Teures Heizöl, billiger Strom

Brennholz schafft wohlige Wärme, meist ist es aber nur eine Ergänzung zu anderen Heizsystemen.
Wer mit Strom-Wärmepumpen heizt, hat die geringsten laufenden Kosten, Anschaffung aber teuer.

Es ist noch nicht lange her, als Stromheizungen als Energiefresser und als unwirtschaftlich verteufelt wurden. Jetzt ist Strom nicht nur die billigste Energiequelle für ein warmes Heim, sie wird von Experten auch als zukunftsträchtigste eingeschätzt.

"Strom wird eine zunehmend wichtige Heizform", sagt denn auch Peter Traupmann, Geschäftsführer der Austrian Energy Agency. Freilich sind die Stromheizungen von heute nicht mit jenen von früher zu vergleichen: Der Renner bei Häuslbauern sind heutzutage strombetriebene Wärmepumpen. Sie schneiden im aktuellen Heizkostenvergleich der Energy Agency auch am besten ab. Die laufenden Betriebskosten liegen deutlich tiefer als jene für alle anderen Heizsysteme. In der Anschaffung sind sie allerdings viel teurer. Bei allen, die ein Einfamilienhaus bauen, sind sie dennoch beliebt.

Oftmals werden sie gleich mit Sonnenenergie-Zellen am Dach kombiniert, womit man sich auch den Strom für die Wärmepumpe selbst produzieren kann. Damit hängt man nicht vom Strompreis ab, der aktuell zwar tief ist, in einigen Jahren aber wieder nach oben ziehen könnte.

Eine Alternative ist für viele Häuslbauer auch eine Pellets-Heizung. Sie ist in der Anschaffung zwar recht teuer, die laufenden Kosten sind aber vergleichsweise günstig. Zudem wird der Umstieg auf Pelletskessel in einigen Bundesländern hoch subventioniert. Bis zu einem Drittel der Kosten werden durch Förderungen ersetzt.

Teures Heizöl, billiger Strom

Heizen in der Stadt

Anders als am Land, wo Einfamilienhäuser dominieren, sind in den Wohnhäusern der Stadt Fernwärme, Gas und Öl die wichtigsten Energiequellen fürs Heizen. Bei diesem Vergleich liegt Gas derzeit voran. Öl-Heizer zahlen am meisten. Fernwärme liegt in der Mitte. Die Preisunterschiede sind aber nicht groß. Inklusive Anschlusskosten allerdings hat Fernwärme die Nase vorn.

Der Heizkostenvergleich der Energy Agency zeigt zudem, wie sehr Wärmedämmung die Energiekosten senkt. Besonders für die rund 800.000 Haushalte, die noch mit Öl heizen, zahlt sich das aus. Ihre laufenden Heizkosten können dadurch um rund 1600 Euro im Jahr verringert werden.

Traupmann hält daher eine Ausweitung der Förderung fürs thermische Sanieren der Gebäude für dringend geboten. "Das wäre auch ein Impuls für die Konjunktur. Regionale Bauunternehmer, aber auch Installateure würden davon profitieren", betont er.

Nur 1,3 Prozent der rund vier Millionen Wohnungen und Einfamlienhäuser in Österreich werden jährlich energetisch saniert. Die 100 Millionen Euro, die es heuer an staatlicher Förderung dafür gab, waren schon im August vergriffen. Im Budget 2015 ist eine Neuauflage dieser Förderung vorgesehen. Mit Wärmedämmung und Fenstertausch wird der sogenannte Heizwärmebedarf auf 75 Kilowattstunden pro Quadratmeter gesenkt. Das ist um 100 kWh weniger als in unsanierten Häusern. Im Neubau werden fast nur noch Niedrigenergiehäuser errichtet, deren Heizwärmebedarf um die 30 kWh liegt.

Gas- und Fernwärmeunternehmen klagen hinter vorgehaltener Hand bereits über spürbare Absatzrückgänge.

Heizöl

Auch wenn Heizöl nach wie vor die teuerste Energiequelle ist, ist sie jetzt viel billiger als vor wenigen Jahren: Knapp 80 Cent je Liter kostet Heizöl derzeit (plus Zustellkosten). Im Höhepunkt 2008 musste man für den Liter Heizöl mehr als einen Euro ausgeben. Die Zeit zum Vollfüllen des Tanks ist also günstig.

Strom

Elektrische Energie ist ebenfalls billiger geworden. Wer einen günstigen Anbieter hat, zahlt netto um die fünf Cent je Kilowattstunde. Wer allerdings seinen Stromlieferanten nicht gewechselt hat, zahlt meist mehr als acht Cent je Kilowattstunde. Dazu kommen noch Steuern, Abgaben und Netzgebühren.

Rund eine Viertelmillion leidet hierzulande unter "Energiearmut", hat also bei sehr niedrigem Einkommen recht hohe Energieausgaben, etwa fürs Heizen.

Walter Boltz, Vorstand beim heimischen Regulator E-Control, hält im Kampf dagegen eine Beratung etwa zum Energiesparen oder besserer Isolierung für zielführender als laufende Geldzuschüsse, ohne dass sich an der Situation der Betroffenen etwas ändert.

Wie viele leiden unter Energiearmut? Nach der E-Control-Definition waren 2012 rund 290.000 Menschen betroffen - Haushalte mit nicht einmal 900 Euro verfügbarem Monatseinkommen (200 Euro unter der Armutsgefährdungsgrenze) und mit 180 statt 99 Euro monatlich um fast 80 Prozent höheren Energiekosten als sie der Durchschnittsösterreicher hat.

Woher kommen die Daten? EU-Daten kamen für 2012 auf 263.000 Personen bzw. rund 116.000 Haushalte (für 2013 auf 230.000 Menschen in 102.000 Haushalten), doch sei das aus SILC-Umfragedaten abgeleitet, bei denen die Befragten subjektiv antworteten. Die Analyse der 2012 betroffenen 263.000 zeige, dass diese - mit 1.400 Euro netto Haushaltseinkommen - weder wirklich arm seien noch unbedingt hohe Energiekosten hätten, denn die lägen mit 94 Euro sogar niedriger als der Österreich-Schnitt. Die EU- und E-Control-Zahlen seien zwar recht ähnlich, es gehe aber um einen ganz anderen Personenkreis. Obendrein müssten Armut und Energiearmut auseinandergehalten werden, "wir können ja nicht die thermische Sanierung über die Sozialsysteme finanzieren".

Welche Maßnahmen schlägt die E-Control vor? Am meisten wäre den "Energiearmen" aus Sicht von Boltz durch eine Energieberatung geholfen, wie sie ihren Verbrauch senken und ihre Wohnung besser isolieren könnten oder welche Geräte sie austauschen sollten. Bei der Isolierung lasse sich oft in einigen Stunden mit wenig Geld viel bewerkstelligen.

Zehn Begriffe zur Energieeffizienz:

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dpa/Friso GentschARCHIV - ILLUSTRATION - Eine Hand dreht an dem Thermostat einer Heizung, aufgenommen am 14.01.2008 in Osnabrück. Der kalte Winter treibt die Kosten schon bei der Heizung kräftig nach oben. Zusätzlich erhöhen im neuen Jahr die meisten
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Welche Rolle spielen Energieversorger? Der E-Control-Vorstand hofft hier auch sehr stark auf die Energieversorger, die ja ohnedies die vom Energieeffizienzgesetz vorgegebenen Einsparmaßnahmen bei ihren Kunden zu 40 Prozent im Haushaltssektor setzen müssen. "Ich hoffe doch, dass die Energieversorger einiges tun werden bei der Energieberatung", doch sei eventuell die Kommunikation mit energiearmen Menschen schwieriger als mit Bessergestellten.

Steigt oder fällt der Bedarf? Generell wird der Stützungsbedarf wohl eher zunehmen, schätzt Boltz. Nicht bei Gas, dort gebe es beim Preis ohnedies vorübergehend eine Entlastung. Aber bei Strom - zwar nicht beim Commodity-Preis selbst, aber durch Gebühren und Abgaben, die eher steigen würden, "wir bauen ja ein recht teures System über die Ökostrom-Förderung auf". Die Stromkosten würden also in nächster Zeit doch steigen. Und die schwache Konjunktur werde die Arbeitslosigkeit und damit die Stützungsbedürftigkeit wachsen lassen.

Wie viele Menschen waren mit Zahlungen im Verzug? Strom- und Gasabschaltungen wegen Zahlungsverzug gab es voriges Jahr in Österreich 30.000 und 8.500, also in jeweils rund 0,7 Prozent der heimischen Haushalte. Das sei etwa das gleiche Niveau wie in Deutschland und eigentlich eine geringe Zahl, so Boltz im Vorfeld einer Energiearmut-Tagung des Regulators im Austria Center Vienna (ACV).

Kommt ein Fonds? Die Chancen für die Einrichtung eines Fonds zur Finanzierung von Energieeffizienzberatungen und Einmalinvestitionen - finanziert durch EVU -, für den sich Boltz schon vor einem Jahr stark gemacht hat, schätzt er heute auch nur mit "50 zu 50" ein. Der sei zwar zum Energieeffizienzgesetz diskutiert, aber nicht realisiert worden. Abgesehen von punktuellen positiven Aktivitäten wie dem Verbund-Stromhilfefonds der Caritas gebe es hier nicht viel. Eventuell komme aber ein "Anschub" aus den Erfahrungen Wiens; die Bundeshauptstadt zahlt ja keine Heizkostenzuschüsse mehr aus, sondern hat sich 2013 dazu entschlossen, die Wiener Energieunterstützung anzubieten, um nachhaltig und treffsicher das ganze Jahr über bei drohender Energiearmut reagieren zu können.

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