die Tierschützer in Wien, Graz und Linz gekauft haben, hatte einen nicht richtig deklarierten Pelzbesatz. Etwa am Naschmarkt um zehn Euro gekaufte Handschuhe mit Nerzfell.

Vier Pfoten fordert eine Kennzeichnung wie in der Schweiz, wo die Tierart samt Herkunftsland und Art der Pelzgewinnung am Etikett der Kleidung angegeben werden muss.

Kürschner wehrt sich

Für den Wiener Kürschner Philipp Sladky sind pauschale Verurteilungen ein Ärgernis. "Nicht in jedem Echtfell steckt automatisch Tierleid", sagt er. Er verarbeitet vor allem Felle von Tieren aus der Nutztierhaltung und Hegehaltung. "Werden die Tiere schlecht gehalten, ist auch das Fell nicht schön", betont der Kürschner. "Außerdem ist die Produktion von Kunstfell noch umweltbelastender als jene von Echtpelz", so sein Standpunkt.

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