Viele Millionen für weiße Pisten

Viele Millionen für weiße Pisten
Die Seilbahnen haben heuer eine halbe Milliarde investiert. Zwei Drittel der Pisten sind bereits beschneibar.

Mit dem Weltcuprennen in Sölden ist am Wochenende auch der Startschuss für die Wintersaison gefallen. Geht es nach Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner, soll die anlaufende Saison dazu beitragen, dass 2012 der Rekord von 126,7 Millionen Gästenächtigungen aus dem Jahr 2008 übertroffen wird.

Die Seilbahnwirtschaft ist jedenfalls gerüstet. Sie hat heuer mehr als eine halbe Milliarde Euro investiert. "Knapp 300 Millionen Euro wurden in Qualität, Sicherheit und Komfort der Anlagen investiert, 80 Millionen in die Beschneiungstechnik", rechnet Franz Hörl, Obmann des Fachverbandes der Seilbahnwirtschaft, vor. Weiters sind 123 Millionen in neue Zutrittssysteme, Pistengeräte, in Absperrungen, Hinweistafeln und sonstige Verbesserungen geflossen. Hörl: "Seit 2008 haben wir allein 800 Millionen Euro in die Schneesicherheit investiert." Mittlerweile sind 70 Prozent der Pisten in Österreich beschneibar. Kritik der Umweltschützer, dass es schon zu viele Pisten gibt, greift Hörl gleich vor: "Nur 0,3 Prozent der Fläche Österreichs sind Pisten." Und überhaupt habe der Tourismus, speziell der Wintertourismus, der in manchen Regionen – speziell in Tirol – eine Landflucht verhindert. "Wir gehen verantwortlich mit der Ressource Heimat um", meint der Seilbahn-Vertreter.

Winter gewinnt

Feststeht, dass die Bedeutung des Wintertourismus seit 25 Jahren zunimmt, während jene des Sommertourismus sinkt. In den 1980er-Jahren verbrachten Sommergäste noch doppelt so viele Nächte (knapp 80 Millionen) in Österreich wie im Winter. Vor fünf Jahren wurden erstmals im Winter mehr Gästenächtigungen gezählt (rund 60 Millionen). Die Aufenthaltsdauer der Gäste sinkt allerdings seit den 1970er-Jahren. "2008 lag sie noch bei 3,9 Tagen, jetzt bei 3,6", sagt Minister Mitterlehner. "Wir reagieren mit verstärkten Tätigkeiten in Wintersport-affinen Ländern wie Russland, Tschechien und der Slowakei." Aber auch in Brasilien, China und Indien werde für heimische Pisten geworben.

Die Gemeinde Sölden – nach Wien Nummer zwei bei den Nächtigungen im Winter – war gerade bei 25 Reiseveranstaltern in São Paulo "Klinken putzen". "Durch die Direktverbindung nach München sind sie gleich schnell bei uns wie in Whistler in Kanada", sagt Christian Schnöller vom Sölden Tourismus. Für die Touristiker seien Brasilianer interessant, weil sie im Dezember und Jänner Sommerferien haben und erst nach Weihnachten und Silvester verreisen, wenn bei uns das viel zitierte Jännerloch klafft. Im Vorjahr kamen jedenfalls schon 600 Brasilianer zum Skifahren nach Sölden. Bei 2,2 Millionen Nächtigungen im Jahr in der 3500-Seelen-Gemeinde freilich verschwindend wenig, aber zumindest ein Anfang, meint Schnöller.

Auch die Schweizer haben kürzlich ein Tourismusbüro in São Paulo eröffnet. "Ein Zeichen, denn die Schweizer sind uns auf internationalen Märkten immer einen Schritt voraus", sagt ein Tiroler Touristiker. Zwar ist Skifahren in Brasilien alles andere als ein Volkssport, es gäbe aber viele wohlhabende europäische Auswanderer, die auch für Österreichs Pisten zu begeistern sind. Schnöller: "Nach Nordamerika kommen 200.000 Brasilianer zum Skifahren. In ihrem Winter fahren sie zudem nach Chile und Argentinien."

"Sind Marktführer im Wintersport"

Viele Millionen für weiße Pisten

Deutschland bleibt die wichtigste Gästenation für Österreich. Im Winter 2011/’12 sind 38 Prozent der Nächtigungen auf Deutsche entfallen, gefolgt von Österreichern und Niederländern (24 bzw. sechs Prozent).

Unterm Strich kamen im vorigen Winter mehr als 16 Millionen Gäste und sie bleiben 64 Millionen Nächte (Plus 4,8 bzw. 3,6 Prozent). "In Zentral- und Osteuropa sind wir klarer Marktführer im Wintersport", sagt Petra Stolba, Chefin der Österreich Werbung (ÖW). Jeweils rund zwei Prozent der Wintergäste reisen aus Ungarn, Tschechien und Russland an. Allerdings ist die Stimmung in Ungarn derzeit konjunkturbedingt gedämpft.

Prognosen für den Winter sind schwierig. Gebucht wird immer kurzfristiger, oft nur bei guter Wetterprognose. "Die Grundstimmung in wichtigen Herkunftsmärkten ist aber gut", so Stolba.

Dazu kommt, dass sich die Ferientermine in wichtigen Ländern heuer gut koordinieren lassen, Weihnachten günstig fällt und Ostern schon Ende März ist. Stolba: "Das heißt, wir haben eine kompakte Saison." Hinter den Ferienkulissen ist dennoch nicht alles eitel Wonne. Einige Feriendestinationen kommen unter Druck. Die gesamtösterreichischen Wachstumszahlen sind von den Städten getrieben. Allein Wien zog den Schnitt mit plus 7,5 Prozent im Zeitraum Jänner bis September nach oben.

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