Verpflichtende Frauenquote: "Es kann nur besser werden"

Nur neun Börsefirmen haben derzeit die 30-Prozent-Quote erfüllt
Ab 2018 müssen Großunternehmen 30 Prozent Frauen im Aufsichtsrat haben. Vorbild ist Deutschland.

Bis Juni möchte die Regierung in ihrem neuen Arbeitseifer umsetzen, was in den vergangenen 30 Jahren nicht gelungen ist: Die Einführung einer gesetzlich verpflichtenden Frauenquote in Aufsichtsräten. Nach Vorbild der deutschen Rechtslage müssen ab Jänner 2018 sowohl börsenotierte Unternehmen als auch Unternehmen mit mehr als 1000 Beschäftigten eine Frauenquote von 30 Prozent festlegen, die bei Neubestellungen verpflichtend einzuhalten ist.

Details offen

Die Details müssen noch ausverhandelt werden, doch die Botschaft ist bereits angekommen. "Ich gratuliere der Regierung zu diesem wichtigen Schritt", sagt Board-Search-Chef Josef Fritz. Der Personalberater hat sich auf die Suche nach Aufsichtsrats-Profis spezialisiert. Die Freiwilligkeit führe hier einfach nicht zum gewünschten Ergebnis und "beim derzeitigen Niveau vieler heimischer Aufsichtsräte kann es mit einer Quote nur noch besser werden". Das Argument, es gebe zu wenig qualifizierte Frauen für die Top-Jobs, weist er zurück. Er habe in seiner Datenbank mehrere Hundert fachlich top-qualifizierte Frauen, auch Technikerinnen, die sofort in Aufsichtsräten einziehen könnten.

Ex-Siemens-Top-Managerin Brigitte Ederer, die gleich in mehreren Aufsichtsräten sitzt (u.a. ÖBB, Infineon, Schoeller-Bleckmann) begrüßt das Gesetz. "Wie man an Deutschland sieht, gibt es genug ausgezeichnete Frauen, auch in der Industrie." Es sei in Österreich aber eine gewisse Herausforderung, dass "nicht überall dieselben Frauen drinnen sitzen".

Quote wirkt

Deutschland führte die Quotenpflicht im Jänner 2016 für 101 börsenotierte und voll mitbestimmte Unternehmen (Aufsichtsrat aus Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretung, Anm.) ein. Der Frauenanteil stieg nach nur einem Jahr von 23,3 auf 27,5 Prozent. Die 30 DAX-Unternehmen erfüllen die Quote schon seit Mitte 2016.

In Österreich liegt der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der börsenotierten Unternehmen bei 17,4 Prozent. Lediglich neun Unternehmen erfüllen die Quote bereits jetzt freiwillig, darunter die Erste Group. "Die Quote ist dringend geboten. Je mehr Aufsichtsrätinnen, desto mehr Frauen werden insgesamt in Führungspositionen nachrücken", glaubt Brigitta Schwarzer von der Aufsichtsräte-Plattform Inara. Die Verpflichtung sollte aber keine Dauerlösung, sondern nur eine "Anschubhilfe " für eine gewisse Zeit sein.

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