"Versteckte Fouls" bei Anbietern von Sportwetten im Web

Die Fußball-WM kurbelt die Umsätze der Wettanbieter kräftig an.
Konsumentenschützer spüren als Tester fragwürdige Praktiken auf und klagen bwin.

Wer wird Weltmeister? Wer schießt das erste Tor? Die Fußball-WM startet erst am 12. Juni, doch das Wetten hat längst begonnen. Das Sportgroßereignis kurbelt die Umsätze der Wettanbieter kräftig an: "Für uns ist die WM ein 13. Monat und enorm wichtig für die Neukundengewinnung", erzählt Jürgen Irsigler, Chef von Admiral Sportwetten (Admiralbet).

Während das stationäre Geschäft stagniert, fließt immer mehr Geld in Online-Wetten, die bequem vom Sofa aus erledigt werden können.

Um viele Kunden fürs Zocken zu gewinnen, agieren die Anbieter oft "mit versteckten Fouls", kritisiert der Verein für Konsumenteninformation (VKI). Er testete fünf Portale (Admiralbet, bwin, Cashpoint, Tipico, William Hill) und stieß dabei auf gleich mehrere Missstände:

Identitätscheck Die Identität und damit auch das Alter wird erst bei einer möglichen Auszahlung überprüft, nicht jedoch bei der Anmeldung. Dafür genügt eine Kreditkarte oder Bankverbindung. "Geld verspielen darf man ohne strenge Auflagen, Geld gewinnen nicht", kritisiert VKI-Geschäftsführer Franz Floss.

Gratiswetten Viele Anbieter ködern mit Gratiswetten, die keineswegs gratis sind. "Um an den Bonus zu gelangen, mussten wir den vierfachen Betrag setzen", erzählt Floss.

Bonusguthaben Gewährte Boni gelten bei einige Anbietern nicht für Sportwetten, sondern für Glücksspiele wie Roulette oder Black Jack. Diese sind für die Anbieter weit lukrativer.

Auszahlung Nicht jeder Gewinn wird sofort ausbezahlt, oft erst ab einem bestimmten Betrag. Darüber informiert wird zumeist nicht.

Kontogebühren Wer nur einfach mit dem Spielen aufhört, ohne das Konto zu löschen, riskiert "Verwaltungsgebühren". So verlangt bwin laut AGB fünf Euro pro Monat für ein inaktives Konto. Nur wer wieder spielt, erspart sich die Gebühr. "Diese Anfütterungsstrategie ist nicht im Sinne der Spielsuchtgefährdeten", kritisiert Floss. Der VKI reichte diesbezüglich bereits eine Klage wegen aggressiver Werbung gegen bwin ein.

Admiral-Chef Irsigler weist die VKI-Vorwürfe als zu pauschal zurück und hält den Test für "fragwürdig", weil Großanbieter wie bet-at-home oder Interwetten gar nicht vorkämen. Bezüglich Identitätscheck verweist er auf die Gesetze, die dies ausdrücklich erlauben.

In Österreich wird Schätzungen zufolge rund eine Milliarde Euro allein mit Online-Sportwetten umgesetzt. Etwa 55 Prozent davon entfallen auf Fußball, gefolgt von Tennis und Eishockey. Die größten Anbieter sind bwin, bet-at-home, Interwetten, William Hill und Admiralbet.

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