Verbund kämpft mit tiefem Strompreis

Mit der Kraft des Wassers: Pumpspeicherkraftwerk im Maltatal.
Mit weniger Investitionen und Sondereffekten steigt der Gewinn im ersten Halbjahr.

Die seit Jahren fallenden Strompreise im Großhandel machen Österreichs größtem Wasserkraft-Konzern Verbund das Leben schwer: 34,9 Euro pro Megawattstunde bekam der Stromversorger im Durchschnitt des ersten Halbjahres 2015 – um 4,2 Euro weniger als noch in den ersten sechs Monaten des Vorjahres.

Verbund kämpft mit tiefem Strompreis
Kennzahlen 1. Halbjahr 2015 im Vergleich zu 2014 - Tabelle; Aktienkurs seit Anfang 2014 - Kurvengrafik, Grafik 0869-15-Verbund.ai, Format 88 x 66 mm

Der Preisverfall ist für den Verbund besonders schlimm. Denn kein anderer Energieversorger in Europa hängt so stark vom Großhandelspreis ab wie der Verbund. „Ein Euro Preisänderung bedeutet 25 Millionen Euro im Verbund-Ergebnis vor Steuern und Abschreibungen“, erklärt Chef Wolfgang Anzengruber. Dass dieses Ergebnis im ersten Halbjahr dennoch kräftig gesteigert werden konnte – um 37,9 Prozent auf 489,1 Millionen Euro – liegt vor allem an einem Sondereffekt: Rückstellungen für Streitigkeiten um Stromnetztarife von 40 Mio. Euro und für Sozialpläne konnten aufgelöst werden.

Mehr Regen

Geholfen hat dem Verbund auch die gute Wasserführung im ersten Halbjahr. Damit konnte die Stromerzeugung in den Wasserkraftwerken um 7,2 Prozent auf 15.441 Gigawattstunden erhöht werden. Die gesamten Umsatzerlöse fielen dennoch um 0,8 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro.
Gekürzt wird bei Personal und Investitionen. In den drei Jahren bis Ende 2015 werden die Kosten um 160 Millionen Euro reduziert, 250 Stellen fallen weg. Investiert wurden im ersten Halbjahr nur 97 Millionen, um 44 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Zudem versucht Verbund-Finanzchef Peter Kollmann die Verzinsung der Fremdfinanzierung zu reduzieren. Eine 500 Millionen Euro-Anleihe mit 4,75 Prozent Verzinsung, die noch bis 2019 laufen würde, soll zurück gekauft werden.

Anzengruber will den Konzern in Richtung „völlig CO2-freie Stromerzeugung“ trimmen. Wärmekraftwerke werden sukzessive geschlossen, Wasserkraftwerke revitalisiert und Windkraft-Anlagen neu errichtet oder zugekauft.

Kommentare